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Baby in den Händen von Hebamme Gabu Muschler am Nördlinger Krankenhaus

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Neue Verordnung verschlechtert Lage der freiberuflichen Hebammen

Mehr Qualität und eine bessere Betreuung wollen die Krankenkassen mit einer neuen Verordnung für freiberufliche Hebammen erwirken. Doch die Hebammen protestieren, denn ihre Situation wird dadurch immer schlechter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Die neue Verordnung der Krankenkassen richtet sich an sogenannte Beleghebammen, also freiberufliche Hebammen. Meistens sind das Hebammen an kleineren und mittleren Krankenhäusern. Sie sind freiberuflich tätig und rechnen ihre Leistungen mit den Krankenkassen ab.

Nur noch zwei Frauen gleichzeitig betreuen

Geht es nach den Kassen, sollen sie in Zukunft nur noch zwei Frauen gleichzeitig betreuen dürfen, bzw. nur noch für zwei Frauen gleichzeitig Geld bekommen. Kommt eine dritte Frau hinzu, sollen sie eine weitere Hebamme hinzuziehen.

Doch die Hebammen protestieren gegen die Regelung. Zum einen wollen sie selbst entscheiden, was sie leisten können und wo sie Hilfe brauchen. Zum anderen gibt es jetzt schon zu wenig Hebammen. Durch die neue Regelung leidet nach Meinung der Hebammen vor allem eines: das Wohl der schwangeren Frauen.

Betreuung von mehreren Frauen gleichzeitig nicht ungewöhnlich

Denn es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Hebammen mehrere Frauen gleichzeitig betreuen. Ein normaler Tag von Gabi Muschler am Nördlinger Krankenhaus beginnt etwa um 11 Uhr mit einem geplanten Kaiserschnitt. Danach wird die Frau noch drei Stunden im Kreißsaal überwacht. Während dieser Zeit kann Gabi Muschler gleichzeitig bei einer anderen Frau die Wehen kontrollieren.

Verdienst der Hebammen nach Leistung

Jede einzelne dieser Leistungen rechnet sie mit den Kassen ab. Ist an einem Tag nichts los, ist Gabi Muschler zwar auch im Krankenhaus, verdient aber nichts. Die neue Regelung der Krankenkassen kann sie sich an einem normalen Tag nicht vorstellen. 

"Das heißt, ich müsste dann zum Beispiel eine Frau, die Wehen hat, noch ein bisschen vertrösten, so dass sie warten müsste, wenn ich diese Leistung abrechnen möchte. In der Praxis machen wir das natürlich nicht. Wir sind Hebammen! Wir würden keine Frau abweisen, nur weil wir das nicht abrechnen können." Hebamme Gabi Muschler

Leistungen werden nicht mehr bezahlt

Wenn wirklich eine zweite Hebamme notwendig war, also etwa zwei Frauen gleichzeitig heftige Wehen hatten, hat sich Gabi Muschler schon immer Unterstützung geholt – auch ohne Druck der Krankenkassen. Wenn aber eine Frau nur leichte Wehen hat und klar ist, dass es bis zur Geburt noch Stunden dauern wird, kann die Hebamme gleichzeitig noch bei einer anderen Frau die Herztöne des Babys messen und bei einer dritten den Bauch abtasten. Auch in Zukunft ist das kein Problem. Allerdings bekäme Gabi Muschler dann nicht mehr alle Leistungen bezahlt.

Situation der Hebammen insgesamt immer schwieriger

Dabei stellt die neue Regelung nur eines von vielen Problemen für freiberufliche Hebammen dar. Sie kämpfen bereits mit hohen Versicherungsbeiträgen. Dazu kommt, dass die Pauschale für Geburten gesenkt wurde und seit dem 1. Januar wird den Hebammen auch die Fahrt zum Krankenhaus nicht mehr erstattet.

Und dass, obwohl es schon jetzt zu wenige Hebammen gibt. In vielen Krankenhäusern dürfte es die Hebamme, die dazu geholt werden soll, wohl gar nicht geben. Die Hebammen, die da sind, müssen sich aber mit noch mehr Bürokratie herumschlagen als bisher – und dabei verdienen sie immer weniger.

Regelung gilt nur für freiberufliche Hebammen

Ob die Kassen so das Ziel einer besseren Betreuung erreichen, ist fraglich. Denn die Regelung gilt nur für freiberufliche Hebammen. Festangestellte können weiterhin so viele Frauen betreuen, wie sie möchten.