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Rathaus in Regensburg

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Regensburger Rückblick: Eine Stadt und ihre Korruptionsaffäre

Das Thema des Jahres dürfte in der Oberpfalz die Korruptionsaffäre um Regensburgs vorläufig suspendierten OB Joachim Wolbergs gewesen sein. Die Ereignisse hatten sich überschlagen. Doch was ist eigentlich gerade Stand der Dinge? Von Kilian Neuwert

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag.

Im Alten Rathaus von Regensburg liegt sie noch in einer Lederschatulle: die goldene Amtskette des Oberbürgermeisters. Gemeinhin ein Zeichen der Würde und der Macht. Seit fast einem Jahr hat sie kein Regensburger mehr zu Gesicht bekommen. Seit Januar liegt sie auf grünem Samt, statt bei offiziellen Anlässen getragen zu werden. Denn das Stadtoberhaupt, der SPD-Politiker Joachim Wolbergs, ist suspendiert. "So lange wird die Kette in der Schatulle bleiben, denn nur ein gewählter Oberbürgermeister oder eine gewählte Oberbürgermeisterin darf diese Kette tragen", sagt Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra.

Ermittler wittern Korruption

Zuletzt getragen haben dürfte Wolbergs die Kette auf dem Neujahrsempfang der Stadt. Wenige Tage später, am 18. Januar 2017, werden Wolbergs, der Bauträger Volker Tretzel und dessen Ex-Geschäftsführer verhaftet. Damals tritt Oberstaatsanwalt Theo Ziegler vor die Presse: "Dem OB wird Bestechlichkeit, dem Bauunternehmer Bestechung und dem Dritten Beihilfe vorgeworfen", sagte Ziegler.

Die Ermittler wittern Korruption im großen Stil. Mehre Wochen sitzen die Männer in Untersuchungshaft. Tretzel soll Wolbergs mit Parteispenden bestochen haben. Es geht um fast eine halbe Million Euro. Wolbergs soll ihn im Gegenzug bei der Vergabe eines ehemaligen Kasernenareals bevorzugt haben. Ein Vorwurf, den der SPD-Mann bereits zu Beginn der Ermittlungen bestritten hat.

"So lange ich lebe, hat es nicht einmal den Versuch gegeben, mich kaufen zu wollen. Niemand hat es bisher versucht." Joachim Wolbergs

Anklage im Sommer

Im Juli schließlich erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Wolbergs, den Bauträger und dessen Ex-Geschäftsführer. Auch der ehemalige Chef der SPD-Fraktion im Stadtrat, Norbert Hartl, wird angeklagt. Wolbergs äußert sich in all den Wochen nur zögerlich in der Öffentlichkeit. Im Herbst aber geht er mit einer Videobotschaft in die Offensive. Ermittlungen und Berichterstattung kritisiert Wolbergs als einseitig. Sein Amt will er nicht aufgeben, vielmehr will er seine Unschuld beweisen.

"Ich weiß, dass es sich lohnt zu kämpfen, dass einem Gerechtigkeit widerfährt. Wenigstens dann, wenn man felsenfest davon überzeugt ist, unschuldig zu sein." Joachim Wolbergs

Der Ausgang ist noch offen

Im Moment prüft das Landgericht Regensburg, ob es die Anklage gegen Wolbergs und die weiteren Männer zulässt, ob es also zum Prozess kommt. Offen ist daher bis auf Weiteres, wann die Amtskette des Oberbürgermeister wieder getragen wird - wie lange sie auf grünem Samt ruhen muss.