Ein Rollator in einem Seniorenheim.
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Wegen der gestiegenen Kosten für einen Platz im Pflegeheim, sind immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner von Sozialhilfe abhängig.

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Immer mehr Pflegeheimbewohner müssen Sozialhilfe beantragen

Gestiegene Kosten für Energie, Verpflegung und Personal lassen auch die Kosten für einen Platz in vielen Pflegeheimen steigen. Bezahlen kann das längst nicht jeder. So sind mittlerweile viele auf Sozialhilfe angewiesen. Ein System am Abgrund?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

"Das deutsche Pflegesystem steuert auf einen Abgrund zu." Diese Befürchtung hat Alexander Schraml aus Würzburg. Er ist der Vorsitzende des Bundesverbands der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB). Der Grund sind gestiegene Kosten in den Einrichtungen für Unterbringung, Energie und Verpflegung – und nicht zuletzt durch die hohen Tarifabschlüsse. Diese Kosten werden zum Teil an die Bewohnerinnen und Bewohner weitergegeben. Die können das aber oft nicht mehr bezahlen. Deshalb rutschen immer mehr Bewohner von Pflegeheimen in die Sozialhilfe.

Viele Bewohner abhängig von Sozialhilfe

Helga Neugebauer lebt seit vier Jahren in einer Senioreneinrichtung des Landkreises Würzburg. Noch geht es ihr gut – das Geld reicht noch. 50 Jahre hatte sie in ihrem eigenen Haus in Veitshöchheim gelebt. Ihr Ehemann ist schon verstorben. Als sie sich nicht mehr alleine zu Hause versorgen konnte, hat sie einen Platz in der Seniorenanlage am Hubland bekommen. Leisten kann sie sich das aber nur, weil sie ihr Haus verkauft hat. "Dann haben die Kinder ihren Erbteil bekommen und der Rest war für mich. Ich darf so lange leben, bis das Geld verbraucht ist", erzählt sie uns. Noch reicht ihr Geld. Doch etwa ein Viertel der Bewohner in der Seniorenwohnanlage am Hubland ist bereits von der Sozialhilfe abhängig.

Gestiegene Kosten belasten die Bewohner

Durch gestiegene Heimkosten müssen Bewohnerinnen und Bewohner immer tiefer in die Tasche greifen, um ihren Anteil am Pflegeplatz zu bezahlen. Doch die Entgelte der Pflegekassen bleiben weitgehend unverändert. So sind die monatlichen Heimentgelte von 2022 auf 2023 um rund 300 Euro gestiegen. In den Jahren zuvor lag die Erhöhung noch bei etwa 100 Euro. "Der Bewohner muss mittlerweile immer mehr Geld aufwenden, um die gestiegenen Kosten einer Pflegeeinrichtung zu bezahlen. Und das Geld ist irgendwann mal zu Ende", sagt der Bundesvorsitzende des BKSB, Alexander Schraml.

Pflegeexperten müssen mit eingebunden werden

Die Forderungen des BKSB liegen auf dem Tisch. So beklagt Schraml, dass auch im Pflegebereich die Gesetzgebungsverfahren oft im "Schnelldurchlauf" erledigt würden. So hätten Pflegeexperten kaum Zeit, Gesetzestexte zu analysieren, oder Verbesserungsvorschläge in Gremien einzubringen. "Leider ist die Gesetzgebung auf Bundesebene momentan so, dass man irgendwo im Ministerium einen Gesetzentwurf entwirft, den rausschickt mit kurzen Anhörungsfristen. So haben die Fachleute keine Chance, ihr Wissen und ihre Erfahrung mit einzubringen." So könne man gesellschaftliche Probleme in diesem Umfang nicht lösen.

Muss das komplette Pflegesystem auf den Prüfstand?

Die Anforderungen, die heutzutage an Pflegeheime gestellt werden, sind hoch. "Möglicherweise muss auch dies einmal hinterfragt werden. Vielleicht sind auch die Anforderungen, die wir an solche Einrichtungen stellen, einfach zu hoch", gibt Schraml zu bedenken. Als Beispiel nennt er die Vorschriften, die beim Bau eines Pflegeheims gelten. Das Problem, dass immer mehr Heimbewohnerinnen und Bewohner Sozialhilfe beantragen müssen, könne aber letztlich nur gelöst werden, wenn auch mehr Geld ins System fließe. Eine Erhöhung der Beiträge zur Pflegeversicherung sieht Schraml in diesem Zusammenhang fast zwangsläufig kommen.

Wegen stetig steigender Preise sind viele Pflegeheimbewohner mittlerweile auf Sozialhilfe angewiesen.
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Immer mehr Heimbewohner müssen Sozialhilfe beantragen

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