Der neue Laden der Bruckmayer Mühle.
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Der neue Mühlenladen der Bruckmayer Mühle in Altötting.

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Immer weniger Mühlen in Bayern – Wie überleben die Betriebe?

In Bayern gibt es nur noch rund 120 Mühlen. Um überleben zu können, stellen sich viele Müllerbetriebe breiter auf, zum Beispiel mit einem Mühlenladen. Ein Beispiel aus Altötting.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Im Jahr 1950 gab es in Deutschland etwa 19.000 Mühlen, heute sind es deutschlandweit noch 195. Rund die Hälfte davon stehen in Bayern und Baden-Württemberg. Obwohl Bayern Mühlenland Nummer eins ist, gibt es im Freistaat nur noch rund 55 Mühlen. Mit den ganz kleinen zusammen sind es um die 120, schätzt der Bayerische Müllerbund.

Vom kleinen Mühlenladen zum regionalen Kaufhaus

Um weiter bestehen zu können, stellen sich viele Müller breiter auf. Zum Beispiel die Bruckmayer Mühle in Altötting. Der Familienbetrieb in vierter Generation hat aus seinem kleinen Mühlenladen ein regionales Kaufhaus gemacht. Dort gibt es eigene Produkte aus der Mühle, etwa ganz besondere Mehlsorten, Müslis oder Nudeln.

Außerdem verkaufen die Bruckmayers in dem Laden auch andere Waren aus der Region. So gibt es zum Beispiel auch Säfte, Gewürze und sogar Kosmetikprodukte.

"Mir geht es eigentlich um die Regionalität. In der Mühle setzen wir das schon immer um, dass wir bei Landwirten vor Ort einkaufen und dass sie zu uns während der Ernte das Getreide bringen. Jetzt versuchen wir das auch in den Laden mit einzubeziehen." Veronika Bruckmayer, Müllerin

Kunden freuen sich über unverpackte Lebensmittel

Mehr als 50 Landwirte aus dem Raum Altötting und Mühldorf bringen ihr Getreide zu den Bruckmayers. Bevor sie zusätzlich zum regulären Müllerbetrieb ihren neuen Laden aufgemacht haben – er ist etwa dreimal so groß wie der alte – haben sie ihre Kunden nach ihren Wünschen befragt. Ganz vorne mit dabei waren unverpackte Produkte wie Nudeln, Linsen oder Leinsamen. Die kann man sich jetzt in Gläsern abfüllen. Das neue Konzept kommt bei den Kunden gut an.

"Unverpackt-Sachen zu kaufen, war mir ganz wichtig. Auch frische, regionale Sachen waren mir ganz wichtig, und ich kriege hier einfach alles, was ich brauche." Bettina Estermeier aus Emmerting (Landkreis Altötting)
"Für mich ist der Laden ganz wichtig, weil viele Sachen, die man in großen Geschäften sowieso nicht bekommt, bekomme ich hier. Und hier weiß ich, was ich bekomme." Monika Maier aus Neumarkt-Sankt Veit (Landkreis Mühldorf)

Die Nachfrage nach den unverpackten Waren ist sogar so groß, dass die bereitgestellten Gläser schon nach ein paar Tagen vergriffen waren und nachgekauft werden müssen.

Ausstellung über das Müllerhandwerk und alte Getreidesorten

Die Kunden können in dem Mühlenladen nicht nur regionales Mehl und andere Produkte aus der Umgebung kaufen, sondern sich auch über die Geschichte der Mühle informieren. Ganz hinten im Laden führt eine Treppe in den ersten Stock zu einer kleinen Ausstellung, in der auch die Geräte und die Tradition des Müllerberufs erklärt werden. Außerdem gibt es Aufsteller und alten Getreidesorten zum Anschauen und Anfassen.

Veronika Bruckmayer hat in Weihenstephan Agrarmarketing und Management studiert. Gemeinsam mit dem Landesverband für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung hat sie die Ausstellung zusammengestellt.

Regional ist in

Jede Mühle, die heute noch in Bayern steht, hat 99 Prozent der anderen Mühlen von 1950 überlebt. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbunds, erklärt das zunehmende Verschwinden der kleinen, regionalen Mühlen vor allem mit der Technisierung und dem Wettbewerb.

Andererseits spielen Produkte aus der Region mittlerweile eine große Rolle. Die Leute schätzen es wieder, das Getreide von den Feldern aus der Umgebung zu kaufen, auch das Bewusstsein der Verbraucher hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Einen Mühlenladen zu eröffnen, sei auch ein Weg, die regionalen Wertschöpfungsketten aufrechtzuerhalten, sagt Rampl.