Ein Luftfilter steht in einem Klassenraum an der Grundschule Neubiberg.
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Darum gibt es so wenige Luftreiniger in Schulen

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#Faktenfuchs: Darum gibt es so wenige Luftreiniger in Schulen

#Faktenfuchs: Darum gibt es so wenige Luftreiniger in Schulen

Bund und Länder haben Millionen für mobile Luftreiniger in Klassenzimmern bereitgestellt – trotzdem ist erst rund ein Drittel aller bayerischen Klassenzimmer ausgestattet. Warum? Ein #Faktenfuchs.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

An den Schulen soll es keinen Lockdown mehr geben – in diesem Punkt sind sich Politik, Lehrerverband, Eltern und Schüler einig. "Voller Präsenzunterricht" lautete die Maxime, die Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) Ende Juli in einem Brief an die Eltern ausgab. "Daher tun wir beim Infektionsschutz an den Schulen alles, was machbar ist, damit die Schülerinnen und Schüler in Bayern auch im Herbst täglich zur Schule gehen können", versprach er den bayerischen Eltern. Und Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) forderte: Im September sollte in jedem Klassenzimmer ein mobiler Lüfter stehen. Doch von einer flächendeckenden Ausstattung aller Schulen mit Luftreinigern ist der Freistaat weit entfernt.

Bayern: Luftreiniger nur in etwa jedem dritten Klassenzimmer

Nur etwa jedes dritte bayerische Klassenzimmer hat bislang einen Luftreiniger bekommen. Alles in allem wurden von den Schulaufwandsträgern, also etwa den Gemeinden oder Landkreisen, Förderanträge für 27.600 Räume (Stand 11.10.2021) beim bayerischen Kultusministerium gestellt, wie dieses dem #Faktenfuchs mitteilte. Dem stehen in Bayern etwa 75.000 Schulklassen gegenüber.

Unmut bei Eltern und Schülern

Derweil steigt die Inzidenz unter Schülern und die Temperaturen draußen fallen. Wenn Schulen wie empfohlen lüften, wird es auch in den Klassenzimmern kälter. Drei Petitionen mit mehr als 100.000 Unterschriften fordern Luftfilter in jedem Klassenzimmer. Und auch in den sozialen Netzwerken diskutieren User, warum so viele Klassenzimmer trotz der bereitstehenden Mittel noch immer nicht mit Luftfiltern ausgestattet sind. Ein User fragt etwa, wie es sein könne, dass Mittel für die Beschaffung von Luftfiltern da seien, sie in den Grundschulen aber fehlten.

  • Zum Artikel: "Corona-Hotspots - Helfen Luftfilter in den Klassenzimmern?"

Grafik: Tweet mit der Frage, wieso es beim Thema Luftfilter an Schulen nicht vorangeht

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Tweet mit der Frage, wieso es beim Thema Luftfilter an Schulen nicht vorangeht.

Der #Faktenfuchs hat recherchiert, wie viele Luftreiniger es bereits in bayerischen Klassenzimmern gibt und warum die Ausstattung der Schulen so langsam voran geht.

Bundesweit Hunderte Millionen Fördergelder für Luftreiniger

Verantwortlich für die Anschaffung von Luftreinigern sind die Träger der Schulen – bei Grundschulen sind das die Kommunen, für weiterführende Schulen sind etwa die Landkreise zuständig. Seit Ende des vergangenen Jahres stehen ihnen in Deutschland verschiedene Förderprogramme für Luftreiniger offen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Oktober 2020 ein Bundesförderprogramm für stationäre, also fest verbaute raumlufttechnische Anlagen in der Höhe von einer Milliarde Euro aufgelegt. Gefördert werden damit Um- und Aufrüstung bereits bestehender Anlagen sowie der Neu-Einbau in Einrichtungen für Kinder unter 12 Jahren. Das Land Bayern hat im Oktober 2020 ein erstes Förderprogramm für mobile Luftreiniger in Schulen, Kitas, Großtagespflegestellen und heilpädagogischen Tagesstätten gestartet: Räume, die nicht ausreichend durch gezieltes Fensteröffnen oder durch eine raumlufttechnische Anlage gelüftet werden können, waren dabei zu 100 Prozent förderfähig.

