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Eingang zum Zugangsstollen zum Brenner Basistunnel bei Steinach (Österreich).

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So kommen die Brennerzulauf-Pläne der Bahn in der Region an

Gestern hat die Deutsche Bahn in Rosenheim die ersten groben Pläne für den Brennernordzulauf im Landkreis Rosenheim präsentiert. Die Reaktionen sind unterschiedlich, was beweist, wie sehr das Bahnprojekt die Region spaltet. Von Dagmar Bohrer-Glas

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Je nachdem wo man wohnt, werden die Planungen der Deutschen Bahn entweder begrüßt oder scharf kritisiert.

Im engen Inntal zum Beispiel zeigt sich der Bürgermeister von Kiefersfelden, Hajo Gruber, zufrieden sich mit den bislang angedachten Tunnellösungen.

"Bei uns gibt es Gott sei Dank aufgrund der Umstände keine Planungsvariante, die überirdisch im Gemeindegebiet Kiefersfelden verläuft. Wenn man das Ziel hat, dass irgendwann mal der Verkehr, der durch das Inntal immer mehr wird, auf der Schiene stattfinden kann und die Schiene dann verträglich fürs Inntal, das wäre falsch, wenn ich nicht hoffen würde, dass eine dieser Varianten dann relativ bald sogar realisiert wird." Hajo Gruber, Bürgermeister von Kiefersfelden

Vier Spuren Schienen im Landschaftsschutzgebiet

Ganz anders spricht ein anderer im Inntal: Georg Dudek aus Flintsbach von der Inntalgemeinschaft. Er kritisiert den hohen Flächenverbrauch.

"Vor allem die Verknüpfungspunkte sind ganz haarig, weil die ja vierspurig verlaufen über drei bis vier Kilometer Länge und natürlich schön mitten im Landschaftsschutzgebiet liegen. Hauptbetroffen also erstmal Flintsbach/Brannenburg, aber dann gibt's auch Verknüpfungspunkte zum Beispiel in Oberaudorf - überraschenderweise im Bereich Reisach, also auch mitten in ganz empfindlichen Gebieten, und dann natürlich oben im Bereich Großkarolinenfeld mehrere." Georg Dudek aus Flintsbach

Ärger über "Arroganz der Bahn"

Östlich des Inns zählen die Bürgermeister von Stephanskirchen und Rohdorf zu den größten Kritikern von Bahn und Politik . "Wir bekommen keine Antwort auf unsere Fragen", so Christian Praxl aus Rohrdorf.

"Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin nach wie vor entsetzt über die Arroganz der Bahn. Dieses Dialogverfahren ist für mich eine reine Inszenierung. Maßlos enttäuscht bin ich auch von der Politik, die uns einfach keine Antworten gibt auf unsere Fragen. Zum Beispiel der Bedarf, der immer noch völlig offen ist, wird völlig außer Acht gelassen. Das macht mich schon etwas frustriert bei dem Ganzen, und ich habe meinen Unmut eigentlich bei jeder Dialogsitzung vorgebracht." Christian Praxl aus Rohrdorf

Schulterschluss mit Tirol

Rainer Auer, der Bürgermeister von Stephanskirchen, will gar den Schulterschluss mit Tirol suchen, da er die Forderung der Tiroler nach einer höheren Lkw-Maut auf der Brennerachse nur unterstützen könne.

"Der Brenner ist weitaus das billigste. Jetzt muss ich doch nicht mehr lange fragen, warum alles sich durch unser Inntal zwängt. Was ich aber fragen muss, ist, warum wir keine politische Vertretung finden, die das irgendwie anspricht. Wir sind alleingelassen. Die einzigen, die uns wirklich helfen könnten und das derzeit auch tun, sind die Österreicher." Rainer Auer, Bürgermeister von Stephanskirchen

Andere Trasse ist möglich

Unerwartet war am Abend auch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zu Gast in Rosenheim. Sie äußerte Verständnis für die Aufregung vor Ort, betonte aber auch, man sei in einem frühen Stadium des Planungsprozesses.

"Es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einem ganz anderen Ergebnis eben kommt. Das hat sich bei den Verfahren in Österreich zum Beispiel gezeigt auf der Tiroler Seite, dass dann eine ganz andere Trasse am Schluss herausgekommen ist." Ilse Aigner

Den Bedarf für die zweigleisige Neubaustrecke sieht die Ministerin allerdings gegeben:

"Dass wir, auch um die Steigerung auf der Schiene zu erreichen, auch Bestandstrassen brauchen, das war immer die Haltung auch der Staatsregierung. Und dass die aber so verträglich wie möglich gestaltet werden müssen, dass wir dieselben Voraussetzungen auch haben wollen wie auf der Tiroler Seite." Ilse Aigner