Der 25.000 Euro teure Christbaum auf dem Oberstdorfer Marktplatz.
Bildrechte: BR / Rupert Waldmüller, Michael Frick (Montage)

Der Christbaum auf dem Oberstdorfer Marktplatz.

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Oberstdorf leistet sich Zweit-Christbaum für 25.000 Euro

Die Gemeinde Oberstdorf hat im Hochsauerland einen Christbaum für 25.000 Euro gekauft. Dabei wurde in dem Ort erst vor Kurzem extra ein nachhaltiger Weihnachtsbaum gepflanzt. Jetzt gibt es zwei – und eine lebhafte Diskussion.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Weihnachten hätte so schön nachhaltig werden können in Oberstdorf. Im Kurpark ließ die Gemeinde im Herbst eine Nordmanntanne pflanzen. Sie sollte der neue, dauerhafte Christbaum werden für den Ort. Doch etliche Oberstdorfer wollten den "nachhaltigen" Kurpark-Weihnachtsbaum nicht akzeptieren. Für sie gehört ein stolzer Christbaum auf den Marktplatz - 100 Meter weiter nördlich, direkt vor der Kirche. "Das ist der Platz, der seit über 100 Jahren schon vom Christbaum eingenommen wird", sagt etwa Gustl Stempfle. Sein Urgroßvater half 1897 mit, den ersten Christbaum auf dem Marktplatz aufzustellen.

Spezialfirma aus dem Sauerland bringt Christbaum ins Allgäu

Angesichts der Kritik am fehlenden Christbaum beschloss der Gemeinderat vor einigen Wochen, kurzfristig doch noch einen Baum vor der Kirche aufstellen zu lassen. Der Auftrag ging an eine Spezialfirma aus dem Hochsauerland. Die brachte das rund 15 Meter hohe Prachtexemplar gleich mit - per Schwertransport über 600 Kilometer - für 25.000 Euro.

Kritik am teuren Baum

Der Last-Minute-Baum aus dem Sauerland kommt bei vielen Oberstdorfern nun aber auch nicht gut an. Als "nicht verhältnismäßig" und "unüberlegt" kritisiert eine Passantin den teuren Baum und sagt: "Das Geld hätte man sicher auch anders verwenden können, wo es dringend gebraucht wird in dieser Zeit." Eine andere Oberstdorferin meint: "Ich finde es wirklich traurig, dass man für so einen Baum so viel Geld ausgibt und ihn so weit hertransportiert."

Bürgermeister: Kein Kommentar zum teuren Christbaum

Der Oberstdorfer Bürgermeister will sich nicht weiter zu dem teuren Christbaum äußern. Der Gemeinderat habe das nun mal so beschlossen, heißt es aus dem Rathaus. Aus Sicherheitsgründen könnten die Gemeindewerke den Baum nicht mehr selbst aufstellen. Deshalb habe man die Spezialfirma aus dem Sauerland beauftragt. Im Vorfeld sei allen Beteiligten klar gewesen, dass das teuer werde.

Bildrechte: BR / Michael Frick
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Diese Tanne wurde erst vor Kurzem im Kurpark gepflanzt - als nachhaltiger Christbaum für Oberstdorf.

Bisher 10.000 Euro für den Oberstdorfer Weihnachtsbaum

In den vergangenen Jahren hätten Mitarbeiter der "Kommunalen Dienste Oberstdorf" den Christbaum auf dem Marktplatz aufgestellt, sagt Michael Finger, der für die Grünen im Gemeinderat sitzt. Das habe die Gemeinde allerdings auch schon 10.000 Euro pro Jahr gekostet. Finger selbst hätte den teuren Baum aus dem Sauerland nach eigenen Worten nicht gebraucht. "Aber es gab Kräfte in Oberstdorf, die unbedingt an diesem Platz - koste es, was es wolle - einen Christbaum haben wollten. Und der kostet dann eben zehn Tage vor dem ersten Advent 25.000 Euro."

Lob von den Touristen für den Baum

Immerhin: Einigen Touristen gefällt der Allgäuer Sauerland-Baum. "Der ist gut gewachsen und nicht so struppig", lobt ein Urlauber aus Hessen. Ein anderer findet: "Von der Masse her ist er gut. Vom Schmuck her fehlt ein bisschen was."

Gustl Stempfle, dessen Urgroßvater vor über 100 Jahren den ersten Christbaum auf dem Marktplatz mitaufgestellt hatte, sieht die Aufregung um den teuren Weihnachtsbaum gelassen. Die Diskussion habe sich erübrigt. "Jetzt ist er da. Und man muss vielleicht für das nächste Jahr überlegen, was man ändern sollte, könnte, möchte."

Die Oberstdorfer können in diesem Jahr nun auf jeden Fall unter zwei Bäumen Weihnachten feiern: nachhaltig im Kurpark oder - etwas luxuriöser - unter dem Sauerland-Baum auf dem Marktplatz.

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