Dr. Michael mit Sohn Daniel Marx: Nachfahren von Leo und Dina Marx.
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NS-Raubgut: Erben erhalten Silbergegenstände zurück

Sechs Silberobjekte, die jüdischen Familien während der NS-Zeit genommen worden waren, wurden am Montag den Erben symbolisch zurückgegeben. Die Restitution wurde vom Bayerischen Kunstminister Bernd Sibler im Bayerischen Nationalmuseum durchgeführt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Gegenstände aus Silber stammen aus dem Eigentum der deutsch-jüdischen Familien von Leo Marx sowie von Anna und Prof. Dr. Karl Neumeyer. Sie lagerten im Bayerischen Nationalmuseum und waren zuletzt in einer aktuellen Ausstellung über Silberobjekte, die aus jüdischem Besitz stammen, zu sehen.

Am Montag hat Kulturminister Bernd Sibler im Beisein von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und dem Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums, Dr. Frank Matthias Kamme, die Objekte symbolisch an die Erben zurückgegeben.

Wertgegenstände aus jüdischem Besitz

Konkret handelt es sich bei den sechs Gegenständen aus Silber um einen Pokal, ein Gewürzgefäß, drei Kerzenleuchter und einen Kelch. Sie sind zwar nicht besonders wertvoll, dafür aber geschichtsträchtig. Aufgrund einer Verordnung der Nationalsozialisten mussten Juden ab 1939 gegen eine minimale Entschädigung Edelmetallgegenstände, Edelsteine und Perlen abliefern. Viele Gegenstände aus jüdischem Besitz mussten auch bei der systematischen Deportation durch die Nationalsozialisten zurückgelassen werden.

Ende der 1930er Jahre erwarb das Bayerische Nationalmuseum in München vom Städtischen Leihamt insgesamt 322 zuvor zwangsweise abgegebene Silbergegenstände. Nach dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg wurden ab 1951 über 200 Silberobjekte an die Erben oder überlebenden Eigentümer zurückgegeben – 112 Objekte, bei denen keine Erben mehr gefunden werden konnten, waren noch im Besitz des Museums.

Ausstellung "Silber für das Reich"

Bei den sechs Gegenständen, die nun an die Nachfahren übergeben werden, konnten nach intensiver Recherche die Erben ausfindig gemacht werden.

Die Objekte wurden zur Restitution aus der Präsentation "Silber für das Reich. Silberobjekte aus jüdischem Eigentum im Bayerischen Nationalmuseum" entnommen. Die Ausstellung zeigt noch bis 19. Januar 112 Objekte der sogenannten "Silberabgabe" aus den Jahren 1939 und 1940 sowie Recherche-Ergebnisse zu den derzeit noch offenen Fällen.

Diese Werke und Gegenstände sind online sowie zusätzlich über einen gedruckten Katalog erschlossen. Die Suche nach Nachfahren der ehemaligen Eigentümer läuft noch.

Provenienzforschung am Bayerischen Nationalmuseum

Rund 700 Gegenstände, die dem Museum aus ehemaligem NS-Besitz zwischen 1961 und 2004 übergeben wurden, sind seit Ende 2014 online über die Datenbank des Bayerischen Nationalmuseums und die Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums für Kulturverluste recherchierbar.

Ergeben sich entsprechende Hinweise, sucht das Museum proaktiv den Kontakt zu den Nachfahren oder deren Interessenvertretern. Restitutionen erfolgten bislang unter anderem an die Nachfahren der Münchner Kunsthändler A.S. Drey und Siegfried Lämmle sowie des Kölner Sammlers Ottmar Strauss.

Langfristiges Ziel der Provenienzforschung im Bayerischen Nationalmuseum ist, alle über 80.000 Objektzugänge nach 1933 kritisch zu überprüfen.

Silberobjekte aus dem Bestand des Bayerischen Nationalmuseums
Bildrechte: Bayerisches Nationalmuseum / Montage: BR
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Silberobjekte aus dem Bestand des Bayerischen Nationalmuseums werden an die Erben der ursprünglichen Besitzer übergeben.

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