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Tram durch den englischen Garten

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Seehofer offen für Tram durch Englischen Garten

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat sich erneut offen für eine Tram durch den Englischen Garten in München gezeigt. Der Freistaat als Parkeigentümer hatte die Pläne fast 20 Jahre lang blockiert. Von Christoph Dicke

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bei einem gemeinsamen Ortstermin am Abend mit Münchens OB Dieter Reiter (SPD) und dem Bezirksvorsitzenden der Münchner CSU, Kultusminister Ludwig Spaenle, zeigte sich Seehofer überzeugt, dass Tramgleise auf der vorhandenen Straßentrasse "keine neue Durchschneidung des Englischen Gartens" darstellen würden.

Münchner CSU für Elektro-Bus-Lösung

Damit stellte sich Seehofer zum wiederholten Mal gegen die Münchner CSU, die inzwischen eine Lösung mit Elektrobussen bevorzugt. Tramgleise wären für die Münchner Christsozialen nach wie vor ein zu großer Eingriff. E-Busse seien flexibler, was die Nutzung der Fläche angehe, betonte Münchens CSU-Chef Spaenle.

Tramgleise auf Rasenbett

Der Münchner OB Dieter Reiter erläuterte, dass die beiden Tramgleise auf einem Rasenbett verlegt würden. Damit werde die jetzige Asphaltstraße vom Chinesischen Turm nach Schwabing sogar zurückgebaut. Parallel dazu sei ein breiter, nicht asphaltierter Radweg geplant. Derzeit müssen sich Radlfahrer die Straße mit den im Anderthalb-Minuten-Takt fahrenden Bussen teilen, was Seehofer vor Ort als gefährlich einstufte.

Garten-Tram ohne Oberleitungen

Große Bäume sollen für das Projekt nicht gefällt werden, allenfalls kleine Sträucher. Die Tram würde im Akku-Betrieb mit 30 km/h durch den Englischen Garten rollen, Oberleitungen wären nicht mehr nötig, so Reiter. In sechs bis acht Jahren sei so eine Garten-Tram realisierbar, sagte der OB. Nun müssten aber erst genaue Planungen her, damit der Münchner Stadtrat – auch über Kostenvoranschläge - entscheiden könne.

Entlastung für Münchner U-Bahn

Für die wachsende Millionenstadt München wäre dann der Lückenschluss der von vielen geforderten Trambahn-Nordtangente vom Romanplatz im Westen bis St. Emmeram im Osten geschafft, betonte vor Ort der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Ingo Wortmann. Damit könnten auch die U-Bahnen entlastet werden. In eine Tram passten zudem deutlich mehr Menschen als in einen Bus. Für E-Busse, die ab nächstem Jahr von der MVG getestet würden, müssten hier extra Umsteige-Haltestellen zur Tram eingerichtet werden, so Wortmann.

MVG für Tram-Nordtagente

Die MVG favorisiert auch deshalb eine durchgehende Tram-Nordtangente. Horst Seehofer betonte aber, dass der Ball nun bei der Stadt liege. Hier sollten eingehend auch die Alternativvorschläge Spaenles geprüft werden. Wenn die Entscheidung des Stadtrats dann vorliege, werde der Freistaat darüber endgültig beraten. Dies werde er am kommenden Dienstag dem Kabinett so vorschlagen. Dabei wird der Ministerpräsident noch einmal begründen, warum der Freistaat sein jahrzehntelanges Veto gegen die Garten-Tram fallen lassen sollte: Weil der Verkehr vor allem in den großen Städten umweltfreundlicher werden müsse, sagte Seehofer dem BR.