Verleihung des Heiligen St. Ulrich-Preises an Giovanni die Lorenzo in der Dillinger Studienkirche.
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Verleihung des Heiligen St. Ulrich-Preises an Giovanni die Lorenzo in der Dillinger Studienkirche.

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Giovanni di Lorenzo mit Dillinger Ulrichs-Preis ausgezeichnet

Die Einheit Europas ist heute so bedeutend wie kaum je zuvor. Mit dem St.-Ulrichs-Preis werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um die Europäische Einheit verdient machen. Dieses Jahr ist der Journalist Giovanni di Lorenzo Preisträger.

Altbundeskanzler Helmut Kohl, der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog, der Friedensnobelpreisträger und ehemalige polnische Präsident Lech Walesa, die Geigerin Anne-Sophie Mutter, die ehemaligen Bundesminister Wolfgang Schäuble und Gerd Müller oder auch Vertreter der Organisation Ärzte ohne Grenzen: Sie alle sind schon ins schwäbische Dillingen gereist, um den Ulrichs-Preis entgegenzunehmen. Wie am Freitag auch der diesjährige Preisträger, der Journalist und "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.

Bedeutung des Preises heute größer denn je

Die Laudatio hielt die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. Ihr Vater Wolfgang Schäuble hat den Ulrichs-Preis im Jahr 2016 erhalten. Strobl beglückwünschte di Lorenzo zu diesem Preis: "Kann es also gerade in diesen schwierigen Zeiten eine wichtigere Auszeichnung geben, als den europäischen und zugleich christlichen St.-Ulrich-Preis zu erhalten? Einen Preis, der für 'Verdienste um die Einheit Europas im christlichen Geist' verliehen wird und der in diesem Jahr an Giovanni di Lorenzo geht, eine Persönlichkeit, die für einen wertebasierten Journalismus steht. Ich glaube nein." Der Preis solle allen Journalisten "Mahnung und Auftrag" sein, verlange er doch "von uns Medienleuten verantwortungsvollen Journalismus".

Gleichzeitig erinnere der Preis daran: Pressefreiheit sei kein Selbstzweck. Sie bedeute eine große Verantwortung für unser freiheitliches Europa. Bischof Bertram Meier nannte Giovanni di Lorenzo in seiner Ansprache einen "Brückenbauer" und "überzeugten Europäer".

Freies Europa ohne Pressefreiheit nicht denkbar

Zu einem freien Europa gehöre eben auch eine freie Presse, so Landrat und Stiftungsratsvorsitzender Leo Schrell. Für die stehe der Journalist Giovanni di Lorenzo, der noch dazu die deutsche und italienische Staatsbürgerschaft habe. Durch den Ukraine-Krieg sei die Einheit Europas nun noch bedeutender geworden, es werde einem noch mehr bewusst, wie wie wichtig unsere Demokratie hier sei, die ohne Pressefreiheit undenkbar sei, so Schrell.

Im Text auf der Urkunde heißt es: "Mit einem mutigen, kritischen und analytischen Journalismus verbindet Giovanni di Lorenzo als Mitinitiator der Charta der digitalen Grundrechte der EU seine weltoffene Art und seine profilierte Anwaltschaft für die Grundrechte auf europäischer Ebene. Sein journalistisches Wirken orientiert er an Werten wie Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit und artikuliert sich dabei gegen Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Durch sein Eintreten für Werte ist er ein prägender Meinungsführer in der deutschen Medienberichterstattung sowie ein überzeugender Brückenbauer und ein Vorbild für die Jugend Europas."

"Brückenbauer" Giovanni di Lorenzo ausgezeichnet

Mit großer Freude nahm Giovanni di Lorenzo den Preis bei der feierlichen Verleihung am Freitagnachmittag in der Dillinger Studienkirche entgegen. Er bedankte sich für die Verleihungen dieses "so bedeutenden Preises", der für ihn allein schon deswegen eine Versuchung sei, weil er sich hier in Dillingen ja im "schwäbischen Rom" befinde.

