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Glyphosat

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Schwierige Suche nach Alternativen zu Glyphosat in Unterfranken

Das Votum von Agrarminister Christian Schmidt (CSU) zu einer weiteren Zulassung von Glyphosat sorgt in Unterfranken für unterschiedliche Reaktionen. Vor allem die Frage nach Alternativen beschäftigt Landwirtschaft und Weinbau.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Mit seiner Entscheidung bewirkt Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, dass Glyphosat innerhalb der EU weitere fünf Jahre verwendet werdend darf. Wilhelm Böhmer vom Bayerischen Bauernverband in Unterfranken befürwortet den Entschluss: "Wir begrüßen, dass die Zulassung verlängert wird."

Emotionale Diskussion um Pflanzenschutzmittel

Aus Böhmers Sicht werde die Diskussion um das Pflanzenschutzmittel derzeit zu emotional geführt. "Das Problem ist, dass die wissenschaftliche Basis fehlt", sagt der Verbands-Direktor. Böhmer bemängelt, dass es widersprüchliche Berichte zum Glyphosat gibt – etwa darüber, ob das Unkrautgift nun tatsächlich krebserregend ist oder nicht.

Froh ist Böhmer über die Entscheidung des Agrarministers auch deshalb, da den Landwirten derzeit noch ein Ersatzmittel zum Glyphosat fehlt. "Die Alternative wäre derzeit mechanisch, über Bodenbearbeitung", hält Böhmer fest.

Fränkischer Weinbau erprobt bereits Alternativen

Im Weinbau hingegen wird Glyphosat vor allem in den Steillagen eingesetzt, erklärt Hermann Schmitt vom Fränkischen Weinbauverband. An steilen Hängen sei es schwierig, die Schädlinge im Bereich des unteren Rebstocks zu bekämpfen. Aber: "Wir suchen bereits nach Alternativen", sagt Schmitt weiter.

Eine Alternative zum Glyphosat könnte zum Beispiel eine "Biofolie" sein, die ökologisch abbaubar ist. Hermann Kolesch von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim berichtet von ersten Versuchen. Die "Folie" soll komplett aus Biokomponenten bestehen und könnte über eine Sprühpistole aufgetragen werden. Auch mit dem sogenannten Habichtskraut experimentiert die LWG derzeit. Das Kraut wird im Weinberg gepflanzt und soll den Unterboden der Stöcke gegen Schädlinge abdichten. Erste Bio-Betriebe setzen bereits Habichtskraut ein.

Umweltschützer fordern Ende von Glyphosat

Viele Umweltschützer kritisieren den Einsatz von Glyphosat entschieden. "Es ist an der Zeit aufzuhören mit diesem Gift", fordert etwa Dagmar Förster vom Bund Naturschutz Aschaffenburg. Erst kürzlich waren Glyphosat-Gegner durch die Innenstadt von Aschaffenburg gezogen.

Die weite Verbreitung von Glyphosat führt Kolesch von der LWG vor allem auf die niedrigen Kosten zurück: "Es ist günstig und bequem." Auch Wilhelm Böhmer vom Bauernverband verweist auf den wirtschaftlichen Faktor, der Glyphosat für viele Landwirte in Unterfranken unverzichtbar mache.

Nachholbedarf in Industrie

Derzeit sind Böhmer aus der Industrie keine geeigneten Alternativen bekannt, die ohne Glyphosat auskommen. Kolesch bewertet es indes positiv, dass Bewegung in die Entwicklung möglicher Ersatzmittel gekommen sei: "Es ist wichtig, dass ein Veränderungsprozess eingeleitet wird." Langfristig prophezeit er, dass zumindest der Weinbau ohne Herbizide auskommen könnte.