19.06.2020, Bayern, Augsburg: Polizisten stehen an einem Platz in der Innenstadt, wo sich Menschen zum Feiern versammelt haben. Die Polizei hat in der Nacht zu Sonntag eine Ansammlung von hunderten Feiernden aufgelöst. Bei dem Einsatz seien zahlreiche Beamte verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Auch auf der Seite der Feiernden habe es Verletzte bei dem Einsatz gegeben. (zu dpa: «Wieder Outdoor-Partys und Krawall in Bayern») Foto: Andreas Herz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Hunderte Menschen feiern in Augsburger Innenstadt

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BR24Live: So reagiert Augsburg auf die Krawalle

Nach den Ausschreitungen in der Nacht zum Sonntag herrscht noch immer Fassungslosigkeit in Augsburg. Oberbürgermeisterin Weber und die Polizei geben in einer gemeinsamen Pressekonferenz das weitere Vorgehen bekannt. Jetzt im BR24-Livestream.

Die Szenen der Ausschreitungen in der Augsburger Innenstadt in der Nacht zum Sonntag sorgen noch immer für Entsetzen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz wollen Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), Ordnungsreferent Frank Pintsch und Polizeipräsident Michael Schwald, das weitere Vorgehen bekannt geben.

  • BR24 überträgt die Pressekonferenz zur Augsburger Krawallnacht hier live.

Augsburger Krawallnacht: Viele verletzte Polizisten und Zivilisten

In der Nacht zum Sonntag waren in Augsburg Polizisten und Feiernde verletzt worden, als die Beamten nach dem EM-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft über Portugal eine Siegesfeier mit rund 1.400 Menschen in der Innenstadt räumten. Dabei flogen laut Polizei hunderte Flaschen in Richtung Einsatzkräfte, es kam zu tätlichen Angriffen und Beleidigungen. Rettungseinsätze seien teilweise verhindert worden. Die Polizei setzte bei der Räumung Pfefferspray ein. 15 Beamte wurden leicht verletzt. Ermittelt wird wegen Landfriedensbruch.

Laut dem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Augsburger Hilfsorganisationen, Raphael Doderer, hatten allein die ehrenamtlichen Helfer in der Nacht rund 24 Patienten in der Innenstadt behandelt, sechs davon mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Behandelt worden sei wegen zu viel Alkohol, Verletzungen durch Stürze oder Schläge und der Einwirkung von Pfefferspray, so Doderer am Sonntagvormittag gegenüber dem BR.

  • Zum Artikel: Entsetzen bei Polizei und Sanitätern nach Krawallen in Augsburg

Oberbürgermeisterin Weber will "hart durchgreifen"

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber hatte bereits vorab Stellung zu den Ausschreitungen bezogen. In einer gemeinsamen Erklärung mit der Polizei stellte sie klar, dass "friedliches Feiern in der Innenstadt weiterhin erwünscht" sei. Bei Übergriffen jedoch wolle man hart durchgreifen. Derartige "Angriffe auf Leib und Leben der Einsatzkräfte" wie am Wochenende aber werde man "nicht tolerieren und konsequent verfolgen", so Weber.

Augsburgs Ordnungsreferent Frank Pintsch stellte fest, dass man "keine Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls in der Stadt" dulden werde. "Auf diesen Übergriff werden wir entschieden und abgestimmt antworten, ohne Freiheiten der friedlichen Bevölkerung zu sehr einzuschränken", so Pintsch.

Laut Polizeipräsident Michael Schwald sei "das Ausmaß an Gewalt, Rücksichtslosigkeit und krimineller Energie erschreckend, mit dem sogenannte Partygänger in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf die Einsatzkräfte losgegangen sind". Schwald appellierte "an alle friedlich Feiernden, sich von solchen Straftätern und Unruhestiftern, denen es ausschließlich um Provokation und Gewalt geht, deutlich zu distanzieren".

Kritik am Vorgehen der Polizei – Rettungssanitäter widerspricht

Im Netz wird derweil heiß diskutiert. Manche Partygänger beschweren sich in den Kommentaren auf Instagram über die polizeilichen Maßnahmen, andere halten dagegen und weisen darauf hin, dass die Polizei die Räumung mehrfach per Lautsprecher angekündigt hatte. Ein Rettungssanitäter, der ungenannt bleiben will (Name dem BR bekannt), hat auf die Schilderung seiner Eindrücke der Nacht Hunderte von Reaktionen bekommen.

Er selbst zieht ein kritisches Bild der Partygänger, die der Aufforderung der Polizei nicht Folge leisten wollten. "Die hatten Spaß dabei, alles zu bewerfen, was Blaulicht hat", so der erfahrene Sanitäter, "das war ein Mob, die wollten Randale, die haben das provoziert". Er sei erstaunt gewesen, dass auch viele junge Frauen dabei gewesen seien, "die das lustig fanden und die Männer angestachelt" hätten.

Rettungssanitäter: Die Polizei ist lange ruhig geblieben

Es seien keine Flüchtlinge gewesen, "das waren weiße, gut deutsch sprechende Bürger", auch wenn es immer wieder auch Türkiye-Rufe (Türkei) gegeben habe. Die Augsburger Polizisten hätten indes nicht provoziert, "die sind ganz lange ruhig geblieben, das hätte es so in Berlin oder Hamburg wohl nicht gegeben", mutmaßt der Notfallretter. Er selbst sei immer noch schockiert, dass aufgrund der Randale alles an Polizei und Rettungskräften an diesem Abend auf der Maxstraße gebunden war.

Der Notfallsanitäter fordert daher härtere Strafen für Gewalttäter, zur Abschreckung. "Ein Alkoholverbot reicht da nicht aus", so der Augsburger heute zum BR. Kritik kommt auch von örtlichen Medien: Das Internetmedium "Die Augsburger Zeitung" schreibt, die Stadt habe das Geschehen - "Ballermann und Gewalt" - zum Teil mitzuverantworten, weil sie "sinnfreie Saufsausen" wie die Großevents "Maxfest" und "Sommernächte" kulturell "verklärt und mit Steuermitteln gefördert habe".

Augsburger Innenstadt: Bisherige Maßnahmen offenbar wirkungslos

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Stadt nach tätlichen Angriffen gegen Ordnungskräfte die Regeln für die öffentlichen Bereiche wie der Maximilianstraße verschärft. Teile des Innenstadtbereichs waren vorsorglich für den Verkehr geschlossen worden und es herrschte ein Glasflaschenverbot von 19 bis 5 Uhr. Oberbürgermeisterin Weber hatte angekündigt, sich das Wochenende genau anzusehen und dann zu entscheiden, ob weitere Maßnahmen umgesetzt werden müssten.

Nacht der Gewalt in Augsburg
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Nacht der Gewalt in Augsburg

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