Triebe einer Weißtanne, Hände, Gartenschere.
Bildrechte: BR / Michaela Bassing

Gerhard Linder schneidet überschüssige Triebe an einer Weißtanne ab, mit der er eine einst vom Sturm zerstörte Kahlfläche wieder aufforstet.

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Fuchstaler Zukunftswald: Per Prämie zum klimagerechten Wald

Fichten kommen mit der Klimaerwärmung schlecht zurecht. Wenn der Wald auch in Zukunft Holz liefern und andere, wichtige Funktionen erfüllen soll, muss er umgebaut werden. In Fuchstal erfährt ein Programm mit finanziellen Anreizen großen Zuspruch.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Fichten machen das Gros des Baumbestands in dem rund fünf Hektar großen Waldstück von Gerhard Linder in Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech aus. Die mehr als 20 Meter hohen Bäume liefern einen guten Holzertrag – noch. Mitten in seinem Wald liegt auch eine große, umgestürzte Fichte. "Da sieht man, warum die Fichte dem Klimawandel nicht standhalten kann, das ist ein Flachwurzler und es fehlt einfach in der Tiefe die Verankerung", sagt er. Das zeigt sich bei Wetterextremen: Im Jahr 2020 hat das ungewöhnlich starke Sturmtief Sabine hier eine Schneise der Verwüstung durch einen 70 Jahre alten Fichtenbestand gezogen.

Wald der Zukunft auf einstiger Kahlfläche

Heute wachsen auf der einstigen Kahlfläche wieder Bäume heran, man könnte auch sagen: der Wald der Zukunft, mit Weißtannen, Ahornbäumen oder Linden. Von der Gemeinde bekommt Gerhard Linder dafür eine Prämie von 100 Euro pro Jahr und Hektar. Damit könnte man zum Beispiel rund 50 kleine Bäume pflanzen. 27 Waldbesitzer allein aus der Gemeinde Fuchstal machen inzwischen mit beim Prämien-Programm, das im Februar gestartet ist – der BR berichtete.

Fördersumme steigt mit Grad des Waldumbaus

"Wenn der Gerhard jetzt über die Jahre dabei bleibt, nach fünf Jahren wird der Bestand dann neu bewertet und dann dürfte er bestimmt eine Stufe höher rutschen in Stufe drei, dann würde er schon 200 Euro pro Hektar und Jahr kriegen", sagt Nikolaus Storz vom Projekt "Future Forest" im Landkreis Landsberg. Je nachdem, wie weit der Waldumbau bereits vorangekommen ist, steigt die Fördersumme; in insgesamt vier Stufen auf bis zu 400 Euro pro Jahr und Hektar. Die Erkenntnisse aus dem auf mehrere Jahre angelegten Forschungsprojekt "Future Forest" zum klimaangepassten Waldumbau in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf werden bei der Zukunftswald-Prämie direkt in der Praxis umgesetzt.

"Ich werde nichts mehr davon haben wahrscheinlich"

Auch Florian Burkart nimmt am Zukunftswald-Programm teil. Vor zehn Jahren hat er, ebenfalls in Fuchstal, eine Waldfläche komplett neu angepflanzt, mit Lärchen, Linden und Ahornbäumen. Reif für die Holzernte dürften die Bäume in 50 bis 60 Jahren sein. "Ich werde nichts mehr davon haben wahrscheinlich", sagt er. Aber ihm sei wichtig, "dass wir auch in Zukunft einen Wald haben, der erstens rentabel ist" und dass "wir zweitens auch unseren Kindern einen resistenten Wald bieten können".

Verdunstung kühlt die Luft

Dabei geht es auch um die sogenannten Ökosystemleistungen des Waldes: Der Boden in solch einem Mischwald könne viel mehr Wasser speichern als etwa in einer Fichten-Monokultur. Das mache nicht nur den Wald selbst widerstandsfähiger gegen Hitze und Trockenphasen, sagt Förster Ludwig Pertl vom Projekt "Future Forest". Gleichzeitig sorge das im Boden gespeicherte Wasser durch Verdunstung für die Kühlung der Luft. "Hier im Wald wird es im Sommer nie mehr als 24, 25 Grad sein, wenn wir auf der Freifläche gleichzeitig 35 bis 40 Grad kriegen", so Pertl.

Förderprogramme ergänzen sich

Ein großes Förderprogramm für mehr Mischwald gibt es auch vom Freistaat Bayern. Laut Martin Mall vom Waldbesitzerverband ist die "Zukunftswald"-Prämie eine ideale Ergänzung dazu: "Das Programm im Fuchstal schaut an, was hast du geleistet?" und belohne so "deine getane Arbeit". Das Förderprogramm des Freistaats Bayerns funktioniere nach dem Prinzip: "Wenn du dieses oder jenes machst, bekommst du staatliche Unterstützung dafür", so Mall. Beides zusammen schaffe einen guten Anreiz für Waldbesitzer, ihre Flächen dem Klimawandel anzupassen.

Auch Gerhard Linder will hier weiter am Wald der Zukunft arbeiten: "Der Klimawandel ist da, massiver als man es sich vorgestellt hat, und dem muss der Waldbesitzer Rechnung tragen", sagt er. In seinem Wald ist die Grundlage für einen klimaresistenten Wald schon gelegt.

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