Ab Januar 2021 wurde das bayerische Programm auf alle Räume ausgeweitet. Der staatliche Förderanteil liegt seitdem bei 50 Prozent, der Förderhöchstbetrag pro Raum beträgt 1.750 Euro. Insgesamt stellt der Freistaat 240 Millionen Euro Fördergelder bereit. Damit ist Bayern im Ländervergleich laut Angaben des bayerischen Kultusministeriums “Vorreiter in ganz Deutschland” und stehe bundesweit an der Spitze aller Förderprogramme.

Seit Mitte Juli 2021 unterstützt außerdem der Bund mit 200 Millionen Euro die Förderprogramme der Länder für mobile Luftreiniger in Räumen mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit in Einrichtungen für Kinder unter 12 Jahren. Auf Bayern entfallen von den Bundesmitteln 31 Millionen Euro. Doch von diesen Bundesmitteln wurden laut Bundeswirtschaftsministerium noch gar keine Mittel abgerufen. (Stand Mitte Oktober)

Wirksamkeit noch immer umstritten

Ein Grund: Noch immer sind die Wirksamkeit und der Stellenwert von Luftreinigern hinsichtlich der Verhinderung von Infektionen wissenschaftlich umstritten. Experten sind sich uneins, die Debatte wirkt teils hitzig und emotional. Und das hemmt auch Schulträger in ihrer Entscheidung, ob sie Geräte anschaffen sollen oder nicht.

So steht das Umweltbundesamt, auf dessen Expertise sich etwa die Bundesregierung stützt, mobilen Luftreinigern skeptisch gegenüber: "Wir halten eine flächendeckende Ausstattung mit Luftreinigern nicht für notwendig", teilt das UBA dem #Faktenfuchs mit und verweist auf seine Empfehlung. Darin heißt es: "Neben der Einhaltung der Hygieneregeln ("AHA") bleibt daher die regelmäßige Lüftung über die Fenster die wichtigste Maßnahme zur Reduzierung der Virenmengen in der Luft." Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr sei eine der wirksamsten Methoden, potenziell virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen. Als Beleg zitiert das UBA eine Studie der Charité Berlin. Dieser zufolge war die Übertragung von SARS-CoV-2 an Schulen im Winter 2020/2021 im Vergleich zu sonstigen gesellschaftlichen Aktivitäten niedrig, obwohl kaum Luftreiniger im Einsatz waren.

Wurden Luftfilter schlechtgeredet?

Also Lüften statt Luftfilter? Christian Kähler sieht das Umweltbundesamt auf dem "Irrweg", sagt er im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. Kähler ist Aerosolforscher und Professor am Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Bundeswehr-Uni München. Er habe das Bundeswirtschaftsministerium beraten und sei auch mehrfach in der Kultusministerkonferenz gewesen. "Die mobilen Luftfilter wurden schlechtgeredet vom Umweltbundesamt", sagt Kähler im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. Sein Vorwurf: "Man hat in Deutschland zunächst mit Hilfe von fachlich nicht fundierten Behauptungen des Umweltbundesamtes versucht, die Beschaffung zu verhindern." Das UBA widerspricht dem.

