Bildrechte: NEWS5/Auer

Gaffer filmen Lkw-Unfall auf der A3

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Polizist von Gaffern entsetzt: "Sowas hab ich noch nicht erlebt"

Nachdem Gaffer bei einem schweren Lastwagen-Unfall bei Wörth an der Donau bei Regensburg die Unfallstelle gefilmt und fotografiert haben, erhebt die Polizei schwere Vorwürfe. Polizist Tobias Weingärtner war bei dem Einsatz dabei und ist entsetzt.

Von

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Bei einem schweren Unfall auf der A3 bei Wörth an der Donau bei Regensburg hatte die Polizei alle Hände voll zu tun: Nicht nur mussten sie einen Schwerverletzten bergen, sondern auch gegen Gaffer vorgehen.

60 Prozent haben Handy gezückt

Es waren keine Einzeltäter, die gestern das Smartphone gezückt haben. Gefühlt 60 Prozent der Fahrer auf der Gegenfahrbahn hätten die Rettungsarbeiten mit ihren Handys festgehalten, sagt Tobias Weingärtner von der Verkehrspolizei in Regensburg. Noch einen Tag nach seinem Einsatz auf der A3 ist er fassungslos.

"Es war erschütternd, das zu sehen. Auf der einen Fahrbahn sieht man jemanden, schwerverletzt, eingeklemmt, der um sein Leben schreit vor Schmerzen. Auf der anderen Seite machen die Leute mit dem Telefon verbotenerweise während der Fahrt Fotos." Tobias Weingärtner, Verkehrspolizist

Weingärtner funkte Bereitschaftspolizisten an, die zufällig im Stau standen. Diese filmten und fotografierten dann ihrerseits die vorbeifahrenden Handyfilmer. Sie werden jetzt nicht nur wegen der Benutzung des Handys am Steuer belangt. Gegen elf Gaffer wird nun auch wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen ermittelt. 

Immer mehr Gaffer

Abschreckend sei so eine Strafe wohl nur im ersten Moment, wenn man einen Bußgeldbescheid bekommt, sagt Weingärtner. Seiner Einschätzung nach wird das Problem mit den Gaffern immer größer.

"Das war sehr erschreckend. Ich hab es selbst in dieser Form in den letzten Jahren zwar schon auch erlebt, aber nicht in dieser Form." Tobias Weingärtner, Verkehrspolizist

Appell an Autofahrer

Laut Weingärtner würde wohl auch die Sensationsgier der Menschen überwiegen. Der Polizist geht davon aus, dass Gaffer auch nach einer Strafe wieder Fotos machen werden. Sein Appell an die Autofahrer: "Bitte das Handy während der Fahrt nicht mehr in die Hand nehmen, auch weil es zu gefährlich ist. Und wenn sie sehen wollen, was passiert ist bei einem Unfall, dann bitte die Fotos danach im Internet über die Medien anschauen."

Diese Strafen drohen Gaffern

Allein das Handynutzen während der Fahrt wird mit einem Bußgeld von 100 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet, erklärt Markus Damm, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. Wenn Gaffer auch noch durch ihr Fahrverhalten auffallen, also zum Beispiel auf der Autobahn halten oder gar parken, liegt eine mögliche Strafe im Rahmen zwischen 30 und 70 Euro. Sofern dann noch Bildaufnahmen von hilflosen Personen gemacht wurden, sieht das Strafgesetzbuch im Paragraf 201a bis zu zwei Jahre Maximalfreiheitsstrafe vor. Im schlimmsten Fall, wenn Sanitäter oder Einsatzkräfte behindert wurden, gilt das Verhalten als unterlassene Hilfeleistung. Das kann laut Paragraf 323c bis zu ein Jahr Freiheitsstrafe bedeuten, so Damm.