Bildrechte: picture-alliance/dpa

Plastikbecher im Stadion

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Petition erfolgreich - wieder Mehrweg-Becher in Fußballstadien

Der Mittelfranke Nick Heubeck kämpft gegen Einwegbecher im Fußballstadion. Sein Lieblingsverein BVB war zuletzt Rekordmeister mit 1,5 Millionen Einwegbechern. Mit einer Online-Petition hat er erreicht, dass der Verein auf Mehrweg-Becher umstellt.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Dass der Fußballverein Borussia Dortmund (BVB) von Einwegbechern wieder auf Mehrweg im Stadion umstellt, ist das Anliegen von Fussballfan Nick Heubeck. Der 19-jährige Mittelfranke ist erklärter BVB-Fan und am liebsten live im Stadion. Was ihn trotz aller Fußball-Liebe stört, ist der blinde Fan-Konsum: Am Ende jeden Spiels bleiben riesige Müllberge übrig.

12 Millionen Einwegbecher in den Fußballstadien

Fast zwölf Millionen Einmalbecher Müll in der ersten und zweiten Bundesliga: Das ist die traurige Ökobilanz der vergangenen Fußballsaison. Auch weil vor einigen Jahren der Einwegbecher aus Bioplastik aufkam. Gefertigt aus Mais klang er nach gutem Gewissen, mehr Hygiene und weniger Aufwand durch Spülen. FC Bayern stellte um, Borussia Dortmund stellte um. Prompt wurde der Erstligist mit eineinhalb Millionen Bechern pro Saison auch Rekord-Müllmeister.

Online-Petition gegen Einwegbecher beim BVB

Die zunehmende Vermüllung rings um das Dortmunder Stadion wollte Nick Heubeck nicht mehr hinnehmen, also startete er vor einem halben Jahr auf der Kampagnenplattform change.org eine Online-Petition - gerichtet an 'seinen' Verein, den BVB. "Schluss mit Einwegbechern im Signal-Iduna-Park!" Die Forderung: Der BVB soll wieder auf umweltfreundliche Mehrwegbecher umsteigen. Unterstützung bekam Nick von der Deutschen Umwelthilfe. Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft, beschäftigt sich schon jahrelang mit dem ökologischen Sinn und Unsinn von Einwegbechern und will sie bei Großveranstaltungen ganz aus den Stadien verbannt sehen.

Das Problem mit den Einwegbechern: Mais klingt "Öko"

In den letzten Jahren kam der Trend zu Einwegbechern in den Fußballstadien auf - obwohl die Bundesregierung Abfallvermeidung als Priorität eingestuft hat. PLA-Einwegbecher sind vermeintlich umweltfreundlich, denn sie sind aus Mais, sparen also fossile Rohstoffe wie Erdöl und sind in der Erzeugung CO2- neutraler als herkömmliche Einwegbecher – allerdings nicht, wenn man den CO2-Ausstoß der konventionellen Landwirtschaft und der Verpackungsindustrie mit dazu nimmt. Denn der Mais ist meist gentechnisch veränderter Mais aus Amerika. Hinzu kommen der von Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.

Auch PLA-Einwegbecher haben eine schlechte Ökobilanz

Außerdem braucht man für die Herstellung von 1 kg Genmais 800 Liter Wasser, für die Produktion eines Biomaisbechers damit einen Liter Wasser. Um einen Mehrwegbecher zu spülen, wird lediglich 120- 170 ml Wasser verbraucht, so Thomas Fischer. Ein Mehrwegbecher ist schon ab dem fünften Umlauf ökologischer als der aus Bioplastik und kann 41 Einwegbecher in der Praxis des Bundeligaspielbetriebes ersetzen.

Verantwortung an BVB-Fans abgeschoben

Becher aus Mais - so wird bei den Fans eine Ex und Hopp Mentalität mit vermeintlich gutem Gewissen gefördert. Für Thomas Fischer schieben Vereine damit Verantwortung weg. Nach dem Motto: Der Fan wird nach dem Kauf schon richtig damit umgehen. Doch welcher Fan kompostiert schon seinen Einmal-Biomaisbecher nach dem Spiel? Doch selbst wenn das geschieht, sind die Becher nach der Zersetzung nährwerttechnische Nullnummern.

BVB stellt wieder um auf Mehrweg

Fast ein halbes Jahr hat Nick Heubeck Unterschriften gesammelt. Seine Petition hat schließlich rund hunderttausend Fans gewinnen können: All diese Fans votierten für ein anderes Bechersystem im Dortmunder Signal Iduna Stadion. Weniger Müllberge, weniger Ökoattrappen im Stadion: Diese Stimmen konnte der Verein nicht mehr wegwischen. Schließlich hat Nick Heubeck Ende Mai persönlich die Entscheider vom BVB getroffen, eskortiert von Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. Damit bekennt er sich dazu, durch den Einsatz von Mehrwegbecher Abfälle zu vermeiden und das Klima zu schonen.

Am 7. Juni hat der Verein verkündet, dass er sein System wieder verändert. Durch sein Engagement hat Nick Heubeck einen Fußballgiganten zum Umdenken bewegen können.

Auch der FC-Bayern und der 1. FCN stellen auf Mehrweg um

In Bayern zieht auch der 1. FCN im Max Morlockstadion nach, nach neuen Erkenntnissen zur Ökobilanz will man wieder zurück zum Mehrwegsystem mit regionalen Spülstraßen. Und der FC-Bayern wird nach einer langen Epoche vermeintlicher Bio-Einwegbechern und Müllbergen in der Allianzarena ab kommender Saison umstellen. (Autor: Almut Gronauer )