"Das Umweltbundesamt ist eine unabhängige Fachbehörde, die Sachverhalte nach bestem Wissen und Gewissen bewertet und entsprechende Empfehlungen veröffentlicht. Hierbei berücksichtigen wir neben den Anforderungen, das Infektionsrisiko durch eine Aerosolübertragung hinreichend zu reduzieren, auch die Anforderung, eine lernförderliche Raumluftqualität (insbesondere bezüglich CO2) zu erreichen, die an vielen Schulen bisher leider nicht besteht." Umweltbundesamt

Kähler selbst hat 2020 eine Studie zu Luftfiltern publiziert und kommt darin zu einer positiven Bewertung der Geräte. Auf diese Studie bezieht sich auch die Deutsche Physikalische Gesellschaft, die die Wirksamkeit von Luftreinigern im Januar 2021 ausdrücklich empfahl: "Die Fachgesellschaft geht dabei davon aus, dass der Einsatz technischer Geräte zur Belüftung jeder Art passiver Lüftung durch bloßes Öffnen von Fenster und Türen weit überlegen ist (...)".

Das UBA wiederum bezeichnet diese Aussage dem #Faktenfuchs gegenüber als "wissenschaftlich nicht valide". Denn Kähler habe in seiner Studie überhaupt keine Fenster nach außen benutzt, sondern die Tür eines fensterlosen Laborraums zu einem anderen, vermutlich auf gleicher Temperatur liegenden Raum. Dies habe mit Fensterlüftung nach außen nichts zu tun.

Außerdem wird Kählers Forschungsarbeit laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung zum Teil von Luftfilter-Herstellern finanziert – wegen möglicher und nicht ausreichend transparent gemachter Interessenskonflikte steht Kähler daher nun in der Kritik.

Alternativen wurden vernachlässigt

Lüften oder Luftfilter: Die Debatte werde zu polarisiert geführt, sagt Christian Schwarzbauer, Professor für Medizin- und Messtechnik an der Hochschule München. Ja, die Luftreinigungs-Geräte mit Filtertechnologie, für die etwa Kähler sich ausspricht, funktionieren grundsätzlich, so Schwarzbauer. Aber die bisherige Forschung vernachlässige den "Faktor Mensch" – also den Umstand, dass Schüler in einem Klassenzimmer sitzen, Wärme produzieren, kontinuierlich weiter Aerosole produzieren. Dies müsse untersucht werden, um herauszufinden, wie gut die Luftreiniger tatsächlich helfen, Infektionen zu verhindern: "Jetzt pauschal solche Geräte einzusetzen – dafür gibt es eigentlich keine faktische Grundlage", so Schwarzbauer. Es gebe noch Alternativen zu Luftfiltern und Lüften. Und: Es fehle noch an Forschung.

Schwarzbauer hat daher selbst eine Studie initiiert. Der Titel lautet "Sicheres Klassenzimmer". Die Idee: Untersuchen, wie wirksam verschiedene Lüftungskonzepte im realen Unterrichtsbetrieb sind. Mehr als 150 Schulen beteiligen sich, Mitte November soll es einen ersten Zwischenbericht geben. Neben dem Stoßlüften und den Luftfiltern untersucht Schwarzbauer auch das Konzept des Max-Planck-Instituts: Frischluftzufuhr mit Abluftventilator.

Fördergelder ohne Evidenz?

Was Schwarzbauer vor allem bemängelt: Während Bund und Länder Millionen Förderungsgelder für Luftreiniger bereitgestellt haben, war die Finanzierung seiner Studie schwierig. Normale Forschungsanträge seien viel zu langwierig für die Situation der Pandemie, in der rasche Antworten und schnelles Handeln gefragt sind.

"Man hätte das Ganze breiter aufstellen sollen und nicht nur Gelder für Förderung, sondern auch für evidenzbasierte Forschung ausgeben sollen. Dann wären wir wahrscheinlich jetzt schon um einiges weiter." Christian Schwarzbauer

Schwarzbauer fragte bei bayerischen Ministerien nach, sei von einem zum anderen verwiesen worden. Letztlich hat Schwarzbauer die Pilot-Studie durch eine unabhängige Stiftung finanziert, weil er sich nicht von Interessensträgern wie Luftfilter-Herstellern finanzieren lassen wollte. Nun stellen etwa Landratsämter als Schulträger die Hardware und Sensorik. Außerdem mache die Hochschule München die gesamte Auswertung ehrenamtlich, sagt Schwarzbauer.

