Infotafel zum Film "Die Sünderin" mit Hildegard Knef.
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Am Tag der Archive waren am Samstag in Regensburg Raritäten aus allen Regensburger Archiven zu sehen.

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"Tag der Archive" in Ostbayern: Kuriose Raritäten und Rückblicke

Am Tag der Archive wurden Raritäten aus Regensburger Archiven präsentiert: So auch ein Rückblick auf das Jahr 1951, als der Skandalfilm "Die Sünderin" für heftige Proteste sorgte. Und auch in Amberg, Landshut und Neumarkt öffneten die Archive.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Raritäten aus allen Regensburger Archiven waren am Wochenende anlässlich des "Tags der Archive" im Runtingerhaus zu sehen.

Hunderte Menschen demonstrierten gegen Film "Die Sünderin"

Zum bundesweiten Thema "Musik und Theater" bot das Stadtarchiv einen Rückblick auf turbulente Tage im Februar 1951, als in Regensburg der Willi-Forst-Film "Die Sünderin" mit Hildegard Knef ins Kino kam. Mehrere hundert Menschen demonstrierten auf dem Platz vor dem Alten Rathaus - ein Teil von ihnen für die Freiheit der Kunst, ein anderer Teil forderte einen Boykott des Films, weil er "ein Faustschlag ins Gesicht jeder anständigen deutschen Frau" sei.

Nackte Haut: Regensburger OB ließ Filmrollen beschlagnahmen

Der Regensburger Erzbischof Michael Buchberger nannte den Streifen einen "Vorgeschmack auf einen bolschewistischen Angriff, der die christliche Grundordnung zerstören" will. Tatsächlich spielte die 25-jährige Knef die Prostituierte Marina, die einige Sekunden im Halbschatten nackt zu sehen war. In Regensburg wurden wegen des Films Stinkbomben geworfen, der damalige Oberbürgermeister Georg Zitzler (CSU) verhängte ein Aufführungsverbot für den Film und ließ die Filmrollen beschlagnahmen.

Einblick in Sammlung des Theaterenthusiasten Andreas Blank

Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Knüppeln gegen "Pro-Sünderin"-Demonstranten vor. Fotos und andere Archivalien dieser Umtriebe waren beim "Tag der Archive" zu sehen. Außerdem gewährte das Stadtarchiv einen Einblick in die Sammlung des Theaterenthusiasten Andreas Blank, der Dokumente zu einem Gastspiel von Enrico Caruso am Stadttheater Regensburg im Jahre 1906 gesammelt hat: Damals ritt der schon weltberühmte Tenor auf einem weißen Tiger über die Bühne. Ebenfalls zu sehen waren beim "Tag der Archive" mittelalterliche Noten auf Pergament aus dem Archiv des St.-Katharinenspitals und Zeugnisse zur Musik am Hof der Fürsten von Thurn und Taxis aus dem Zentralarchiv des fürstlichen Hauses.

Recherche, Präsentationen, Führungen und ein Stadtrundgang

Zum diesjährigen "Tag der Archive" hatten außer in Regensburg auch weitere Archive in Niederbayern und der Oberpfalz geöffnet. Im Staatsarchiv Amberg beispielsweise standen am Samstag zwischen 10.30 Uhr und 12.30 Uhr Familien- und Heimatforschung im Mittelpunkt. Interessierten wurden zum Beispiel Recherchemöglichkeiten vorgestellt.

Führungen und Präsentationen mit Blick auf das Archivtags-Rahmenthema "Essen und Trinken" gab es zwischen 10 Uhr und 16 Uhr im Staatsarchiv Landshut.

Das Archiv der Verwaltungsgemeinschaft Nabburg im Landkreis Schwandorf widmete sich – ebenfalls am Samstag – zwischen 14 Uhr und 18 Uhr dem Thema "Bier-Geschichte in Nabburg" – inklusive Bierführung und anschließender Brotzeit.

Das gesamte Wochenende über zeigte das Stadtarchiv Neumarkt in der Oberpfalz Archivalien aus seinem Bestand und gewährt Einblicke in seinen Arbeitsalltag. Außerdem waren ein Bücherflohmarkt und ein Stadtrundgang geplant.

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Interessierte beim Tag der Archive in Regensburg.

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