Im Freizeitpark Legoland Deutschland fahren im Rahmen einer Pressevorstellung Passagiere in der neuen Achterbahn.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Stefan Puchner

Vergnügungsparks sollen Spaß machen, doch sie leiden unter Energiekosten, Fachkräftemangel und fühlen sich steuerlich ungerecht behandelt.

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Unfaire Besteuerung? Freizeitparks bitten Politiker zum Dialog

Wildwasserbahn, Dinopark, Piratenland: In Vergnügungsparks steht der Spaß an erster Stelle. Doch viele Parks leiden unter den Energiekosten und dem Fachkräftemangel. Zudem fühlt sich die Branche steuerlich ungerecht behandelt. Das soll sich ändern.

Spannung, Staunen, Nervenkitzel: Das wollen Freizeitparks Kindern wie Erwachsenen bieten. Doch die Betreiber klagen über hohe Energiekosten, über Saisonarbeiter, die lieber in andere Länder gehen und über Steuerungerechtigkeit – nicht nur in Bayern. Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) startet deshalb heute die Kampagne "faire Sieben". Er bittet Bundestagsabgeordnete zu einem Dialogabend - und fordert unter anderem eine geringere Mehrwertsteuer für Vergnügungsparks.

19 statt sieben Prozent: Steuernachteil für Vergnügungsparks

Denn Vergnügungsparks werden steuerlich ungerecht behandelt, findet der Geschäftsführer des VDFU, Jürgen Gevers: "Während alle Freizeitangebote in Deutschland von einer EU-Richtlinie profitieren, haben einzig Vergnügungsparks das Nachsehen." Seit 2022 ermöglicht diese EU-Richtlinie eine reduzierte Mehrwertsteuer für gesellschaftlich relevante Dienstleistungen. Nämlich sieben Prozent statt 19 Prozent. Deutschland entlaste fast alle Freizeiteinrichtungen, zum Beispiel Kinos, Tierparks, Museen oder den Zirkus. Nur Vergnügungsparks nicht.

Im Ausland gelte die EU-Richtlinie für alle Freizeitangebote, auch für Vergnügungsparks. Deshalb würden internationale Investoren Deutschland meiden und in Grenznähe Freizeitparks betreiben – mit deutschem Publikum, aber steuerlichem Vorteil. "Wir haben auch eine Schlechterstellung im internationalen Vergleich", kritisiert Gevers.

"Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Abgeordneten darauf aufmerksam zu machen, dass diese Ungleichbehandlung besteht." Grundsätzlich gebe es in der Bundes- wie auch in der Landespolitik "ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft und Verständnis für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft", so Gevers.

Keine billigeren Eintrittspreise trotz Mehrwertsteuersenkung

Dass mit einer günstigeren Mehrwertsteuer auch Eintrittspreise billiger würden, ist allerdings unwahrscheinlich. "Unser Ziel ist es, eine langfristige Preisstabilität gewährleisten zu können", sagt Gevers. Neben Inflations- und Anschaffungskosten, die grundsätzlich auf die Verbraucher umgelegt werden, will der VDFU "exponentielle Preissteigerungen" vermeiden. Denn Vergnügungsparks würden auch unter den hohen Energiekosten leiden. Vor allem die Wasserfahrgeschäfte mit ihren großen Pumpen hätten einen großen Energiebedarf.

Saisonkräfte gehen lieber nach Österreich

Ein weiteres Problem: Es gibt immer weniger Saisonarbeiter, erzählt der Inhaber des oberfränkischen Erlebnisparks Schloss Thurn, Benedikt Graf von Bentzel. "Weil aus dem Dienstleistungs- und Gastronomiebereich in der Corona-Zeit viele abgewandert sind." Er konnte dieses Jahr immerhin Studenten aus Kirgisistan engagieren, die "Deutsch studieren und für eine gewisse Zeit zu uns in den Park kommen". Viele Saisonkräften würden aber lieber nach Österreich gehen. Der Grund: In Deutschland müssen sie ihre Unterkünfte, obwohl sie sie meist gestellt bekommen, versteuern. In Österreich seien touristische Saisonkräfte von der "Besteuerungspflicht der Wohnraumüberlassung" ausgenommen.

Vergnügungspark: "Ventil zur Auflösung sozialer Spannungen"

Grundsätzlich seien Vergnügungsparks gesellschaftlich relevant, ist Gevers überzeugt. Sie seien "ein Ventil zur Auflösung sozialer Spannungen und wichtiger Bestandteil sozialer Teilhabe". Das mache sich auch an den hohen Besucherzahlen bemerkbar. Die Saison 2022 sei "sehr gut" gelaufen, sagt auch Alexander Bischoff vom Bayern-Park. "Man hat gemerkt, die Leute wollen wieder mehr nach draußen, mehr unternehmen und was erleben". Auch habe man den Besuchern einen großen Nachholbedarf angemerkt - und die Bereitschaft, dafür Geld auszugeben.

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