Luitpoldstraße
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Schönheitskur für Nürnbergs ehemalige sündige Meile

Die Luitpoldstraße in Nürnberg war Jahrzehnte lang bekannt für Peep-Shows und Spielhallen. Doch ihr Image hat sich geändert. Heute ist sie Flaniermeile. Die Stadt Nürnberg feiert das als Beispiel für den dringend notwendigen Wandel in der Innenstadt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das neue Straßenpflaster in der Luitpoldstraße macht erst einmal den Unterschied. Granit, aber kein holpriges Kopfsteinpflaster. Passend zur historischen Bausubstanz, aber barrierefrei. Dieter Barth ist Schatzmeister des Literaturhauses in der Luitpoldstraße. Alle Plätze in der Außengastronomie sind besetzt. Für Barth ist die Schönheitskur für die Luitpoldstraße ein Grund dafür. "Mit all den schönen Hausfassaden ist das eine richtig schöne, vorzeigbare Straße." Und abends eine gut besuchte Gastro-Meile. "Es geht einem das Herz auf, wenn man durch diese Straße geht", schwärmt er.

Fördergelder von Bund und Land

Der Umbau der Luitpoldstraße ist abgeschlossen. Viel Rathausprominenz ist gekommen, um die Ergebnisse zu präsentieren – der Oberbürgermeister, der Bürgermeister, der Baureferent. 2,8 Millionen Euro hat die Neugestaltung gekostet. Außer dem neuen Pflaster gibt es zusätzliche Bäume und Fahrradständer. Land und Bund haben das Projekt mit 1,8 Millionen Euro gefördert – zum Teil aus dem Sonderfonds "Innenstadt beleben". Auch die Hausbesitzer haben sich beteiligt und die Fassaden aufgehübscht. Bis sie dazu gebracht werden konnten, war es jedoch ein langer Weg mit etlichen Widerständen, sagt Baureferent Daniel Ulrich.

Verfall und Aufstieg einer Straße

Ein Rückblick: Die Luitpoldstraße war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine beliebte Flaniermeile in der Nähe des Hauptbahnhofs. Ab den 1970er Jahren siedelten sich hier immer mehr Sex-Clubs, Bordelle, Peep-Shows und Spielhallen an. Die Luitpoldstraße verkam zur sündigen Meile der Stadt. Seit den 1990er Jahren gab es Bestrebungen, das Rotlicht auszuschalten. Lange vergeblich. Ab der Jahrtausendwende änderte sich dann die Nutzung. Mit dem Bau des Neuen Museums für Kunst und Design zog Kultur in die Straße ein. Es folgten das Literaturhaus und im Zuge dessen weitere hochwertige Gastronomie.

Zwei Jahrzehnte später freut sich Oberbürgermeister Marcus König (CSU), dass der Imagewandel abgeschlossen ist. "Der Mix zwischen Kultur, Aufenthaltsqualität und Gastronomie, aber auch Einzelhandel macht die Zukunft aus. Und dieser Mix wird uns auch die Besucher bringen", gibt er sich zuversichtlich. In der Luitpoldstraße mag das gelungen sein. Doch wenige hundert Meter weiter ist die Nürnberger Innenstadt alles andere als ein Schmuckstück.

Leerstände: Problemfall Breite Gasse

Die Breite Gasse ist die zentrale Einkaufsstraße in der Fußgängerzone. Hier stehen viele Läden leer, Geschäfte sind pleite. "Center geschlossen" steht auf einem Pappschild am City-Point. Hinter dem Baustellenzaun wächst Unkraut durch die Pflasterfugen. Es gab viele Pläne für das ehemalige Shopping-Zentrum. Sie sind alle Makulatur. Schuld ist die Immobilienkrise. Und nicht nur hier. Am anderen Ende der Straße steht eine weitere Baustelle still. Das Geschäftshaus ist halb fertig. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Doch einen konkreten Plan für die Breite Gasse hat Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich noch nicht.

Hoffen auf den Luitpoldstraßen-Mix

"Die Breite Gasse kann sicher ein bisschen was vom Charme der Luitpoldstraße abkriegen", sagt Ulrich. Aber eins zu eins sei das nicht möglich. "Die Breite Gasse ist eine Shoppingstraße mit anderem Publikum und andere Anforderungen." Das alles müsse erst einmal "ordentlich sortiert" werden. Ulrich: "Es wäre heute verfrüht zu sagen, wie das einmal ausschaut." Der Online-Handel macht den Innenstädten zu schaffen, nicht nur in Nürnberg. Ein Rezept zum Gegensteuern könnte das Beispiel Luitpoldstraße sein, mit ihrem Mix aus Gastro, Kultur und Plätzen, wo man sich einfach so aufhalten kann, ohne etwas zu konsumieren, sagt Ulrich. "Die Innenstadt der Zukunft ist keine reine Shoppingstadt mehr."

Seine Hoffnung: Der Mix lockt so viel Publikum in die Stadt, "dass auch der Handel eine dauerhafte Perspektive hat, aber sicher keine Wachstumsperspektive". Es sind also viele Ideen gefragt. Lediglich neues Straßenpflaster zu verlegen, wird nicht ausreichen.

Dieser Artikel ist erstmals am 12. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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