Warnsirene im Landkreis Freising
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Bundesweiter Warntag: In Bayern fehlen 15.000 Sirenen

Neben der Warnung per SMS sollen Sirenen wieder eine größere Rolle für den Katastrophenfall spielen. Das ist eine Lehre aus der Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr. Doch der Sirenen-Ausbau in Bayern verläuft schleppend.

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Langfristig fehlen knapp 15.000 Sirenen in Bayern, so das bayerische Innenministerium auf BR24-Anfrage. Im Katastrophenfall kann derzeit nicht die gesamte Bevölkerung mit Sirenen gewarnt werden - obwohl das seit der Flutkatastrophe im Ahrtal auch im Freistaat explizites Ziel ist. Die Sirenen sollen zusätzlich zu Warn-SMS oder Apps auch nachts oder wenn kein Internet oder Strom verfügbar ist, Bürgerinnen und Bürger rechtzeitig auf den Katastrophenfall hinweisen.

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Sirenen als elementarer Bestandteil des "Warn-Mix"

Die Gemeinde Wang im Landkreis Freising war eine der ersten, die sich auf ein noch vom damaligen Bundesinnenminister Horst Seehofer aufgesetztes Finanzierungsprogramm für Warnsirenen beworben hat. Ein Jahr später wird nun die neue Sirene aufgebaut. "Mir ist es wichtig, dass auch bei eventuellen Notfällen die Bevölkerung mit dem Heulton für eine Minute gewarnt werden kann", erklärt der Bürgermeister von Wang, Markus Ströber.

Die alten Feuerwehrsirenen können diesen Katastrophenton oft nicht. Allein in Wang und den drei anliegenden kleinen Gemeinden benötigte man 25 Sirenen und etwa 200.000 Euro, um alle Bürgerinnen und Bürger akustisch mit den Sirenen zu erreichen. Bayernweit haben bis zum Jahr 2025 Gemeinden einen Ausbau um rund 8.500 Sirenen ins Auge gefasst.

Innenministerkonferenz: "Wir müssen vorankommen"

Doch bisher verlief der Sirenen-Ausbau eher schleppend. In diesem Jahr wurden in Bayern etwa 1.100 neue Sirenen aus Bundesmitteln aufgebaut. Der Bedarf ist dabei viel größer. Allein im Bezirk Schwaben sind 128 Anträge auf Förderungen von Sirenenanlagen eingegangen. Davon konnten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln jedoch bisher nur 37 Anträge bewilligt werden.

"Es gibt lange Listen von förderwürdigen Gemeinden, die alle letztlich aufs Geld warten“, kritisiert auch Wilfried Schober vom Bayerischen Gemeindetag. So hat die Innenministerkonferenz am vergangenen Freitag erklärt, dass Bund und Länder ab 2024 gemeinsam mehr in die Sireneninfrastruktur investieren wollen.

Hersteller von Warnsystemen an der Grenze

"Es wird sicherlich einige Jahre dauern, um die Nachfrage nach Warnsirenen decken zu können", erklärt auch Anna Hörmann, Geschäftsführerin eines oberbayerischen Warnsystem-Herstellers. Ihr Unternehmen hat allein im vergangenen Jahr etwa doppelt so viele Anfragen bekommen als noch in den Jahren zuvor. Hörmann fordert neben einer ausreichenden Finanzierung außerdem ein politisch klar formuliertes Ziel, wie viel Prozent der Bevölkerung über Sirenen erreicht werden sollen.

Stadt München hat keine Sirenen zur Bevölkerungswarnung

Denn derzeit ist die Abdeckung durch Katastrophen-Sirenen in Bayern sehr heterogen. War während des Kalten Krieges noch ein flächendeckendes Sirenensystem vorhanden, wurden Mitte der 1990er Jahre vielerorts die Sirenen abgebaut.

So zum Beispiel in der Landeshauptstadt München, die überhaupt keine Sirenen zur Bevölkerungswarnung mehr hat. Anders etwa in Nürnberg: Die Stadt hat schon 2017 wieder begonnen, ein flächendeckendes Warnsystem aus eigener Tasche zu bezahlen. Fast 106 Sirenen wurden im Stadtgebiet installiert.

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Eine Sirene wird im Landkreis Freising auf einem Dach angebracht.

Und einen Haken gibt es noch bei vielen neuen Sirenen in Bayern, wie Feuerwehrkommandant Dominik Sedlmeyer aus Wang erklärt: "Aktuell ist eine Hand-Auslösung vor Ort an der Sirenensteuerung. Das heißt, es muss aktuell jeweils ein Beauftragter an der Sirene händisch den Katastrophenschutz-Heulton auslösen. Bis die Digitalisierung des Steuersystems der Katastrophenalarme komplett abgeschlossen ist, wird es noch etwas dauern. Das Landratsamt Freising geht davon aus, dass die Katastrophen-Sirenen in Wang etwa ab Anfang des Jahres 2024 einsatzbereit sind.

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