Junge Frau hält alter Frau die Hände
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Was tun, wenn die eigenen Eltern plötzlich pflegebedürftig werden? Das BRK bietet für Familienangehörige entsprechende Intensivkurse an.

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Pflegende Angehörige: Mit Intensivkursen gegen Wissenslücken

Was tun, wenn die eigenen Eltern plötzlich pflegebedürftig werden? Viele Angehörige trifft die Situation unvorbereitet. Das Rote Kreuz in Neumarkt versucht pflegende Familienangehörige zu unterstützen und bietet entsprechende Intensivkurse an.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

"Wissen ist Macht", sagt Roswitha Meier von der Fachstelle für pflegende Angehörige des Bayerischen Rotes Kreuzes in Neumarkt in der Oberpfalz. "Je besser informiert ich bin, desto besser kann ich mich mit der Rolle als pflegender Angehöriger identifizieren." Darum gibt sie regelmäßig Intensivkurse für pflegende Angehörige und jene, die sich auf eine solche Situation vorbereiten wollen. Denn der Pflegebedarf steigt, aber das Fachpersonal fehlt. Darum pflegen schon jetzt viele Menschen ihre Eltern oder sogar Großeltern daheim.

Wer noch berufstätig ist, aber dessen Eltern plötzlich durch einen Unfall oder Krankheit pflegebedürftig werden, erlebt eine finanzielle und psychische Doppelbelastung. Pflegezeit oder Pflegeunterstützungsgeld könnten im Akutfall für eine finanzielle Entlastung sorgen. "Es ist auch wichtig, dass die Person, die pflegt, die Ressourcen schont und auf die Gesundheit achtet. Man weiß, dass Pflege bzw. pflegende Personen, die sich aufopfern, krank werden früher oder später", so Meier. Umso wichtiger, dass man sich auch Freiräume nehme. Dies sei mit der sogenannten Verhinderungspflege möglich.

"...immer noch eine Frauenaufgabe"

Insgesamt zehn Stunden, verteilt auf drei Abende, dauert der Kurs in Neumarkt. Die Kosten dafür können die Teilnehmenden bei den Pflegekassen einreichen. Auch wer noch keinen Angehörigen mit einem Pflegegrad betreut, kann die Kosten bei seiner Krankenkasse einreichen, rät Meier ihren Teilnehmerinnen. Zehn sind es in dieser Runde, alles Frauen. "Weil es ja doch immer noch eine Frauenaufgabe ist", stellt eine Teilnehmerin trocken fest.

Roswitha Meier vermittelt an zwei der drei Abende viel Theoriewissen. Unter anderem geht es um Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Denn das sei wichtig, um im Notfall wichtige Entscheidungen zu treffen. Aber es geht auch um ganz alltägliche Dinge, wie die Frage, wie motiviere ich die zu pflegende Person dazu, genügend zu trinken, wie helfe ich ihr richtig aus dem Bett oder wie helfe ich beim Waschen. Die Teilnehmerinnen können sich austauschen und gegenseitig Tipps geben.

Zum Abschluss treffen sich die Kursteilnehmer in einem Sanitätshaus in Neumarkt. Hier werden ihnen ganz konkret Hilfsmittel vorgestellt, die den Alltag der Pflegebedürftigen, aber auch der Pflegenden erleichtern sollen. Die Teilnehmerinnen können hier unter Anleitung verschiedene Rollatoren oder Rollstühle testen, sowie auseinanderbauen, um zu sehen, welche Modelle sich für die eigenen Bedürfnisse am besten eignen.

Kurs im Sanitätshaus

"Viele Krankenkassen zahlen oft nur das günstigste Hilfsmittel", erklärt Susanne Sippl vom Sanitätshaus. Wichtig sei allerdings, sich beraten zu lassen, so Sippl. Das sei kostenlos und so könne man das geeignete Hilfsmittel finden. Roswitha Meier ergänzt: "Manchmal lohnt es sich beispielsweise das Landespflegegeld für die Hilfsmittel aufzuwenden." Wer mindestens Pflegegrad zwei nachweisen kann, bekommt in Bayern Landespflegegeld in Höhe von 1.000 Euro einmal jährlich ausgezahlt.

Meiers Wunsch wäre es auch in Gemeinden häufiger zum Thema Pflege zu informieren. Denn die Nachfrage wäre da, aber personell sei das schwierig umzusetzen. Die Kurse treffen häufig auf positives Feedback. So auch dieses Mal. Teilnehmerin Ingrid resümiert: "Ich finde, das sollte jeder machen, der erstens selber älter wird, oder für die Eltern und Großeltern, denn man kann nur dann gut sein, wenn man weiß, was man macht. Man wird sonst ins kalte Wasser geworfen, und so ein Kurs rüstet einen ganz gut."

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