Achterbahn im Winter mit Weihnachtsbaum im Vordergrund
Bildrechte: BR/Peter Allgaier

Achterbahnfahren im Freizeitpark – auch ein Wintervergnügen?

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Im Winter in den Freizeitpark: Cool oder doch zu kalt?

Von O bis O – das gilt für Sommerreifen. Aber auch viele Freizeitparks waren bislang nur von Ostern bis Oktober geöffnet. Doch immer häufiger empfangen sie Gäste auch in der kalten Jahreszeit. Lohnt sich das für Besucher und Betreiber?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Der Himmel ist bewölkt, es nieselt. Viele haben sich trotzdem Tickets für das Legoland gekauft. Dick eingepackt in Schals und Mützen schieben sie sich durch den Eingang des Parks in Günzburg. Der öffnet dieses Jahr auch im Winter – an 25 Tagen.

"Wir freuen uns auf die Eislauffläche", sagt eine Frau, ein Junge will dagegen unbedingt den Kinderführerschein machen. Doch der wird an diesem Tag gar nicht angeboten, einige Themenbereiche sind geschlossen. Warum also kommen die Besucher trotz Schmuddelwetter in den Freizeitpark?

Preiswert in den Park

Ein Grund könnten die Eintrittspreise sein, die im Winter nur etwa halb so hoch liegen wie im Sommer. Auch Zweitagestickets samt Übernachtung sind deutlich günstiger zu haben. Manuela Stone will die Infrastruktur nutzen. Das Feriendorf mit Unterkünften, aber auch der Park würden sonst komplett leer stehen, aber trotzdem Kosten verursachen.

Die Geschäftsführerin sieht auch für die Beschäftigten Vorteile: "Wir haben neben 250 Festangestellten viele saisonale Stellen. Über den Winter suchen sich manche einen anderen Job, so verlieren wir Fachkräfte." Stone will Ihnen mit der Öffnung im Winter ein Angebot machen und sie so stärker an den Park binden.

Wartung in der Winterzeit

Im Legoland wurden Weihnachtsstände und ein zehn Meter hoher Christbaum aus Klemmbausteinen errichtet. Der ganze Park wurde binnen zweieinhalb Wochen umgebaut und weihnachtlich geschmückt – eine kleine Maschine auf dem Dach spuckt Schneeflocken aus.

Einen kompletten Park festlich zu dekorieren sei ein Aufwand, der durchaus 200.000 Euro kosten kann, betont Joachim Löwenthal, der den Allgäu Skyline Park bei Bad Wörishofen deshalb lieber geschlossen lässt, auch weil nach der Saison wieder vor der Saison ist. "Wir können einiges während der normalen Öffnungszeiten nicht reparieren. Wenn wir zum Beispiel ein Getriebe mit dem Kran rausheben müssen", sagt Löwenthal. In den vergangenen Tagen hatten er und seine Mitarbeiter eine Achterbahn vollständig abgebaut, damit sie die Prüforganisation Dekra mit Ultraschall auf mögliche Schwachstellen untersuchen kann.

"Einnahmen zu gering"

Aufwand und Ertrag stünden letztendlich in keinem Verhältnis, so Löwenthal. Er schätzt, dass er im Winter vielleicht fünf Prozent der Jahreseinnahmen erwirtschaften könnte. Die winterlichen Freizeitparks mit ihren Buden sieht er in Konkurrenz zu etablierten Weihnachtsmärkten, allerdings hätten sie den großen Vorteil mitten in der Stadt zu liegen. Neben dem Allgäu Skyline Park bleiben in Bayern auch der Freizeitpark Ruhpolding oder der Churpfalzpark Loifling geschlossen. Während Anlagen wie der Bayernpark, das Freizeitland Geiselwind oder auch der Playmobil Funpark weiterhin Besucher empfangen.

Gerüstet für Wind und Wetter

Die Freizeitparks sind unterschiedlich aufgebaut, sagt Stefan Burian, der Einrichtungen berät, wie sie Abläufe oder auch das Erlebnis für die Gäste verbessern können. Entscheidend für die Parks in punkto Wintereröffnung sei ihr Umgang mit schlechtem Wetter. Denn manche Fahrgeschäfte lassen sich bei zu viel Schnee oder kalten Temperaturen nicht mehr betreiben. "Kann ich Menschen in die Wärme schicken, also in Shows oder ein 'Meet and Greet' mit irgendwelchen Figuren. Parks wie das Legoland haben viele Indoor-Flächen und deshalb auch gute Voraussetzungen", sagt Burian. Noch sei die Winteröffnung in Deutschland eher die Ausnahme als die Regel, im Ausland sei das anders. Hier hätten zahlreiche Parks sogar ganzjährig geöffnet.

Das wünschen sich Kommunalpolitiker auch für das Legoland. Denn der Park ist der Tourismusmagnet in der Region um Günzburg. "Wir sehen, dass die Übernachtungszahlen deutlich zurückgehen, wenn das Legoland schließt", sagt Landrat Hans Reichhart. Auch Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig wünscht sich mehr Touristen nach der Herbstzeit, weil Hotels, Gaststätten, aber auch viele Geschäfte in der Stadt deutlich mehr Umsatz machen könnten.

Besucher sind unentschieden

Die Meinungen bei den Besuchern zur Winteröffnung sind gespalten. Einige loben die festliche Gestaltung des Parks und freuen sich, dass die Wartezeiten bei den Attraktionen deutlich kürzer ausfallen. Andere ärgern sich, dass doch einige Attraktionen geschlossen sind und finden es in den Fahrgeschäften draußen schlicht zu kalt.

Die Schneeflocken kommen inzwischen nicht mehr nur aus einer kleinen Maschine, sondern fallen dicht vom Himmel. Der Wind bläst so stark, dass eine geplante Parade abgesagt werden muss. "Wir hatten bislang bei allen größeren Einweihungen schlechtes Wetter, das ist eigentlich ein gutes Omen", sagt Geschäftsführerin Stone. "Am Ende wurden diese Projekte ein Erfolg."

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