Prozess: Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann spricht von Rufmord
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Prozess: Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann spricht von Rufmord

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Prozess: Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann spricht von Rufmord

Ex-Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann muss sich vor dem Starnberger Amtsgericht wegen eines mutmaßlichen Angriffs mit einer Kettensäge auf die Garage seines Nachbarn verantworten. Zum Prozessauftakt bestritt er die Vorwürfe. Er sprach von Rufmord.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Bekleidet mit einem eleganten Wintermantel und schwarzer Aktentasche betritt der frühere Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann am Vormittag den Saal im Starnberger Amtsgericht.

Der Prozess beginnt mit den persönlichen Angaben. "Arbeitsloser Fußballtrainer" nennt der 54-Jährige dabei als seinen Beruf. Nun wird die Anklageschrift verlesen. Hausfriedensbruch, versuchter Betrug, Sachbeschädigung und Beleidigung werden ihm vorgeworfen.

Mit laufender Kettensäge soll Lehmann in Berg am Starnberger See in den Garagen-Rohbau seines Nachbarn gegangen sein. Der 54-jährige Ex-Fußballer soll den Stützbalken der Dachgaube durchgesägt haben, weil die Garage ihm den Blick auf den Starnberger See versperrt habe. Lehmann war dabei gefilmt worden. Zwar hatte er laut Anklage das Kabel einer Überwachungskamera noch herausgerissen. Doch die Kamera lief mit Batterien weiter.

Lehmann spricht von Rufmord

Im Prozess sieht sich der frühere Fußball-Nationaltorwart als Opfer von falschen Verdächtigungen und spricht von Rufmord. "Ich bin einfach mal reingegangen, um zu schauen, was er da eigentlich macht", sagte der 54-Jährige vor dem Amtsgericht Starnberg über die damals im Bau befindliche Garage. Ein Philosoph habe mal die Frage gestellt: «Was ist schlimmer? Mord oder Rufmord?», sagt er in seinen langen Ausführungen nach Verlesung der Anklage.

Eine Kettensäge habe er nur dabei gehabt, weil er zuvor die Hecke seines Nachbarn geschnitten habe – auf dessen Wunsch. Der Vorwurf des Hausfriedensbruchs, den die Staatsanwaltschaft ihm macht, treffe darum nicht zu, sagte der WM-Held von 2006. Um was für eine Hecke es sich dabei handle, fragte Staatsanwalt Stefan Kreutzer. Denn: "Ich habe noch nie eine Person gesehen, die mit einer Motor-Kettensäge eine Hecke stutzt."

Geräusche der Kettensäge auf Überwachungsvideo

Auf dem kurzen Video der Überwachungskamera, das im Gericht gezeigt wurde, sieht man, wie Jens Lehmann auf den Garagen-Rohbau zugeht und kurz danach im Obergeschoss auftaucht. Die Geräusche der laufenden Kettensäge sind zu hören, die er dann an den Stützbalken einer künftigen Gaube anlegt. Danach endet die Aufzeichnung. Eingestürzt sei "die Sache" aber nicht, berichtet der Eigentümer, ein 92-jähriger Architekt. Man müsse das alles auch mit etwas Humor nehmen, sagt er dann noch.

Die Strafanzeige gegen Jens Lehmann hat er inzwischen zurückgenommen. Zuvor hatte man sich wegen anderer Auseinandersetzungen um das Gebäude außergerichtlich geeinigt, der 92-Jährige bekommt 60.000 Euro, als Kompensation für seine Mehrkosten, wie er erklärt. Zuvor hatte Jens Lehmann erklärt, er habe sich nach dem Heckenschneiden den Garagen-Rohbau lediglich anschauen wollen. Was dort passiert sei, wisse er nicht mehr.

Es geht auch um Beleidigung eines Polizisten

In dem Verfahren geht es aber auch noch um andere Vorfälle: Der 54-jährige Ex-Fußballer soll auch Polizisten beleidigt haben, die ihm den Führerschein abnehmen wollten, und er soll am Flughafen München mit seinem Porsche zweimal aus dem Parkhaus gefahren sein, ohne vorher zu zahlen. Lehmann sprach von Missverständnissen. Mehrfach machte er auch deutlich, dass er sich falschen Verdächtigungen ausgesetzt sehe und sich als Opfer von Rufmord fühle. Dass so eine große Sache aus den Fällen geworden sei, erklärt er sich mit seiner Prominenz.

Der Staatsanwalt widersprach entschieden. Mit seiner Person habe das alles gar nichts zu tun. Aber es stehe Selbstjustiz im Raum, und insgesamt, so der Anklagevertreter, nehme man Lehmann als Person wahr, die sich "am unteren Rand der Strafbarkeit nicht an Gesetze halten möchte". Letztlich habe man gar keine andere Wahl gehabt, als Anklage zu erheben.

Mit Informationen der dpa.

Der angeklagte ehemalige Nationaltorwart Jens Lehmann kommt mit seinem Anwalt in einer Verhandlungspause im Amtsgericht aus dem Gerichtssaal.
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Der wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung angeklagte ehemalige Nationaltorwart Jens Lehmann (Mitte).

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