Vorsichtig hebt Edeltraud Schubert ein kleines bisschen das schwarze Spielkreuz. Dessen Fäden führen auf die Bühne und sind an verschiedenen Stellen an dem König befestigt und machen die Marionette lebendig. Eine kleine Bewegung am Kreuz, die Fäden bewegen sich und die Puppe nickt und hebt die Hand. Derzeit laufen die Proben für die nächste Aufführung. Mit der Oper "Die Kluge" von Carl Orff bringen sie ein Stück für Erwachsene auf die Bühne.
Emotionen in die Bewegung legen
Die Oper basiert auf einem Märchen. Die Musik kommt vom Band. Die Szenen setzen die Puppenspieler um: "Wir haben diese relative starren Puppen, die haben keine Mimik, die können nichts in die Hand nehmen. Deshalb ist es wichtig, die Emotionen in die Bewegung zu legen", erzählt Uschi Golling, die von Anfang mit dabei ist. Aktiv beteiligt sind bei der Probe sieben Mitglieder des Vereins. Begonnen haben sie vor rund 30 Jahren nach einem Kurs zum Marionettenbauen. "Dann wollten wir auch richtig Theater mit den Puppen machen", erzählt Gründungsmitglied Edeltraud Schubert.
Die Freude der Kinder ist die Bezahlung für die Ehrenamtlichen
Und die "Fadenspieler" machen das alles in ihrer Freizeit - ohne Bezahlung. Die Motivation ist groß: "Die große Freude, wenn die Kinder sehen, das ist etwas anderes als Fernsehen, das ist live. Die schauen zu und sind begeistert, stellen Fragen, mischen sich ein und am Ende hat man ein interaktives Stück - wenn man Glück hat“, so der Puppenspieler Klemens Wesolowski.
Puppen, Kleider, Kulissen: Alles Marke Eigenbau
Gelernt haben sie im Laufe der Jahre viel. "Es geht schon bei der Auswahl der Stücke los. Was eignet sich, was geht nicht", berichtet Schubert. Gemacht wird alles gemeinsam im Verein: Die Stücke passen sie selbst an. Und nicht nur das: Die Puppen werden gebaut, die Kleider genäht, die Kulissen gebaut. Vor allem beim Puppenbauen gibt es einiges zu beachten: "Die Kleidung darf nicht zu aufwändig sein, sonst können die Fäden hängen bleiben", erzählt Schubert. Viel Herzblut steckt in jeder Aufführung und das Repertoire ist mittlerweile groß geworden.
Vom Kleinen Prinz bis zur mordenden Marionette
Das Programm des Theaters ist mit der Zeit gewachsen: Zu Marionetten sind schon der Kleine Prinz und sein Freund der Fuchs geworden. Aber auch der klassische Kasperl ist mit dabei. Und wenn Erwachsene etwas Spannung wollen: Im Herbst ist es soweit: "Das goldene Ei – ein Märchenthriller" mit einer mordenden Marionette.
Open Air-Aufführung am Freitag
Am kommenden Freitag geht es aber zunächst auf die Freiluftbühne. So können auf Grund der Corona-Maßnahme mehr Besucher kommen. Und die Spielstätte kann sich sehen lassen: Vor dem Neuburger Hesseloher Schlösschen bauen sie ihre Theaterbühne auf. Zu sehen gibt es dann "Die Kluge".
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