Warum es nach Abschluss des synodalen Weg bei Reformen innerhalb der Kirche nun vor allem auf den Papst ankommt, kommentiert Tillmann Kleinjung.
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Warum es nach Abschluss des synodalen Weg bei Reformen innerhalb der Kirche nun vor allem auf den Papst ankommt, kommentiert Tillmann Kleinjung.

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Kommentar: Beim Synodalen Weg kommt es jetzt auf den Papst an

Der synodale Weg hat ein Ziel erreicht - abgeschwächt, aber ohne Eklat: Frauen sollen predigen dürfen und gleichgeschlechtliche Paare den Segen erhalten. Warum es bei Reformen nun vor allem auf den Papst ankommt, kommentiert Tillmann Kleinjung.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der Eklat ist ausgeblieben. Der Synodale Weg hat sein erstes Ziel erreicht. Das ist nicht selbstverständlich nach dieser Vorgeschichte: Bei der letzten Versammlung stand das ganze Projekt noch auf der Kippe, weil die Bischöfe einen Text sang- und klanglos durchfallen ließen. Dazu die Warnsignale aus Rom. Ein Großteil der in Frankfurt diskutieren Vorschläge geht dem Vatikan und auch dem Papst zu weit.

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Umso bemerkenswerter ist dieser Abschluss. Frauen soll künftig die Predigt in Gottesdiensten gestattet werden. Auch gleichgeschlechtliche Paare sollen den Segen der katholischen Kirche erhalten. Und der Papst wird aufgefordert, den Pflichtzölibat für Priester zu prüfen.

Für eine Revolution fehlte die Mehrheit

Dass all diese Vorschläge am Ende die notwendige Mehrheit der Bischöfe und der gesamten Versammlung bekamen, ist der schier unerschöpflichen Geduld von Katholikinnen und Katholiken zu verdanken, die, um den Bischöfen entgegenzukommen, auch deutlich abgeschwächten Vorschlägen zugestimmt haben. Ehrlich: Dass der Papst nun "prüfen" soll, ob auch verheiratete Priester möglich sind, ist wirklich keine revolutionäre Forderung. Doch für die Forderung, den Pflichtzölibat abzuschaffen, gab es keine Mehrheit der Bischöfe.

Warum der Abschluss von Selbstbewusstsein zeugt

In Frankfurt sind aber auch die Bischöfe über ihren Schatten gesprungen, manche haben zugegeben, dass sie auf dem Synodalen Weg Neues gelernt haben. Manche haben sich, um einen Beschluss nicht zu gefährden, bei der Abstimmung enthalten. So kam es zu den Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. Für solche Gottesdienste soll nun eine Handreichung erarbeitet werden. Ja, der ursprüngliche Entwurf wurde noch etwas abgeschwächt. Aber am Ende steht eine Entscheidung, die sich eindeutig gegen die römische Glaubenskongregation stellt.

Die hatte noch 2021 schriftlich festgehalten, die Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Man sollte diesen Akt bischöflichen Selbstbewusstseins gegenüber Rom nicht unterschätzen. Die ganze Versammlung stand unter Beobachtung des Vatikan. Dabei wurde bestimmt registriert, welcher Bischof für oder gegen bestimmte Vorschläge votiert hat.

Papst hält synodalen Weg für "eher elitär"

Nun kommt es auf Papst Franziskus an. Als er vor zehn Jahren gewählt wurde, waren die Hoffnungen groß: auf eine weniger zentralistische Kirche, eine "synodale" Kirche. Dieses Wort mussten viele Katholikinnen und Katholiken erst einmal buchstabieren lernen. Was bedeutet synodal? Die katholische Kirche in Deutschland hat den Auftrag des Papstes so interpretiert: Dass sich Bischöfe gemeinsam mit der Kirchenbasis auf die Suche nach einem Ausweg aus der Kirchenkrise machen.

Doch dieser synodale Weg in Deutschland gefällt dem Papst nicht, er hält ihn für "eher elitär" und ideologiegefährdet. Ihn stört die Form der Entscheidungsfindung über Abstimmungen. Und – da hat Franziskus nicht unrecht – innerkirchliche Reformdebatten laufen Gefahr, selbstreferentiell zu werden. Eine Kirche, die sich nur um sich selbst dreht, kann nicht aus sich herausgehen, findet dieser Papst. Aber das schließt echte Reformen nicht aus. Im Gegenteil: Eine Kirche, die in Tradition erstarrt, die aus Fehlern nicht lernt, ist erst recht gelähmt.

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