Pferde auf der Koppel im Gut Schweiganger
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Der Freistaat Bayern züchtet mit Steuergeldern Pferde: am Gestüt Schwaiganger in Oberbayern.

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Staatsgestüt Schwaiganger: Warum der Freistaat Pferde züchtet

Vom Arbeitstier zum Sport- und Freizeitpartner: rund 140.000 Pferde gibt es in Bayern. Pferde gelten als Kulturgut und sind ein Wirtschaftsfaktor. Mit dieser Begründung finanziert der Freistaat Bayern das Haupt- und Landgestüt Schwaiganger.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Das Haupt- und Landgestüt Schwaiganger in Ohlstadt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist eines von neun bayerischen Staatsgütern. Auf den anderen acht geht es um Nutztierhaltung und Pflanzenzucht. Auch Pferde gelten immer noch als landwirtschaftliche Nutztiere, doch in der Realität haben sie als Zugtiere in der Landwirtschaft oder als Reit- und Transportpferde beim Militär keine Bedeutung mehr. Warum also züchtet der Staat Pferde?

"Die Vielfalt der Pferderassen bewahren"

Schwaiganger ist als staatlich anerkannter Ausbildungsbetrieb zuständig für die Fort- und Weiterbildung und die Förderung der bayerischen Pferdezucht. Auch die Vielfalt der Pferderassen in Bayern zu bewahren, gehört zur Aufgabe des Landgestüts. Gezüchtet werden Rassen wie das Deutsche Sportpferd, Haflinger, Edelbluthaflinger und Süddeutsches Kaltblut.

Landstallmeisterin Cornelia Back, die das Gestüt leitet, ist stolz auf Schwaiganger: "Die deutschen Haupt- und Landgestüte stammen aus der Zeit des Militärs, wo man Pferde zum Transport brauchte. Und natürlich für die Landwirtschaft. Und dieses lebende Kulturgut transportieren wir in die Zukunft."

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Nachwuchs in Schwaiganger

Nur die Besten werden gezüchtet

Die Pferde werden sorgfältig selektiert und verpaart, um ihre Leistungsfähigkeit und Gesundheit zu optimieren. Körperbau, Charakter, Gesundheit, Gang und rasse- und geschlechtstypische Merkmale kommen immer wieder auf den Prüfstand - nur die Besten gehen in Schwaiganger in die Zucht. Die anderen gehen in den eigenen Schulbetrieb oder werden europaweit verkauft.

Gefragte Genetik von "Landbeschälern"

Der sechs Jahre alte Deckhengst Scalatore, ein Deutsches Sportpferd, war schon Landeschampion und Sieger in der Bundeschampionatsqualifikation der fünfjährigen Dressurpferde. Er ist ein sogenannter "Landbeschäler" in Schwaiganger. So nennt man Deckhengste, die dem Staat gehören und mit ihrer wertvollen Genetik intern und auch externen Züchtern zur Verfügung stehen.

Über die eigene Besamungsstation wird von März bis Mitte August auf Bestellung Sperma gewonnen und vermarktet - in ganz Europa. 15 Hengste können auch zum Decken angefragt werden - mit Natursprung. Die Gebühr für externe Züchter: Je nach Rasse, Blutlinie und Erfolg bei einer trächtigen Stute zwischen 250 Euro und 1.500 Euro.

Ausbildung von Pferdewirten und Pferdehaltern

In Schwaiganger wird auch ausgebildet. Denn für die rund 140.000 Pferde in Bayern sind qualifizierte Fachkräfte gefragt. Das "Bildungszentrum für Pferdehaltung und Reiten" bietet Ausbildungsplätze für Pferdewirte an. Neben den 40 Mitarbeitern im Betrieb gibt es derzeit zehn Azubis. "Das Berufsbild Pferdewirt ist ein Beruf mit Zukunft", sagt Gestütsleiterin Cornelia Back.

Aber auch Hufschmieden, Pferdehalterinnen und Pferdehaltern werden Lehrgänge und Fahrkurse für Kutschen angeboten. Hier hat Schwaiganger als Ausbildungsbetrieb einen großen Vorteil: Es ist alles an einem Ort.

Pferde kosten Geld

Das Staatsgut kostet den Freistaat Bayern jährlich rund drei Millionen Euro an Steuergeldern für den laufenden Betrieb. Dazu kommen regelmäßig erhebliche Investitionskosten zur Modernisierung der Bildungsinfrastruktur und der Pferdställe.

Zwar hat Schwaiganger auch Einnahmen durch den Verkauf von Pferden und durch die Tätigkeit der Deckhengste, aber diese fließen in den allgemeinen Topf aller Staatsgüter, aus denen dann wieder Mittel bewilligt werden.

In Bayern werden in der Pferdebranche mit 35.000 Beschäftigten rund 500 Millionen Euro jährlich umgesetzt, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Deutschlandweit sind es nach Angaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung sogar jährlich 6,7 Milliarden Euro.

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