Tote Fische im Wasser.
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Fischsterben in Suffersheim: Farbversuch soll aufklären

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Fischsterben in Suffersheim: Farbversuch soll aufklären

Vor sechs Wochen war eine Quelle in Suffersheim in Mittelfranken plötzlich massiv verschmutzt. Hunderte Fische starben. Die Ursache dafür ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Deshalb macht das Wasserwirtschaftsamt jetzt einen Farbversuch.

Eine Baggerschaufel gräbt sich tief in die Erde neben einem Acker, hebt Schaufel um Schaufel Erde und Gestein aus dem Boden. Bis eine zweieinhalb Meter tiefe Grube entsteht. Das sind Vorbereitungsarbeiten für einen ganz speziellen Versuch, erzählt Gloria Godzik vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach. So ein Versuch sei "total selten". "Also ist das jetzt auch eher spannend. Man fiebert mit", sagt die Wasserexpertin.

Mysteriöses Fischsterben in Suffersheim

Vier dieser Löcher lässt Godzik an diesem Tag rund um Suffersheim in der Nähe von Weißenburg in Mittelfranken graben. Die Experten vom Wasserwirtschaftsamt werden in diese Löcher Farbe kippen. Damit wollen sie einem mysteriösen Fischsterben auf die Spur kommen.

Quelle in Suffersheim massiv verschmutzt

Alles fing vor sechs Wochen an: Die Dorfbewohner bemerken einen seltsamen Gestank im Ort und stellen fest, dass die Quelle, die direkt dort entspringt, massiv verschmutzt ist. Die Brühe verteilt sich den Schambach hinunter. Melanie Huber und ihr Mann entdeckten Dutzende tote Fische: "Die sind wirklich elend verreckt, die Fische. Erstickt", sagt Helmut Huber.

Das Dorf ist in Aufruhr. 72 Jahre sei er jetzt, erzählt ein Mann, aber so etwas habe er noch nie erlebt. Viele lassen ihre Kinder nicht mehr am Bach spielen und würden gerne wissen, woher die Verschmutzung kommt. Sie könne es sich einfach nicht erklären, sagt eine junge Frau im Dorf.

  • Immer noch trübe Brühe in Steinriegelquelle bei Weißenburg

Farbversuch soll Wassereinzugsgebiet genauer bestimmen 

Das Problem ist, dass das vermutete Wassereinzugsgebiet der Quelle hinter Suffersheim sehr groß ist - nämlich 14 Quadratkilometer. Außerdem liegt Suffersheim in einer Karstregion. Die Humusschicht ist dünn, darunter beginnt die Gesteinsschicht mit vielen Klüften und Hohlräumen, durch die sich das Wasser bewegt. Woher kommt die Verschmutzung genau, wie fließt das Wasser durch diesen Untergrund? Auf diese Fragen versucht Godzik vom Wasserwirtschaftsamt mit dem Farbversuch Antworten zu finden.

Zuerst lassen die Fachleute Wasser in die Grube. Dann schütten sie aus zwei Kanistern Farbe mit Schwung in das Loch. Das Wasser färbt sich grün - textmarkergrün. Die verwendeten Farbstoffe würden auch in Kosmetikprodukten und Badezusätzen verwendet, beruhigt Godzik. Sie sind also ungefährlich.

Das Wasser färbt sich textmarkergrün, tiefrot oder blau

Godzik lässt an den vier Stellen im Umkreis von Suffersheim unterschiedliche Farben durch den Boden spülen. Mal schimmert es violett-bläulich, mal tiefrot. Das Wasserwirtschaftsamt beobachtet, ob eine oder sogar alle Farben am Ende unten an der Quelle wieder rauskommen, in ein paar Tagen, Wochen oder Monaten.

So kann genauer festgestellt werden, wie das Gewässer unterirdisch fließt. Und ob auch eine Verschmutzung aus dem Gebiet des Farbversuchs zur Quelle gelangen könnte. Das sei sehr wichtig, sagt Godzik. Wenn man genauer wisse, wo das Einzugsgebiet der Quelle liege, dann könne man womöglich auch eingrenzen, woher die Verschmutzung komme. "Dann kann man das in Zukunft verhindern", sagt die Fachfrau.

Mögliche Ursache: landwirtschaftliche Feldsilos

Ein paar mögliche Ursachen für die Verschmutzung hat das Wasserwirtschaftsamt bereits gefunden. Mehrere kleine Silos an Feldrändern, in denen Landwirte Mais lagern, waren nicht ordentlich mit Folie abgedichtet. Giftiger Sickersaft trat aus und könnte schnell im Untergrund bis zur Quelle versickert sein.

Außerdem haben die Experten bei Laboruntersuchungen Rückstände im Wasser gefunden, die auf Gülle hindeuten. Die Düngungen im Herbst könnten also auch zur Verunreinigung beigetragen haben, erzählt Roland Rösler, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach.

Er vermutetet, dass es nicht eine große Ursache gab, sondern dass mehrere Missstände zusammen die Quelle so massiv verunreinigt haben. Gerade erhole sich die Quelle wieder, sagt Rösler. "Man hat einige Ursachen beseitigt, die sicherlich dazu beigetragen haben. Aber wir wissen nicht, ob wir alle Ursachen erfasst haben." Deshalb sei dieser Versuch jetzt so wichtig.

Endgültige Ergebnisse erst in ein paar Monaten

An der Quelle in Suffersheim werden gerade jeden Tag Wasserproben genommen. Kommt eine Farbe an, ist sie so verdünnt, dass die Experten vom Wasserwirtschaftsamt sie mit bloßem Auge nicht sehen, sondern nur im Labor. So eine Farbe kann hier in der Region sehr schnell ankommen, in einem Tag, oder aber es dauert Wochen oder sogar Monaten. Das Wasserwirtschaftsamt und auch die Dorfbewohner von Suffersheim werden also Geduld brauchen.

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