Die beiden Metzgermeisterinnen Maria (links) und Christina Falter (rechts) aus Regen
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Die beiden Metzgermeisterinnen Maria (links) und Christina Falter (rechts) aus Regen lieben ihren Beruf.

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Warum zwei Metzgermeisterinnen ihren Job lieben

Reine Männer– oder Frauenberufe gibt es kaum noch. Aber Metzger, das ist noch eine ziemliche Männerdomäne. Mit Ausnahmen: die Schwestern Christina und Maria Falter aus Regen sind leidenschaftliche Metzgermeisterinnen, genau wie ihre Mutter.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Als Christina Falter, heute 29, mit 16 Jahren ihre Metzgerlehre angefangen hat, war sie eine von nur zwei Mädchen in der Berufsschulklasse und musste sich gegen männliche Vorurteile behaupten:

"Man wird da schon belächelt so nach dem Motto, du bist nur eine Frau, was soll das schon werden mit dir in dem Beruf. In der Meisterschule war das sogar noch schlimmer. Da gab's auch viele Sprüche. Aber denen haben wir es gezeigt, ob das nun praktisch oder in der Theorie war." Christina Falter, Metzgermeisterin

Metzgerklasse: zwei Mädchen, 38 Buben

Ähnlich beweisen musste sich ihre jüngere Schwester Maria Falter, heute 27, die zunächst Friseurin werden wollte. Aber nach dem ersten Lehrjahr in diesem Beruf stellte sie fest, dass es "nicht das meins war, sich täglich zu schminken und schön herzurichten". Sie schwenkte um auf Metzgereifachverkäuferin und wurde später ebenfalls Metzgermeisterin.

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Rollenvorbild war die Mama

Die Schwestern hatten ein klares Rollenvorbild. Sie sind in der Metzgerei ihrer Mutter Martina Falter im niederbayerischen Regen aufgewachsen. Die Tochter eines Landwirts war in den 1980er-Jahren als Metzgermeisterin noch die absolute Ausnahme, wollte das aber damals unbedingt werden:

„Ich wollte immer schon einen Männerberuf lernen, das hat mich interessiert, ob nun Mechaniker, Schreiner oder Zimmerer. Dann kam ich aufs Metzgern.“ (Martina Falter, 54, Metzgermeisterin)

Ihr Mann war Koch. Martina Falter ist heute "total stolz", dass ihre beiden Töchter ebenfalls Metzgermeisterinnen geworden sind. Christina hat die Metzgerei der Mutter in Regen übernommen und beschäftigt heute elf Angestellte. Maria hat eine eigene Metzgerei in Ruhmannsfelden mit sieben Angestellten.

Überzeugt vom Metzgerhandwerk

Die beiden Frauen lieben ihr Handwerk, obwohl sie offen zugeben, dass die Arbeit trotz vieler Maschinen körperlich nicht einfach ist. Man muss schwere Kisten heben, viel in gebückter Haltung arbeiten und den ganzen Tag stehen, erzählt Christina Falter. Das Zerlegen großer Rinderhälften mit Messer, Kettenhandschuh und Bauchschutz sei Schwerstarbeit. Aber der Körper gewöhne sich daran und man lerne in der Ausbildung die richtige Technik:

"Wenn man weiß, wie man das macht, hat das mit Kraft nicht mehr viel zu tun. Man schneidet viel mit der Schwerkraft. Es dauert allerdings, bis man das kann." (Christina Falter, Metzgermeisterin)

Spaß macht beiden Schwestern, aus "einem Stück Fleisch durch Veredelung gute regionale Lebensmittel" zu machen, ob nun Wurst oder Fleisch. Dabei legen beide Wert auf Fleisch, das aus der Region kommt. Das Rindfleisch für die beiden Metzgereien stammt teils aus einem Bauernhof direkt in Regen, teils aus dem eigenen kleinen Bauernhof, den Christina Falters Mann betreibt. Er hält dort auch über 500 Hühner für die Eier- und Hühnerfleischproduktion. Die Rinder werden bei einem benachbarten Metzger geschlachtet, der noch ein eigenes Schlachthaus hat - möglichst stressfrei und ohne lange Transportwege. Die Schweine kommen aus einem kleinen Schlachthaus im Raum Passau.

Fleischqualität so wichtig wie gutes Handwerk

Den Schwestern ist eine stets hohe Qualität genauso wichtig wie eine gute handwerkliche Verarbeitung. Das ist auch ihr Argument gegen den gesellschaftlichen Trend zum völligen Fleischverzicht:

"Wenn ich gutes Fleisch esse, brauche ich nicht irgendwelche Tabletten einwerfen, weil mir ohne Fleisch zum Beispiel die B-Vitamine oder Eisen fehlen." (Maria Falter, Metzgermeisterin)

Gute Ware aus einer regionalen Metzgerei hält Christina Falter auch für besser als "irgendein Päckchen mit Lebensmitteln aus dem Kühlregal, das von sonst woher stammt". Dabei ist handwerkliche Qualität für beide die Grundvoraussetzung für ihre Arbeit. In der Fleischindustrie würden beide nicht arbeiten wollen.

Keine Trendumkehr bei der Geschlechterverteilung erkennbar

Der Landesinnungsverband für das bayerische Fleischerhandwerk führt keine Statistik darüber, wie viele Frauen es bayernweit in der Metzgerbranche gibt. Im aktuellen Meisterkurs der Fleischerschule Augsburg, eine von zwei Meisterschulen für Metzger in Bayern, sind sechs der 60 Teilnehmer weiblich, also immerhin zehn Prozent. Das ließe sich jedoch nicht verallgemeinern, so die Innung, ebenso wenig eine Trendumkehr beim Verkaufspersonal in Metzgereien. In diesen früher fast rein weiblichen Beruf zieht es inzwischen auch Männer.

In Niederbayern und der Oberpfalz ist in 103 der 805 Metzgerbetriebe eine Frau in leitender Funktion bei der Handwerkskammer registriert, entweder als Inhaberin, Geschäftsführerin oder Betriebsleiterin. Insgesamt aber leidet das Metzgerhandwerk weiterhin unter Fachkräftemangel, im Verkauf sei der sogar "katastrophal", so der Geschäftsführer des Landesinnungsverbands Lars Bubnick.

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