Blick auf mehrere Betongebäude, im Hintergrund Wald.
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Im alten, leerstehenden Klinikum Lichtenfels soll ein Medizincampus entstehen.

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Medizincampus Lichtenfels? Neue Zukunft für altes Krankenhaus

Seit mehr als fünf Jahren steht das alte Krankenhaus in Lichtenfels leer. Nebenan betreibt die insolvente Regiomed-Gruppe das neue Klinikum. Pläne zeigen, dass künftig das alte Gebäude aus den 1970er-Jahren Teil eines Medizincampus werden könnte.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der Landkreis Lichtenfels hat im vergangenen Jahr das alte Helmut-G.-Walther-Klinikum verkauft. An wen? Dazu gibt es mit Blick auf den Datenschutz keine Stellungnahme aus dem Landratsamt. Ein Blick ins Grundbuch zeigt, dass ein Projektentwickler aus Bonn der Käufer ist. Die IGPmed GmbH ist seit September 2023 offiziell als Eigentümer des Gebäudes eingetragen. Der Projektentwickler plant bereits in der nordrhein-westfälischen Stadt Steinfurt einen Gesundheitscampus. Ein ähnliches Projekt wäre für Lichtenfels denkbar. Es könnte zeigen, wie die Klinik der Zukunft aussehen könnte, während anderenorts Klinken schließen müssen.

Klinik mit angeschlossener Reha-Einrichtung

Die Firma IGPmed ist ein deutschlandweit agierender Projektentwickler im Gesundheitswesen. Der Landkreis Lichtenfels habe das leerstehende Helmut-G.-Walther-Klinikum nicht ohne Grund an das Unternehmen verkauft, ist von Politikern des Kreistages zu hören. Ziel sei ein moderner Gesundheitscampus auf dem Klinikareal in Lichtenfels: Dabei soll es sich um ein Areal handeln, auf dem mehrere Einrichtungen direkt nebeneinander stehen und so für kurze Wege sorgen. Aussehen könnte das so: Neben dem neu errichteten, nachhaltig ausgerichteten Green-Hospital könnte beispielsweise direkt eine Reha-Einrichtung im Altbau eingerichtet oder nebenan eine Pflegeschule integriert werden. Das wäre ein Meilenstein in der Gesundheitsversorgung des Landkreises, heißt es.

Lichtenfels als deutschlandweites Vorzeigeprojekt?

Die IPGmed GmbH plant und baut derzeit in Nordrhein-Westfalen einen sogenannten Gesundheitscampus, der nach Firmenangaben das "Zukunftsmodell für die Gesundheitsversorgung in Deutschland" sein soll. Hier solle die Nutzung der Reha-Klinik, Pflegeeinrichtung und betreutes Wohnen dank der maßgeschneiderten Raumkonzepte zu einer optimalen Versorgungskette kombiniert werden, ist auf der Internetseite des "Mauritius Campus" zu lesen. Dank der unmittelbaren Nähe zum Krankenhaus könnten akute Behandlungen und Reha gut aufeinander abgestimmt werden. Ziel des Vorhabens sei es, kurze Wege zu haben, Zeit zu sparen und sich intensiv mit dem Patienten befassen zu können.

Wie ein Sprecher der Stadt Steinfurt (NRW) im Gespräch mit BR24 sagte, werde im Mai mit dem Bau des Gesundheitscampus begonnen. Man verspreche sich im Bereich Medizinversorgung durch Reha-Einrichtung mit angrenzendem Klinikbetrieb einen deutlichen Standortvorteil. Die Planungen des Projektentwicklers IGP sehen für Lichtenfels eine ähnliche Umsetzung vor.

Hemmschuh Insolvenz

Ein Sprecher der IGPmed Gruppe sagte im Gespräch mit BR24, dass derzeit noch völlig offen sei, wie es mit dem leerstehenden alten Krankenhaus weitergehe. Hintergrund sei die Insolvenz des Klinikverbunds Regiomed, die zum Zeitpunkt des Kaufs noch nicht bestand. Die weitere Entwicklung des geplanten Campus hänge auch daran, wie es mit dem in Insolvenz geratenen Klinikbetrieb weitergehe. Nach BR-Informationen soll noch im März entschieden werden, ob künftig ein Investor das Klinikum weiter betreiben wird, oder der Landkreis als kommunaler Träger fungiert. Der Regiomed-Verbund, zu dem neben dem Lichtenfelser Klinikum auch das in Coburg und weitere in Thüringen gehören, hatte im Januar Insolvenz anmelden müssen. Derzeit läuft ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.

Experte warnt vor Eigenständigkeit

Die Insolvenz des Klinikverbunds Regionmed und die Suche nach einer Lösung für die Krankenhäuser in Lichtenfels und Coburg beschäftigt seit Wochen auch die politischen Gremien. Stadt und Landkreis Coburg machen keinen Hehl daraus, ihr Klinikum über einen bestehenden Zweckverband künftig wieder eigenständig betreiben zu wollen.

Auch in Lichtenfels gibt es entsprechende Pläne einer kommunalen Trägerschaft. Für den Gesundheitsexperten Boris Augurzyk ist nach wie vor ein größerer Klinikverbund die einzige Chance, um Probleme lösen zu können. Der Gesundheitsexperte vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsförderung in Essen ist Mitglied in der Regierungskommission für die Krankenhausreform. Im BR24-Gespräch sagte Augurzyk zu Überlegungen, Regiomed wieder in kleine Einheiten aufzuteilen: "Das hört sich an wie Zauberei, dass es dann plötzlich alles besser wird. Es gibt offenbar wirtschaftliche Schwierigkeiten, die kann ich nicht durch eine Rechtsform wegzaubern."

Krankenhaussterben betrifft die ganze Republik

Der Gesundheitsexperte spricht sich auch deshalb für einen größeren Klinikverbund oder eine Klinikgruppe mit gewachsenen Strukturen aus. Man müsse sich zudem in jedem einzelnen Fall anschauen, ob man die kleinen Krankenhäuser braucht, um eine Erreichbarkeit für die Bevölkerung zu gewährleisten und wenn ja, welche Abteilungen diese vorhalten sollten. Alleine im vergangenen Jahr seien rund 50 Krankenhäuser in Deutschland in ein Insolvenzverfahren gegangen. Immerhin, und das könnte auch für die Regiomed-Kliniken eine leise Hoffnung sein: Die meisten Häuser werden laut Augurzky weiterleben.

Das Klinikgelände in Lichtenfels.
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Das alte Helmut-G.-Walther-Klinikum in Lichtenfels könnte Teil eines Medizincampus werden.

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