Für ihn stelle es eine "schier unglaubliche Ehre dar", dass vor ihm schon Marion Gräfin Dönhoff mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Im deutschen Journalismus, aber auch bei der "Zeit" habe man ihr so viel zu verdanken, etwa die bis heute "anhaltende Ausrichtung als liberale Zeitung". In einer sehr persönlichen Rede berichtete er über seine Herkunft: Sohn einer Deutschen und eines Italieners, geboren in Stockholm, nach kurzer Zeit in Deutschland zog er mit seinen Eltern nach Italien – und dort bald: ins echte Rom, war jedoch oft bei seiner Oma in Deutschland zu Besuch, bevor er Anfang der 70er Jahre wieder fest nach Deutschland zog.

Zerrissen war der junge di Lorenzo, zwischen Deutschland und Italien, in Deutschland angefeindet für seine italienische Abstammung: Das erzähle er heute, ein halbes Jahrhundert später, nicht um Mitleid zu erhaschen, sondern um zu zeigen, wie sehr sich die Verhältnisse inzwischen geändert hätten, so Lorenzo in seiner Dankesrede. Putins Krieg allerdings zeige, "wie sehr plötzlich das Bewusstsein dafür da ist, dass nichts selbstverständlich ist: Weder Freiheit noch Mitmenschlichkeit, weder offene Grenzen noch ein ziviler Ton bei der Austragung von Differenzen." Noch nie habe er während seines gesamten, politisch bewussten Lebens "so sehr das Gefühl gehabt, dass wir kämpfen müssen" – für Freiheit und Frieden: "Wer jetzt nicht kämpft, der versündigt sich".

Förderung der Einheit Europas als Stiftungszweck

Seit 1993 wird dieser Preis verliehen. Der Landkreis und die Stadt Dillingen haben die Heiligsprechung des Dillinger Bischofs Ulrich im Jahr 993 zum Anlass genommen, um 1000 Jahre später diesen Preis ins Leben zu rufen. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Einheit Europas in christlich-abendländischer Tradition und im Geiste des Heiligen Ulrichs. Von ihm, aber auch anderen Dillinger Geistlichen, wie Johann Michael Sailer, Johann Evangelist Wagner oder den Dillinger Franziskannerinnen seien, so die Europäische St. Ulrichsstiftung, segensreiche Impulse für Deutschland und Europa ausgegangen.

1993, nur wenige Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, habe sein Vorgänger Anton Dietrich die Idee zu diesem Preis gehabt, so Landrat Leo Schrell. Ziel sei es gewesen, einen Beitrag dazu zu leisten, "dass Europa, auf der Wertebasis, die wir haben, zusammenwachsen kann", so Schrell weiter.

Preisträger haben sich "um Einheit Europas verdient gemacht"

Als Preisträger ausgesucht werden deshalb alle zwei Jahre Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um die Einheit Europas verdient gemacht haben. In der Regel sei es so, dass er als Stiftungsratsvorsitzender einen Vorschlag mache, wer der neue Preisträger sein solle, so Landrat Leo Schrell. Das werde dann unter dem Vorsitz des Augsburger Bischofs in den Gremien der Heiligen St. Ulrichstiftung besprochen. Bisher habe man sich dann immer einstimmig für eine Kandidatin oder einen Kandidaten entschieden.

Prominente Preisträger tragen zu Bedeutung des Preises bei

Der Name "Europäische St. Ulrichstiftung" und die Galerie bisheriger Preisträger helfe inzwischen schon sehr, wenn es darum gehe, die potenziellen Preisträger zu kontaktieren und für den Besuch in Dillingen zur Preisübergabe zu gewinnen. Ansonsten nutze man das umfassende Netzwerk der Stiftung in den verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens, so dass man dann auch Fürsprecher bei der Person habe, die man gerne als Preisträger gewinnen würde. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.

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