Ein Landwirt bringt mit seinem Gespann Gülle im sogenannten Schleppschuh-Verfahren auf einem Feld aus. (z
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Ein Landwirt bringt mit seinem Gespann Gülle im sogenannten Schleppschuh-Verfahren auf einem Feld aus.

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Niederbayerische Landwirte: Sorge vor Düngekrise wegen Ukraine

Der Krieg in der Ukraine könnte die Landwirte in der Region vor große Probleme stellen. Bauern in Niederbayern sprechen jetzt bereits von einer Düngekrise, weil Dünger enorm knapp wird.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der Krieg in der Ukraine löst auch bei niederbayerischen Landwirten Sorgen aus: Wegen steigender Gaspreise ist von einer Düngekrise die Rede. Der Grund: Erdgas wird als Rohstoff für die Düngemittelherstellung benötigt. Dünger könnte ausgehen, was weniger und schlechtere Erträge zur Folge hätte, wie es vom Bauernverband Deggendorf auf BR-Anfrage heißt.

Hohe Gaspreise - Folgen für Düngemittel

Demnach seien die Preise für Düngemittel die vergangenen Monate ohnehin enorm gestiegen – durch den Krieg in der Ukraine "hat das noch mal einen Schub gemacht", so Ingrid Ecker, Geschäftsführerin beim Bayerischen Bauernverband Deggendorf. Ähnliches hat auch Junglandwirt Mathias Ittlinger aus Kleinweichs im Landkreis Deggendorf beobachtet: "Die Düngemittel, die aus der Ukraine kommen, sind teilweise gar nicht mehr am Markt verfügbar."

Weniger düngen, weniger Erträge

Die erwarteten Folgen: Schlechte Qualität bei Erzeugnissen und weniger Erträge, so Michael Klampfl, Kreisobmann des Bauerverbands in Deggendorf. Klampfl ist selbst Landwirt in Außernzell im Landkreis Deggendorf, hat einen Rindermastbetrieb und betreibt zusätzlich Ackerbau. Er ist nicht vom Dünger abhängig: "Wir können auf unseren Wirtschaftsdünger aus Gülle und Mist zurückgreifen." Klampfl sieht ein Problem für Ackerbauern, die keinen Wirtschaftsdünger herstellen können, "weil die Grundversorgung der Ackerpflanzen ohne Dünger nicht gewährleistet ist."

Wirtschaftsdünger: Zu wenig Tierhaltung?

Warum nicht Wirtschaftsdünger als Lösung für andere Betriebe zur Verfügung stellen? Dass Tierhalter Wirtschaftsdünger wie Gülle einfach an Ackerbauern weitergeben, sei nicht so einfach, so Ingrid Ecker: "Das ist mit viel Bürokratie verbunden." Hinzu komme, dass der Druck auf Landwirte ständig steigt. Viele Schweinehalter hörten auf, weil die Preise so schlecht seien. "Dann haben wir auch keinen Wirtschaftsdünger mehr", so Ecker weiter.

Landwirt: "Haben die Landwirtschaft aus der Hand gegeben"

Junglandwirt Ittlinger kritisiert, dass man die Landwirtschaft aus der Hand und an Länder wie Russland gegeben habe. "Vielleicht wird es mal wieder wichtiger, dass die Leute wissen, wo alles herkommt – dass es eben nicht selbstverständlich ist, was im Geschäft zu kaufen ist." Ittlinger plädiert daher, die Fruchtfolge am Acker in Zukunft zu überdenken: "Dass man auch gar nicht mehr abhängig vom Wirtschaftsdünger ist." Er selbst setzt auf Leguminosen beim Anbau: Da die Hülsenfrüchtler atmosphärischen Stickstoff binden können, stellen sie als Gründünger viel Stickstoff zur Verfügung.

Sorgen aber macht sich Ittlinger um die anstehende Aussaat: "Der Sprit wird teurer – wir brauchen aber viel mehr, wenn die Aussaat jetzt zum Beispiel für das Sommergetreide beginnt."

💡 Russland und Ukraine als Getreide-Exporteure

Wie es vom Deutschen Bauernverband heißt, sind Russland und die Ukraine große Exporteure von Getreide, vor allem von Weizen. Sollte es durch den Krieg zu Einschränkungen in den Häfen am Schwarzen Meer kommen, wären vor allem Märkte in Arabien, Nordafrika und Asien betroffen. Getreide für die EU sei durch eine hohe Eigenversorgung gesichert – vorausgesetzt, es stünden im Frühjahr genug Düngemittel zur Verfügung.

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