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Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten

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Landtagspräsidentin Stamm: "Sind allen NS-Opfern verpflichtet"

Bayerns Landtagspräsidentin Stamm hat zum Holocaust-Gedenktag die Erinnerung an die Opfer als eine Verpflichtung bezeichnet. Stamm sprach bei der Gedenkstunde in Ursberg. Auch dort wurden Menschen mit Behinderung Opfer der Nazis. Von BR-Autoren

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

"Nichts von dem, was passiert ist, können wir rückgängig machen", sagte die Landtagspräsidentin am Vormittag beim zentralen bayerischen Trauerakt am Sitz des Dominikus-Ringeisen-Werks in Ursberg im Landkreis Günzburg.

"Aber wir sind und bleiben allen Opfern des Nationalsozialismus verpflichtet." Barbara Stamm, Landtagspräsidentin bei der Gedenkstunde in Ursberg

Stamm forderte in ihrer Rede dazu auf, in der heutigen Zeit nicht mehr die Frage zu stellen, was ein Mensch koste, der einer besonderen Pflege bedürfe. Dies sei unwürdig für eine Gesellschaft. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bezeichnete die "Euthanasie" als einen "schrecklich verharmlosenden Begriff", den die Nationalsozialisten für die Massenmorde an Menschen mit Behinderung verwendeten.

519 Menschen mit Behinderung aus Ursberg deportiert

Die Veranstaltung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar stand im Zeichen des Euthanasie-Programms der Nazis. Aus der Behinderteneinrichtung in Ursberg wurden bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 519 Menschen deportiert, 379 von ihnen wurden von den Nazis ermordet. Herrmann hob in seiner Rede hervor, dass es jedoch ohne die Gegenwehr der Schwestern im Kloster Ursberg weitaus mehr gewesen wären.

Kränze an Euthanasie-Gedenkstätte niedergelegt

Stamm und der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, der Nürnberger CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller, ließen drei Kränze an der Euthanasie-Gedenkstätte in Ursberg niederlegen.

"Erinnern soll vor allem auch zum Nachdenken über unsere heutige Gesellschaft führen und darüber, wie wir unser Land jetzt und in Zukunft vor Populisten, Antisemiten sowie radikalen und menschenverachtenden Strömungen schützen können." Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten

Theo Waigel lobt spätere Aufarbeitung in Ursberg

Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel, der selbst in Ursberg geboren ist, kritisierte, dass in den 50er-Jahren weder in der Schule noch in der Politik davon gesprochen wurde, dass Menschen aus dem Ringeisen-Werk ermordet worden waren. Gleichzeitig lobte er die spätere Aufarbeitung und die Errichtung des Mahnmals im Klosterhof.

Musikalisch wurde der Gedenktag von Band und Chor des Ringeisen-Werks gestaltet, in denen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen musizieren.

Das Datum 27. Januar

Der Holocaust Gedenktag erinnert jedes Jahr an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. In Deutschland ist dieser Tag seit 1996 der "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus".