Mehrere Frauen und zwei Männer halten Plakate mit der Aufschrift "Frauen gegen Rechts" in die Kamera.
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Sie wollen Rechtsextremen im Netz Paroli bieten: Die Mitglieder der Kampagne "Frauen gegen Rechts".

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Kampagne "Frauen gegen Rechts" gestartet

Ein Bündnis aus mehreren Nürnberger Verbänden hat die Kampagne „Frauen gegen Rechts“ gestartet. Sie richtet sich gegen frauenfeindliche Parolen rechtsextremer Parteien. Zugleich soll sie Frauen ermutigen, ihre Rechte zu verteidigen.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

"Kinder unter drei Jahren erleiden in der Krippe psychische Schäden." Oder "Die Frauenquote verstößt gegen die Verfassung". Es sind Sätze wie diese, die sich die Macherinnen von "Frauen gegen Rechts" etwa aus Programmen der AfD gepickt haben. In der Region bekannte Frauen, darunter Lea Paulick, Kapitänin des Erstliga-Fußball-Frauenteams des 1. FC Nürnberg, halten mit ein paar Sätzen dagegen. So sieht sie aus, die Social-Media-Kampagne von "Frauen gegen Rechts" auf Instagram, die in erster Linie Frauen ermutigen soll, sich einzubringen im Kampf gegen rechte Sprüche und Parolen.

Initiatorin: "Rechtsextreme täuschen Einsatz für Frauenrechte vor"

"Rechtsextreme Parteien behaupten, sich für Frauenrechte einzusetzen. Doch das Gegenteil ist der Fall", sagt die Initiatorin von "Frauen gegen Rechts", die Journalistin Ute Möller. Tatsächlich würden Parteien wie die AfD, der Dritte Weg und die Werteunion Geschlechtergerechtigkeit ablehnen und an einem überholten Frauenbild festhalten. So wollten Rechtsextreme Quotenregelungen abschaffen, Erfolge in der Emanzipation zurückdrehen und nur Vater Mutter Kind-Gemeinschaften als Familien anerkennen. Die Kampagne, so Möller, will dagegen deutlich machen: "Nicht mit uns!"

Mehrere Vereine tragen die Frauenkampagne

Getragen wird die Kampagne "Frauen gegen Rechts" von einem Bündnis aus mehreren Verbänden und Einrichtungen in Nürnberg und Umgebung. Als große Player gehören die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg und der 1. FC Nürnberg dazu. Den Schulterschluss bilden der Verein Erfolgsfaktor Frau, der Verband berufstätiger Mütter, das Katholische Bildungs- und Tagungshaus Caritas Pirckheimer und die junge Nürnberger Integrationsinitiative "we integrate". Kampagnenchefin Möller macht deutlich: Da die Kampagne im Internet stattfindet, sei sie nicht auf den Raum Nürnberg begrenzt.

Kampagne bewusst mit Blick auf Wahlen gesetzt

Nach Angaben einer Mitinitiatorin startet das Bündnis seine Aktion bewusst vor den in diesem Jahr anstehenden Wahlen. Da ist als nächstes die Europawahl im Juni, gefolgt von drei Landtagswahlen in östlichen Bundesländern im Herbst. Das Ziel: Frauen sollen motiviert werden, im persönlichen Umfeld und ein Stück weit öffentlicher in der Instagram-Kampagne gegen rechtsextreme Äußerungen Stellung zu beziehen. Und das aus ihrer eigenen Perspektive. Was es nämlich für sie bedeuten würde, wenn zum Beispiel Familiengründung als höchste menschliche Aufgabe festgelegt würde, die niedrigere Bezahlung von Frauen im Beruf als richtig und Abtreibungen gänzlich verboten würden. Für Möller ist klar: "Wer Gleichstellung abschaffen will, ist weder für Europa noch sonst irgendwo wählbar."

Mitinitiatorin: „Auch Frauen erreichen, die rechts wählen“

Réka Lörincz von der Allianz gegen Rechtsextremismus warnt: "Bei den diesjährigen Wahlen steht für unsere Demokratie viel auf dem Spiel. Rechtsextreme Parteien könnten im Europaparlament die stärkste Fraktion bilden und in mehreren östlichen Bundesländern könnten rechtsextreme Parteien in der Regierung beteiligt sein." Deshalb habe die Allianz eine Demokratie-Offensive gestartet, bei der die Kampagne „Frauen gegen Rechts“ mit einem angefügten "X" nun ein weiterer Baustein sei. Das "X" steht nach Lörincz´ Worten für ein Nein gegen Rechtsextremismus und auch für das Wahlkreuz. Zwar würden Frauen seltener rechtsextrem wählen als Männer. Doch wolle das Kampagnenbündnis besonders auch diese Frauen erreichen.

Mut machen zum Stellung beziehen gegen Rechts

Die Kampagne wolle aber auch Frauen erreichen, die nicht rechts wählen, sagt Möller. Es gäbe viele Frauen, die große Sorgen hätten, wenn sie auf rechtsextreme und rechtspopulistische Politik stoßen. "Die wissen ganz genau, dass die Rechten ihnen ihre Rechte wieder wegnehmen wollen, trauen sich aber - glaube ich - nicht, öffentlich dazu Stellung zu beziehen." Die Instagram-Kampagne wolle hingegen genau das ermöglichen und anderen Frauen damit zeigen, dass sie mit ihrer Meinung nicht allein sind.

Kampagne auf Instagram läuft ehrenamtlich

Wie groß der Aufschlag von "Frauen gegen Rechts" sein wird, bleibt jedoch abzuwarten. Das Projekt wird komplett ehrenamtlich getragen. Die Suche nach regional prominenten Gesichtern, die aktiv an der Kampagne mitwirken, läuft noch. Viele von denen, die bereits ihre Teilnahme zugesagt haben, sind nicht gerade "Social-Media-Natives" und schon fortgeschrittenen Alters. Die Regionalbischöfin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Nürnberg macht mit, die Sprecherin der Nürnberger "Omas gegen Rechts" und die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern. Immerhin beteiligen sich auch die Frontsängerin einer Punkband und eine Menschenrechtsaktivistin.

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