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Welterbe Regensburg

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Protest gegen Bauboom in Regensburg

Regensburg wächst um 1.000 Einwohner pro Jahr. Und das Wachstum soll weitergehen, so die Prognose. In den Stadtvierteln rund um die Altstadt wird wie wild gebaut. Eine Initiative namens "Boom Boom Regensburg" fordert jetzt, den Boom zu bändigen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Im Moment hat Regensburg rund 164.000 Einwohner. Die Gründer der neuen Bürgerinitiative haben die Sorge, dass Regensburg im Boom seinen Charakter verliert und unwiederbringlich verändert wird. "Ghettoisierung" finde in Regensburg statt, es entstünden "Betonwüsten", die "Stadtplanung will auf Gedeih und Verderb größer, höher und dichter bauen." So hat es die Bürgerinitiative "Boom Boom Regensburg" in einem offenen Brief an die Stadt formuliert.

Die Initiative um Alois Zorzi glaubt, die Stadt müsse jetzt das Ruder herumreißen. "Sie hat eine für mich falsche Strategie. Sie sucht leistungsfähige Partner, um die Wohnbauoffensive zu bewerkstelligen. Und die leistungsfähigen Partner sind eigentlich nichts anderes als zwei, drei Investoren, die hier in Regensburg etabliert sind."

"Schuhschachtel-Neubaugebiete"

Beispiel Neubaugebiet Brandlberg: Alois Zorzi kritisiert, dass neben eine in den 30er-Jahren entstandene Siedlung aus Einfamilienhäuschen mit 400 Einwohnern ein Neubaugebiet "hingeklotzt" wird. Anwohner berichten, ihnen habe man anfangs erzählt, dass dort 150 Einfamilienhäuser hinkämen - heute sind es mehr als 500 Wohnungen. Für die geschätzt 2.400 Einwohner gibt es nur eine Zufahrtsstraße - Verkehrschaos ist vorprogrammiert. Was dort gebaut wird, kritisiert Zorzi als "Schuhschachteln", ohnehin würden 60 Prozent der Wohnungen von Kapitalanlegern außerhalb Regensburgs gekauft.

Mitstreiterin Rita Lell schiebt nach: Private Investoren würden jedes Fitzelchen Grund ausnutzen und möglichst billig bauen, um die Rendite zu steigern: "Wenn sie zum Fenster rausschauen, sehen sie zum Nachbarn ins Wohnzimmer." Stattdessen schlägt die Initiative vor, viel mehr von Wohnungsbaugenossenschaften bauen zu lassen.

Bürgermeisterin offen für konstruktiven Dialog

Bei der Stadt Regensburg kann man die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) sagt: "Wir haben Nachverdichtung, wir haben Neubauten, aber das brauchen wir auch als wachsende Stadt. Wir müssen ja Wohnraum bereitstellen für eine wachsende Bevölkerung. Und: Eine Stadt entwickelt sich." Maltz-Schwarzfischer verweist auf Baumodelle wie im Stadtteil Burgweinting, wo Eigentum für junge Familien möglich gemacht worden sei. Und gerade was Bürgerbeteiligung angehe, sei Regensburg ziemlich weit. Aber sie will mit den Gründern von "Boom Boom Regensburg" reden. "Die Stadt Regensburg ist immer offen für einen konstruktiven Dialog. Ich habe das auch der Initiative geschrieben - sie sollen mir mitteilen, wie sie sich diesen konstruktiven Dialog vorstellen", sagt Maltz-Schwarzfischer.