"Kriegsfolgenbeseitigungsgesetz": Der lange, bürokratische Name sagt nichts aus über die große Bedeutung dieser Neuregelung für Hunderttausende von Menschen. Das Gesetz, das am 1. Januar 1993 in Kraft trat, ermöglichte nämlich die Übersiedlung von Deutschen und ihrer Familien aus der ehemaligen Sowjetunion in die alte Heimat. Ein langer, beschwerlicher Weg. "Die Spätaussiedler mussten am längsten unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs leiden", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beim Festakt "30 Jahre Spätaussiedler" in Nürnberg. Doch die Integration sei geglückt. "Ihr seid ein ganz starker Teil von Bayern", so Söder in seiner Rede, "ihr seid die Botschafter des Friedens."
Beratung für Geflüchtete im Haus der Heimat
Mit diesen Worten lobte der Ministerpräsident besonders das aktuelle Engagement der Deutschen aus Russland für die Geflüchteten aus der Ukraine. "Sie helfen, sie verbinden, sie führen zusammen, und das ist in diesen Zeiten der Trennung, der Polarisierung, der Spaltung ein gutes Zeichen." Nicht umsonst habe die Staatsregierung das vor vier Jahren gegründete Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland gebeten, ein Beratungsangebot für Flüchtlinge im Nürnberger Haus der Heimat anzubieten. Weil diese Aufgabe so wichtig sei, werde die Finanzierung verlängert, so Söder.
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Verbindungen in ehemalige Sowjetstaaten
Eigentlich soll sich das Kulturzentrum um kulturelle Angebote, um Projekte und die Pflege der Verbindungen in die ehemalige Sowjetunion kümmern – die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland vertritt auch die Interessen der Deutschen aus allen anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. In den vergangenen vier Jahren seien kulturelle Verbindungen nach Russland, Kasachstan, Usbekistan und in die Ukraine aufgebaut worden, berichtet der Leiter des Kulturzentrums, Waldemar Eisenbraun. So wurden zum Beispiel virtuelle Rundgänge auf den Spuren der Deutschen in ehemaligen Siedlungsgebieten erstellt.
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30 Jahre Spätaussiedler in Bayern
Projektpartner mussten fliehen
Doch der Ukraine-Krieg erschwere die Arbeit des Kulturzentrums enorm, die kulturellen Verbindungen seien gestört. "Das ist aber nur der geschäftliche Aspekt. Was viel schwerwiegender ist, ist diese emotionale Komponente." Viele der Leute, die die Mitarbeiter des Kulturzentrums vor Ort kennengelernt hätten, seien geflohen. In Bayern seien sie von Spätaussiedlern privat aufgenommen worden.
Kulturzentrum bekommt eigenes Haus
Vor vier Jahren wurde das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland gegründet. Vergleichbare Einrichtungen in anderen Bundesländern gibt es nicht. Bislang ist es ein Kulturzentrum ohne eigene Räume. Das soll sich bald ändern. In einem Jahr soll Spatenstich sein und 2026 das neue Gebäude bezogen werden. Wo, das verrät Leiter Waldemar Eisenbraun nicht, nur so viel: Es liegt noch innerhalb der Nürnberger Stadtmauern.
Beim Festakt "30 Jahre Spätaussiedler"
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