Eckzahn eines senilen Höhlenbären, Endsee 2023
Bildrechte: Archäologischer Service Tschuch (AST) / BLfD

Wieder haben Archäologen außergewöhnliche Fund in Endsee gemacht: Hier der Eckzahn eines senilen Höhlenbären, Endsee 2023

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Seltener Fund: Forscher entdecken Kieferknochen des Höhlenbärs

Erneut haben Archäologen bei Grabungen im Landkreis Ansbach einen seltenen Fund gemacht: Sie fanden sieben Fragmente von Höhlenbär-Kieferknochen. Mit den schon entdeckten Funden vervollständigen diese fast das gesamte Skelett des Großtiers.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Archäologen haben in Endsee, einem Gemeindeteil von Steinfeld im Landkreis Ansbach, weitere seltene Knochen ausgegraben. Wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mitteilt, waren schon bei Grabungen im Jahr 2022 Tausende Knochen steinzeitlicher Höhlenbären sowie einige Steinwerkzeuge aufgetaucht. Nun konnten die Archäologen vor Ort auch noch sieben Kieferfragmente von Höhlenbären sichern, die erstaunlich gut erhalten sind, heißt es in der Mitteilung. Damit ist das Skelett des Großtiers nun beinahe komplett.

Verschwundene Höhlenlandschaft aus der Altsteinzeit

Die Vielzahl der gefundenen Bärenknochen deute darauf hin, dass das Gelände am Rand der Frankenhöhe in der Altsteinzeit von Höhlen geprägt war, heißt es aus dem Landesamt. Im Laufe der Jahrtausende seien die Höhlen dann wohl verschwunden. "Wir sprechen hier von Funden aus einem unvorstellbar langen Zeitraum von mindestens 20.000 Jahren.

Noch wissen wir nicht mit Sicherheit, wie die Endseer Höhlenbären mit den frühen Menschen oder dem Neandertaler im Zusammenhang standen", erklärt Christoph Lobinger, Archäologe am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Winterschlaf und Aufzucht von Nachwuchs

Untersuchungen an den Tierknochen legen nahe, dass die Höhlen zwischen 45.000 und 25.000 vor Christus von Höhlenbären aufgesucht wurden – wohl für den Winterschlaf und die Aufzucht von Jungtieren. Die Tierknochen werden nun von sogenannten Archäozoologen auf Tierart, Alter und Geschlecht untersucht.

Weiterführende Analysen sollen den Wissenschaftlern zufolge klären, wie sich die Tiere ernährten und wie weit sie sich von ihren Höhlen wegbewegten, um ihre Nahrung zu finden.

Höhlenbär vermutlich Vegetarier

Mehr als 10.000 Tierknochen wurden auf der insgesamt 1.200 Quadratmeter großen Fundstelle gefunden. Sie stammen nach Angaben der Forschenden fast alle vom Höhlenbären. Aber auch Reste eines Oberkiefers und einige Zähne, vermutlich von einer Höhlenhyäne, sowie Knochen von Wildpferden, Mammuts, Nashörnern und Wölfen wurden dieses und vergangenes Jahr geborgen.

Als die Archäologinnen und Archäologen ihre Entdeckungen im Landkreis Ansbach im Juni vergangenen Jahres veröffentlichten, rief das ein großes Echo in den Medien und in Fachkreisen hervor. "Die Knochen von Mammut, Wildpferden und Nashörnern sind unzweifelhaft Jagd- und Aasreste – wahrscheinlich von Jägern, denn Höhlenbären waren vermutlich Vegetarier", sagt Christoph Lobinger zu den Funden.

Forscher entdecken Klappstuhl

Im August 2022 hatten die archäologischen Grabungen in Endsee erneut für Schlagzeilen gesorgt, als ein 1.400 Jahre alter Klappstuhl entdeckt worden war. Zwei Meter unter der Geländeoberkante hatten die Wissenschaftler in einem Grab das eiserne Gestell freigelegt. Es stellte sich als Faltstuhl heraus und ist damit eines der bisher ganz wenigen Exemplare in Europa.

Dieser Artikel ist erstmals am 11. Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!