Zwei Männer auf einem Kirchturm, im Hintergrund der Ausblick auf Nürnberg.
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Diesen Ausblick von der Sebalduskirche haben die beiden Turmführer Josef Wintrich (l.) und Hermann Goecke regelmäßig. Sie suchen Unterstützung.

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Schwindelerregend schön: Turmführer für St. Sebald gesucht

Einen Job mit Perspektive bietet die Kirchengemeinde St. Sebald in Nürnberg: Sie sucht neue Turmführer oder Turmführerinnen. Geld gibt es keines, dafür eine Aussicht über Nürnberg, die ihresgleichen sucht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Eines vorneweg: Wer nicht schwindelfrei ist und auch nur ungern Treppen steigt, der wird keine große Freude an der neuen Tätigkeit finden. Die Kirchengemeinde von St. Sebald in Nürnberg will ihr Team erweitern. Derzeit engagieren sich ein Dutzend Ehrenamtliche als Turmführer in der Sebalduskirche. Ab dem Frühjahr sollen wieder regelmäßig Führungen durch die historischen Türme stattfinden. Dafür werden Interessierte gesucht.

Kirchturm von St. Sebald: 244 Stufen nach oben

Josef Wintrich und Hermann Goecke sind seit vier Jahren mit dabei. Dass die beiden ihre Führungen voller Leidenschaft machen, spürt man schon in den ersten Sätzen. 244 Treppenstufen mehrmals am Tag zu absolvieren, inklusive historischer Kurzvorträge, das sei schon manchmal ganz schön anstrengend, "aber der Blick in 50 Metern Höhe ist eine angemessene Belohnung", findet Wintrich. Der Nürnberger Ingenieur ist schlichtweg historisch interessiert und heimatverbunden. Gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Turmführer. Sportlich sollte man auch sein, ergänzt Goecke, das geschichtliche Wissen rund um die Türme lasse sich rasch erlernen. Ein 50-seitiges Skript helfe chronologisch auf die Sprünge.

Himmlische Akustik – der Engelschor

Los geht’s durch eine alte Holztür an der Seite des zentralen Kirchenschiffs von St. Sebald. Von dort schraubt sich schneckenförmig eine steinerne Treppe Stufe um Stufe durch den Treppenturm aus dem 14. Jahrhundert, hoch zum ersten Zwischenplateau. Die erste Verschnaufpause naht, ein Schild weist den Weg zum "Engelschor", einer Art Empore. Der Blick aus 17 Metern Höhe auf das Kirchenschiff lädt zum Verweilen ein. Turmführer Wintrich schätzt vor allem die besondere Akustik hier. "Was wir hier oben flüstern, kann man unten am Altar hören", berichtet sein Turmführerkollege Goecke.

St. Sebald in Nürnberg von der Burgstraße aus gesehen im Mai 2019.
Bildrechte: BR/Philipp Kimmelzwinger
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Auch von unten ist die Sebalduskirche imposant. Von oben ist der Blick spektakulär.

Turmführer und Besucher müssen schwindelfrei sein

Weiter hinauf Stufe um Stufe. Langsam wird der Weg steiler, enger, anstrengender. Den Blick nach unten wagt nun nicht mehr jeder. Schwindelfrei sollten insofern nicht nur die Turmführer, sondern auch die Besucher der Führungen sein. Die Gruppen seien meist bunt gemischt, sagt Turmführer Wintrich, meist Familien mit Kindern, aber auch viel Seniorinnen und Senioren ließen sich von den vielen Treppenstufen nicht abschrecken. Besonders beeindruckend sei es, wenn ältere Menschen von ihren Erinnerungen aus Nachkriegszeiten erzählen. Oft kennen diese Teilnehmer noch die zerstörte Sebalduskirche und haben ihren Wiederaufbau miterlebt.

Spektakulär: Der Blick über Nürnberg

Einer der Höhepunkte: Die riesige, gusseiserne Glocke der Sebalduskirche. Anfassen ist erlaubt, vielleicht bringt das ja Glück? Die Originalglocke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber auch die Nachbildung ist imposant. Näher kann man einem Kirchturm wohl kaum kommen. Getoppt wird das Glockenerlebnis nur ein paar Stufen weiter oben. Über das Plateau der ehemaligen Türmer-Wohnung gelangen die Besucher über eine kleine Holztür nach außen auf die Galerie. Eine Aussicht, die Gäste wie Turmführer gleichermaßen belohnt: Ein umfassender Blick aus 50 Metern Höhe über das alte und neue Nürnberg, vis à vis der Nürnberger Burg, nur höher. Hier oben könne er sich noch viel mehr vorstellen, so Turmführer Wintrich. Vielleicht Sonderführungen für Hobbyfotografen bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang. Das sei wohl kaum mehr zu übertreffen.

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