Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU)
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Omikron-Variante? Corona-Tests bei Südafrika-Rückkehrern positiv

Zwei Passagiere eines Flugs von Kapstadt nach München sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nach Angaben von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek wird nun analysiert, ob sie sich mit der neuen Omikron-Variante angesteckt haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Eine im Süden Afrikas entdeckte neue Corona-Variante sorgt für Beunruhigung auch in Deutschland - und das mitten in der vierten Pandemie-Welle. Nach einem Verdachtsfall in Hessen meldet jetzt Bayern, dass bei einem am Freitagabend in München gelandeten Flug aus Kapstadt zwei Passagiere positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Nun läuft die Genomsequenzierung, um herauszufinden, ob es sich bei den Proben tatsächlich um die neue besorgniserregende Variante Omikron handelt.

Das Ergebnis werde am Sonntag oder spätestens am Montag vorliegen, sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) der BR24 Rundschau. Die betreffenden Personen seien in Isolation.

Zuvor waren in Hessen bei einem Reiserückkehrer aus Südafrika mehrere für Omikron typische Mutationen gefunden worden. Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) schrieb am Samstagmorgen auf Twitter, die Omikron-Variante sei "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits in Deutschland angekommen". Bei dem Reiserückkehrer aus Südafrika bestehe "ein hochgradiger Verdacht, die Person wurde häuslich isoliert". Die vollständige Sequenzierung stand zunächst noch aus.

Zweiwöchige Quarantänepflicht für Reiserückkehrer

Wegen der Variante stuft die Bundesregierung Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho ab Sonntag, 0.00 Uhr, als Virusvariantengebiete ein, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitagabend mitteilte. Fluggesellschaften dürfen damit im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht - auch für Geimpfte und Genesene.

Einen Sonderfall stellten die Passagiere dar, die am Freitagabend in einer aus dem südafrikanischen Kapstadt in München gelandeten Lufthansa-Maschine nach Deutschland kamen - der letzte planmäßige Flug, der vor Inkrafttreten der neuen Regelungen in München landete. Bayerns Gesundheitsministerium ordnete für die Passagiere strenge Test- und Quarantäne-Bestimmungen an.

Mehrere Omikron-Infizierte vermutlich schon eingereist

Minister Holetschek zufolge sind jedoch alle Passagiere, die in den vergangenen 14 Tagen aus dem südlichen Afrika zurückgekehrt sind, aufgefordert, sich PCR-testen zu lassen und die Gesundheitsbehörden zu informieren.

Der Virologe Oliver Keppler vom Max-von-Pettenkofer-Institut an der LMU München sagte der BR24 Rundschau, dass mehrere Omikron-Infizierte wahrscheinlich schon in den vergangenen Tagen nach Deutschland eingereist seien. So würden an seinem Institut derzeit auch positive PCR-Tests von Passagieren analysiert, die bereits am Mittwoch mit dem Flugzeug aus Südafrika ankamen.

Söder fordert maximale Schutzmaßnahmen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte angesichts der neuen Variante strenge Vorkehrungen. "Maximale Schutzmaßnahmen heißt auch maximale Quarantänemaßnahmen. Wir müssen alles dafür tun, dass es sich nicht verbreitet. Was ganz wichtig ist: Wir brauchen darüber hinaus umfangreiche, neue Sequenzierungen, d.h. Überprüfungen, ob nicht diese Variante vielleicht schon irgendwo im Land ist. Das ist ganz wichtig, um einen Überblick zu haben."

Außerdem müsse rasch mit Experten und Impfstoffherstellern geklärt werden, welche Folgen diese Virusvariante haben kann und inwieweit die vorhandenen Impfstoffe auch gegen Omikron wirken, sagte Söder.

Omikron laut WHO besorgniserregend

Am Donnerstag war in Südafrika die Entdeckung der neuen Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 bekannt gegeben worden. Nach Angaben südafrikanischer Wissenschaftler könnte die Variante wegen der ungewöhnlich vielen Mutationen noch ansteckender als die derzeit grassierende Delta-Variante sein und die Impfstoffe weniger wirksam machen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die nach dem griechischen Buchstaben Omikron benannte Variante als "besorgniserregend" ein. Die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC hält das Risiko einer Ausbreitung in der EU für "hoch bis sehr hoch".

Südafrika fühlt sich "bestraft"

Die EU-Staaten wollen mit Flugbeschränkungen für Länder des südlichen Afrika, mit Tests, Quarantäne und Kontaktnachverfolgungen eine rasante Ausbreitung der Variante verhindern. Das südafrikanische Gesundheitsministerium bezeichnete die verhängten Reiseverbote als "drakonisch". Das Außenministerium kritisierte, dies sei "wie eine Bestrafung Südafrikas für seine fortschrittliche Genomsequenzierung und die Fähigkeit, neue Varianten schneller zu erkennen".

Mit Belgien meldete am Freitag bereits das erste EU-Land, dass eine Infektion mit Omikron bei einem Reisenden aus Afrika festgestellt worden sei. Am Samstag bestätigte auch Großbritannien zwei Fälle. Aus Botsuana, Hongkong und Israel wurden ebenfalls Omikron-Fälle gemeldet.

In Amsterdam wurden am Samstag 61 von rund 600 Passagieren von zwei aus Südafrika gelandeten Maschinen positiv auf Corona getestet - ob die Omikron-Variante darunter ist, wird noch geprüft.

Biontech könnte Impfstoff schnell anpassen

Noch ist unklar, wie die Covid-19-Erkrankung im Falle einer Infektion mit der neuen Variante verläuft und ob die Gesundheitsgefahr größer ist als bei anderen Varianten. Nach den Worten eines WHO-Sprechers wird es "einige Wochen" dauern, bis Wissenschaftler die Folgen verstehen können.

Die Impfstoffhersteller haben jedoch die Hoffnung, dass sie die aktuellen Impfstoffe so verändern können, dass sie gegen die Omikron-Variante wirken. Das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer erklärten, dass sie "spätestens in zwei Wochen" Daten erwarten, die zeigen, ob ihr Vakzin angepasst werden kann.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte, die Versorgung mit Corona-Impfstoff sei auch dann gesichert, wenn sich die Virusvariante Omikron in Europa ausbreitet. Die EU habe für die kommenden beiden Jahre insgesamt zwei Milliarden Impfdosen bestellt - diese Bestellmenge sei auch dann gesichert, wenn der Impfstoff zum Kampf gegen die Omikron-Variante verändert werden müsse.

Aufruf zu Impfungen

Der Immunologie-Professor Leif Erik Sander von der Berliner Charité hält eine Steigerung der Impfquote gerade angesichts des Auftauchens der Omikron-Variante für besonders dringend. "Das Virus findet die Ungeimpften", sagte er bei einer Digitalveranstaltung des Bundesgesundheitsministeriums. "So wird es bei diesen Varianten auch sein."

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, erklärte: "Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei Null an, wenn sie einer neuen Variante begegnen." Geimpfte hätten schon einen "gewissen Impfschutz" gegenüber neuen Corona-Varianten, auch wenn der Grad der Wirksamkeit der Impfstoffe gegenüber Omikron derzeit noch nicht klar sei.

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