Ein junger Mann hält ein Handy in die Kamera. Auf dem Bildschirm steht Meine-Bonus-Karten-App. Der Mann steht im Modehaus Stammel, einem Kleidungsladen in Mindelheim.
Bildrechte: BR / Katrin Nöbauer

Dejan Nikolajevic aus Mindelheim hat die Meine-Bonuskarten-App entwickelt.

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So will ein Mindelheimer Innenstädte per App beleben

Leerstände und Onlinehandel: Kleinere Innenstädte verlieren zunehmend Kunden und Geschäfte. Ein Team aus Mindelheim möchte das ändern: Mit einer App, die als digitales Schaufenster für Kunden funktioniert und sie am Ende sogar belohnt.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Die letzten vier Jahre haben sie daran gearbeitet, Dejan Nikolajevic aus Mindelheim und sein Team: Entstanden ist die Meine-Bonuskarten-App. Vor dem Einkauf können die Nutzer im digitalen Schaufenster nachschauen, welche Produkte es im Geschäft in ihrer Innenstadt gibt.

So funktioniert das digitale Schaufenster

Kaufen geht dann nicht über die App, sondern nur vor Ort im Laden. Dort können die Nutzer dann aber auch gleich Stempel in ihrer digitalen Bonuskarte sammeln. Die funktioniert wie die herkömmlichen Stempelkarten aus Papier - nur gesammelt, in einer App. Ist die Bonuskarte voll, gibt es eine vom Händler festgelegte Belohnung. Mit dieser Mischung aus Vorab-Information und Belohnung hinterher wollen die Entwickler wieder mehr Menschen zum Einkaufen in der Innenstadt anregen.

Gemeinschaftsplattform für die Vielfalt der Innenstadt

Die Idee kam dem Entwickler Dejan Nikolajevic durch die Zusammenarbeit mit einem Mindelheimer Friseursalon, für den er eine App mit Stempelkarte entwickelte. Dieses Konzept wollte er auch anderen Unternehmen anbieten, aber schnell hat sich gezeigt: zu aufwendig, zu teuer. Ähnlich sei es auch mit einzelnen Online-Shops für kleine Händler gewesen, so der Entwickler. Deshalb die Idee:

"Warum keine Gemeinschaftsplattform entwickeln, wo man die bunte vielfältige Innenstadt widerspiegeln kann und den Kunden vom Sofa aus die Möglichkeit bietet, die Artikel aus ihrer Stadt digital anzuschauen?" Dejan Nikolajevic, Entwickler Meine-Bonuskarten-App

Viele Branchen können die App einsetzen

In Mindelheim nutzen aktuell laut Entwickler etwa 400 Leute die App. Sie können in 13 Läden digitale Bonusstempel sammeln, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Burgerladen, Friseursalon, Modehaus - alles ist dabei. Das Modehaus Stammel ist das erste Geschäft in Mindelheim, das seit ein paar Tagen auch das digitale Schaufenster einsetzt: "Für uns ist die App eine super Gelegenheit, unseren Kunden auch am Sonntag auf dem Sofa unsere Produkte zu zeigen", meint der Technikchef Jörg Michel. Er findet die Nutzung als Händler sehr intuitiv und freut sich, dass er auch noch eigene Ideen und Programmierwünsche einbringen kann.

Für Kunden kostenlos, Händler zahlen

Kunden können sich die App kostenlos in den gängigen App-Stores herunterladen und ihre Stadt auswählen. Danach sehen sie, welche Händler in ihrer Stadt digitale Bonusstempel anbieten. Die Geschäfte bezahlen das Start-Up für die Nutzung der App: Zwischen 25€ und 100€ im Monat kostet der Service, je nach Umfang. Der Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern in Schwaben, Andreas Gärtner, findet diesen Preis "überschaubar": Immerhin könne man bei Marketing-Maßnahmen nie genau sagen, was dabei rauskomme.

Handelsverband sieht App als gute Ergänzung

Gärtner sieht die Meine-Bonuskarten-App als gute Möglichkeit für kleine Geschäfte, um digital sichtbarer zu werden und die Kunden zu binden. Allerdings bewertet er die Einstiegshürde für die App als recht groß, weil man sie erst herunterladen muss: Dafür brauche es ein hohes Maß an Interesse. Er kann sich das vor allem bei Stammkunden und digital affinen Menschen gut vorstellen. Entwickler Dejan Nikolajevic sieht den letzten Punkt eher gelassen: Durch die Pandemie hätten wir alle den Umgang mit QR-Codes am Smartphone gelernt, meint der Mindelheimer.

Online und vor Ort vereinen

Bisher wurde die App insgesamt 3.000 Mal heruntergeladen. Dejan Nikolajevic und sein Team wollen sie gerade noch bekannter machen. Dazu sind sie mit Kommunen und Händlern in ganz Deutschland in Kontakt. Ihre App ist einer von vielen Versuchen, die Innenstädte wieder zu beleben. Der zunehmende Online-Handel hat den Innenstädten schon vor der Pandemie Probleme bereitet, die Lockdowns haben die Veränderungen noch verschärft. Die Meine-Bonuskarten-App versucht Online und vor Ort stärker zu vereinen.

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