Sie steht unter Denkmalschutz und ist laut dem Betreiber die älteste im Original erhaltene, ganzjährig verkehrende Großkabinenseilbahn der Welt: Die im Jahr 1928 erbaute Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall. Nach knapp 100 Jahren müssen nun Laufwerke und Kabinen erstmals ausgetauscht werden. Nachgebaut werden sie eins-zu-eins in Italien und Österreich – für eine Millionensumme.
Die Predigtstuhlbahn ist mehr Herzensangelegenheit als Gewinnobjekt
Laut Geschäftsführung ist die privat betriebene Bahn schon lange nicht mehr rentabel. Dazu müssten die Fahrpreise verdoppelt werden, heißt es. Dass die Predigtstuhlbahn überhaupt noch fährt, dürfte vor allem an ihrem Eigentümer Max Aicher liegen. Bahn und Betrieb sind Teil seiner Stiftung. Der Bau- und Stahl-Unternehmer, der nächstes Jahr 90 Jahre alt wird, finanziert die Bahn aus Einnahmen anderer Geschäftszweige.
In den vergangenen vier Jahren sind die Fahrpreise gestiegen – 49 Euro zahlen Gäste für die Berg- und Talfahrt. Geschäftsführer Klaus Unterharnscheidt begründet den Fahrpreis mit den hohen Kosten für Personal, Technik und Energie. Die Predigtstuhlbahn ist zudem in ihrer Kapazität limitiert. Sechs Fahrten pro Stunde sind laut Betreiber möglich. Das macht maximal 120 Personen. Am benachbarten Jenner in Schönau am Königssee können theoretisch 1.600 Personen stündlich auf den Berg befördert werden.
Finanzielle Unterstützung nötig
Seit Aicher die Bahn 2012 gekauft hat, sind mit Investitionen und Verlustausgleichen 20 Millionen Euro in die Bahn geflossen. Die Stadt wirbt mit der Bahn. Sie gilt als Aushängeschild der Region und bietet den Gästen einen spektakulären Ausblick über die Salzstadt Bad Reichenhall. Finanziell beteiligen wolle sich allerdings niemand. Dennoch werde man Gespräche führen müssen, sagt der Betreiber.
Der Bau der Bahn vor 95 Jahren galt als technische Meisterleistung. Bis zu 800 Arbeiter waren beteiligt, nach 14 Monaten war die Bahn fertig. Seit 17 Jahren steht sie auch unter Denkmalschutz. Für das Marketing sei das "eine tolle Sache", doch Denkmalschutz verpflichte auch. Die Auflagen seien gewaltig. Bei Investitionen gebe es Zuschüsse, die aber die Mehrkosten nicht decken würden, heißt es.
Sanierung folgt auf Sanierung
Rund 60.000 Besucher überwinden pro Jahr die 1.100 Höhenmeter mit den beiden für je 21 Gäste zugelassenen Kabinen, die nun renoviert werden. Saniert wurde im Übrigen schon mehrmals: In den vergangenen Jahren wurden zunächst die drei bis zu 32 Meter hohen Stützen für eine Millionensumme ausgetauscht. Im Frühsommer wurde der Gleichstrommotor überholt.
Die beiden Laufwerke, die auf dem Tragseil liegen und die Kabine halten, werden nun für rund eine Million Euro beim italienischen Seilbahnhersteller Leitner nachgebaut. Die beiden roten Kabinen sind bei der österreichischen Firma Carvatech in Auftrag gegeben. Um sie in die monatelange Sanierung zu geben, wurde eine Ersatzkabine gebaut. Um Ostern kommt das erste Original zurück, dann wird die zweite Kabine überarbeitet. Siebenstellig sind die Kosten auch hier.
Beendet sind die Arbeiten damit laut dem Geschäftsführer nicht. Auch die Antriebstechnik - der Bergewagen - soll auf den Prüfstand. Und über den Batterieraum am Berg, der bei einem Stromausfall Energie liefern soll, müssten die Verantwortlichen genauer draufschauen.
Mit Informationen von dpa
Dieser Artikel ist erstmals am 26.12.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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