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Mahnmal an die Opfer des Oktoberfestattentats

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Oktoberfest-Attentat: Kritik an Ermittlungen

Die Bundesanwaltschaft habe offenbar kein Interesse daran, das Oktoberfest-Attentat von 1980 umfassend aufzuklären. Das kritisiert die Partei Die Linke im Bundestag. Von Thies Marsen

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen am .

Die Linke bezieht sich dabei auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion, die dem BR exklusiv vorliegt. Demnach hat die Bundesanwaltschaft zwar inzwischen diverse Unterlagen des Bundesamtes für Verfassungsschutz gesichtet, jedoch weder frühere Geheimdienstspitzel aus der Neonazi-Szene identifiziert noch vernommen. Der Oktoberfest-Attentäter Gundolf Köhler hatte sich vor dem Anschlag im Umfeld der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann bewegt, die von dem bis heute aktiven fränkischen Neonazi Karl-Heinz Hoffmann gegründet und geführt wurde.

Schon lange gibt es Zweifel daran, dass der bei dem Anschlag umgekommene Köhler die Tat allein begangen hat. Doch der Generalbundesanwalt wolle offenbar keine weiteren Täter ermitteln, kritisiert die Innenexpertin der Linksfraktion Martina Renner: "Würde man dies wollen, dann hätte man die bekannten, aber nicht namentlich identifizierten Zuträger und Spitzel in der Wehrsportgruppe Hoffmann vernehmen müssen. Dies ist aber unterblieben."

Generalbundesanwalt hat keine Quellen vernommen

Dass das Bundesamt für Verfassungsschutz über Quellen im Umfeld der Wehrsportgruppe Hoffmann verfügte, hatte die Bundesregierung jüngst eingeräumt - auf Druck des Bundesverfassungsgerichts, das die Regierung dazu verurteilt hatte, entsprechende Anfragen von Linken und Grünen zu beantworten. Demnach erstatteten Quellen aus der Wehrsportgruppe Hoffmann allein dem Bundesverfassungsschutz mehr als 140 Mal Bericht. Allerdings ist unklar, wie viele Spitzel die Geheimdienste im Umfeld der Wehrsportgruppe hatten.

Sicher ist dagegen: Der Generalbundesanwalt hat bis heute weder eine der Quellen vernommen noch vom Verfassungsschutz verlangt, deren Identitäten offenzulegen. Es hätten sich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, "dass die Ermittlungen dieses erfordern würden", teilte das Bundesjustizministerium mit. Angesichts dessen, so die Linken-Politikerin Martina Renner, sei die Behauptung, man würde zum Oktoberfest-Attentat intensiv ermitteln, "ganz offensichtlich Augenwischerei". Das Geheimhaltungsinteresse der Geheimdienste werde einmal mehr über die Strafverfolgung und die Interessen der Opfer und deren Angehörigen gestellt.

Befragungen ohne Ergebnisse

Im Jahr 2014 hatte die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Attentat, bei dem 13 Menschen starben und mehr als 200 verletzt wurden, wieder aufgenommen, nachdem insbesondere Recherchen des BR-Reporters Ulrich Chaussy neue Hinweise und neue Zeugen zutage gefördert hatten. Diese Zeugen wurden durch die Anklagebehörde offenbar auch befragt, jedoch, wie es heißt, ohne konkrete Ergebnisse.

Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hat die Anklagebehörde zwar außerdem auch einige ehemalige Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann vernommen. Dabei ging es aber wohl vorrangig um zwei mutmaßliche Morde im Libanon. Dorthin hatte Hoffmann seine paramilitärische Organisation Anfang 1980 verlegt, um ein Verbot zu umgehen und gemeinsam mit palästinensischen Guerilla-Gruppen zu trainieren. Zwei Mitglieder der Wehrsportgruppe kamen damals im Libanon auf bis heute ungeklärte Weise ums Leben.