Kinder sitzen in einer Kita auf dem Boden und spielen mit Lego-Bausteinen
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Personalmangel in Kitas: Stadt Augsburg will im Ausland Erzieher rekrutieren

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Stadt Augsburg will im Ausland Erzieher rekrutieren

In der Stadt Augsburg fehlen so viele Erzieher, dass zurzeit rund 1.400 mögliche Kindergartenplätze wegfallen. Deshalb ergreift die Stadt jetzt mehrere Maßnahmen. Unter anderem versucht sie, Personal aus dem Ausland zu gewinnen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Allein in den städtischen Kitas und Kindergärten sind aktuell 70 Erzieher-Stellen unbesetzt - das entspricht 400 Kindern, sagt Augsburgs Zweite Bürgermeisterin Martina Wild. Rechnet man alle anderen Kitas in der Stadt dazu, fallen laut Martina Wild aktuell insgesamt 1.400 Kindergartenplätze weg, wegen des Personalmangels.

Deshalb will die Stadt jetzt die Ausbildung ankurbeln, sie investiert in eine Kinderpflegeschule und sie versucht aktuell, in Spanien und in Slowenien Erzieher anzuwerben. Außerdem sollen laut Martina Wild ausländische Abschlüsse eher anerkannt werden.

  • Zum Artikel: "Notbetreuung und Schließungen: Kitas in Schwaben durch Krankenstand am Limit"

Immer mehr Kita-Gruppen müssen schließen

Was der Erziehermangel für die Eltern bedeutet, zeigt das Beispiel des evangelischen Kindergartens St. Andreas im Augsburger Stadtteil Herrenbach. Jetzt, kurz vor Weihnachten, haben die Eltern erfahren, dass eine ganze Gruppe mit 23 Kindern schon zum Februar schließen muss. Weil viele Eltern berufstätig sind, sind die Sorgen groß. Deshalb gab es nun eine Krisensitzung der Eltern mit der Kita-Leitung.

Wut und Ratlosigkeit bei den Eltern

Für die Eltern ist es kaum möglich, so kurzfristig einen anderen Platz zu finden. Entsprechend groß ist die Ratlosigkeit und Verärgerung bei den Eltern. Eine Mutter sagte dem BR, sie habe zwei Kinder in der Einrichtung, sowohl sie als auch ihr Mann seien berufstätig. Eine andere Mutter ist Grundschullehrerin und wollte zum Halbjahr wieder in den Beruf zurück, doch daraus wird wahrscheinlich jetzt nichts.

Massiver Erzieher-Mangel - da hilft auch Werbung nicht

Die Kita St. Andreas ist freilich nicht die einzige Einrichtung, die ums Personal ringt. Jede Kindergartenleitung, mit der er gesprochen habe, habe zu wenig Fachkräfte, sagt der Pfarrer der Gemeinde, Markus Maiwald. Werbung in Fachblättern, per Plakat an der Einfallstraße oder auch per Handzettel habe nichts gebracht.

Vielleicht gibt es eine Notlösung für den Kindergarten St. Andreas

Pfarrer Maiwald findet die neuen Maßnahmen der Stadt Augsburg gut, doch für die gefährdete Gruppe im Kindergarten St. Andreas dauert das alles zu lange, sagt er. Deshalb hofft er, über eine unkonventionelle Idee doch noch eine Lösung zu finden: Er würde gerne die Kinderpflegerin, die schon länger in der Einrichtung arbeitet, als Fachkraft anstellen. Das würde die Lage entzerren, dafür braucht es aber eine besondere Genehmigung. Normalerweise müsste die Kinderpflegerin eine neunmonatige Fortbildung absolvieren, trotz ihrer langen Berufserfahrung. Der Pfarrer hofft daher auf das Gespräch mit der Aufsichtsbehörde Anfang Januar.

Aber selbst wenn die Behörde dem Pfarrer entgegenkommt, hat der Kindergarten immer noch zu wenig Erzieher: "Wenn sich bei mir eine Fachkraft bewirbt, nehme ich die sofort, mit Handkuss", sagt Markus Maiwald.

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