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Denkmalgeschütztes Haus in Giesing abgerissen

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OB Reiter will Wiederaufbau des illegal abgerissenen Hauses

Nach dem illegalen Abriss des denkmalgeschützten Handwerkerhäuschens in München will die Stadt den Eigentümer an diesem Platz auf gar keinen Fall etwas anderes bauen lassen. Von Gerhard Brack und Matthias Lauer

Über dieses Thema berichtet: Capriccio am .

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat zwei Wochen nach dem illegalen Abriss nun harte Konsequenzen angekündigt. Im Gespräch mit dem BR sagte er:

"Das ist ein echter Skandal! So kann man mit uns nicht umgehen. Das werden wir uns auch nicht gefallen lassen." Münchens OB Dieter Reiter

Die Stadt München werde den Denkmalschutz nicht gegen die Abrissbirne "sich erledigen lassen". Er lasse bereits prüfen "wie weit wir mit unserer Gegenforderung gehen können, also was juristisch noch durchzusetzen ist".

"Ich hätte Sympathie, für einen Wiederaufbau zu kämpfen, das heißt, dass man dem Eigentümer auferlegt, dass er alles wieder so aufbaut, wie es war, und damit seinen Erfolg nicht wirklich einfahren kann." Münchens OB Dieter Reiter

Kein Gewinn durch Grundstücksspekulation

Zumindest aber werde er sich dafür einsetzen, dass der Eigentümer nicht auch noch Gewinn mache mit dem illegalen Abriss. Das heißt, dass der Eigentümer des Grundstücks auf keinen Fall etwas anderes bauen darf als eine Replik des illegal abgerissenen Häuschens.

"Ich glaube, das muss im gesamtstädtischen, gesamtpolitischen Interesse liegen, dass man sich mit so einer Methodik auf gar keinen Fall sich Baurecht verschaffen kann." Münchens OB Dieter Reiter

Alles nur "ein Unfall"

Der illegale Abriss des unter Denkmalschutz stehenden Hauses in der Oberen Grasstraße 1 in Giesing soll "ein Unfall" gewesen sein, beteuerte Serpid Camurlu, die Frau des Geschäftsführers der beteiligten Münchner Baufirma CSH Baubetreuung GmbH, gegenüber Münchner Merkur und tz. Die Firma habe den Auftrag zur Sanierung des Hauses gehabt. Ihr Mann, sagt Camurlu, sei völlig fertig. Für eine Stellungnahme gegenüber dem Bayerischen Rundfunk war das Ehepaar nicht zu erreichen.

Nicht besonders glaubwürdig

Eine Theorie, die von Seiten des städtischen Baureferats und der Lokalbaukommission nicht für besonders glaubwürdig gehalten wird.

"Wir nehmen das ohne rechtliche Bewertung zur Kenntnis, finden es aber nicht besonders überzeugend." Stellungnahme der Lokalbaukomission.

An der Tatsache, dass hier wertvolles Kulturgut zerstört wurde, ändere das ohnehin nichts mehr. Die Aufregung ist groß. Deshalb sei es wichtig, jetzt das richtige Signal zu senden.

"Wir werden genau überlegen und prüfen, damit wir am Ende eine Sanktion finden, die sehr, sehr schmerzhaft ist." Thomas Rehn, stellvertretender Leiter der Lokalbaukommission

Der Bauträger dürfe aus seinem "mutmaßlich kriminellen Vorgehen" keinen Profit ziehen.

Der Abriss ist auf jeden Fall ordnungswidrig

Dafür drohen Bußgelder bis zu 250.000 Euro. Aber auch in Bezug auf das Baurecht müsse nun geklärt werden, was der Bauherr an Stelle des ehemaligen Handwerkerhäuschens errichten dürfe, sagt Rehn. Der gesamte Straßenzug rund um die Obere Grasstraße 1 stehe zudem unter Ensemble-Schutz.

"Das heißt, ein Neubau muss in jedem Fall mit dem restlichen Ensemble im Einklang stehen.“ Thomas Rehn, stellvertretender Leiter der Lokalbaukommission

Das fordern auch die empörten Anwohner der Feldmüller-Siedlung. Sie sammeln bereits Unterschriften dafür, dass das zerstörte Haus (Baujahr 1840/45) wieder in seinen ursprünglichen Dimensionen aufgebaut wird.