Kommunen sind verunsichert

Die Debatte um die Wirksamkeit von Luftreinigern dauert also an und in der Folge sind auch manche Kommunen verunsichert, sagt Achim Sing, Pressesprecher des Bayerischen Städtetags. Der Abensberger CSU-Bürgermeister und Präsident des Bayerischen Gemeindetags, Uwe Brandl, informiert im August 2021 auf dem Youtube-Kanal des Gemeindetags die anderen bayerischen Bürgermeister, dass bei ihm in Abensberg keine mobilen Geräte angeschafft würden. Die Entscheidung sei nach einer "intensiven Vorbereitung und Beratung durch ein Ingenieurbüro" gefallen: "Weil wir gesehen haben, dass das aktuell absolut in keiner vernünftigen Kosten-Nutzen-Relation steht", sagte der CSU-Politiker.

Stationäre Raumlüftungsanlagen sind keine (schnelle) Lösung

Wenn sich Kommunen dennoch für Luftreiniger entscheiden, müssen sie sich in verschiedene Techniken und Förderungsmöglichkeiten einarbeiten. Stationäre Raumlüftungsanlagen etwa – wie sie das Bundeswirtschaftsministerium seit Oktober 2020 fördert – sind laut Aerosolforscher Kähler keine schnelle Lösung. Denn für Um- und Aufrüstung von bestehenden Schulgebäuden müssten Umbauten am Baukörper beantragt, genehmigt und Ausschreibungen veranlasst werden – das dauere Monate. Bei Neubauten seien diese sinnvoll, für bestehende Schulgebäude eher nicht. Außerdem kosten stationäre Anlagen laut Kähler 20.000 bis 30.000 Euro pro Klassenraum – und sind damit etwa zehnmal so teuer wie mobile Luftreiniger.

Kommunen: Vollfinanzierung hätte geholfen

Diese mobilen Geräte kosten laut Experten wie Schwarzbauer und Kähler etwa 2.000 bis 5.000 Euro pro Klassenraum – immer noch viel Geld für die Kommunen. So lag der Fördersatz beim bayerischen Förderprogramm nur in der ersten Runde (Oktober bis Dezember 2020) bei 100 Prozent, in der zweiten und dritten Antragsrunde seit Januar 2021 jedoch nur bei bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten und maximal 1.750 Euro pro Gerät. In Einrichtungen für Kinder unter 12 und in Räumen mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit ist eine Kofinanzierung aus Bundesmitteln und damit eine 100 prozentige Förderung möglich.

In anderen Räumen müssen die Kommunen oder Landkreise für die übrigen Kosten aufkommen. Und selbst wenn Förderung zu erwarten ist – erst einmal müssen Schulträger bei der Anschaffung von Luftreinigern in Vorleistung gehen.

Besonders weniger finanzstarke Kommunen stellt das vor Probleme, sagt Achim Sing, Pressesprecher des Bayerischen Städtetags: "Die müssen sich entscheiden und fangen eher erstmal in den Grundschulen an." Generell ringen laut Sing alle Kommunen mit der Entscheidung, ob und wie viele Geräte man sich leisten könne und welche Zimmer man zuerst ausstatte.

Außerdem kommen zu den Kosten für Anschaffung noch Strom- und Wartungskosten hinzu. Ersteres ist mit 20 Cent pro Tag und Gerät noch überschaubar. Die Wartungskosten jedoch fallen durchaus ins Gewicht: Laut Aerosolforscher Kähler müssen die Filter alle ein bis drei Jahre getauscht werden. Kostenpunkt: 100 bis 400 Euro.

Kommunen fehlt es an Expertise bei Beschaffung

Doch schon lange vor der Beschaffung verstreicht Zeit: Denn allein die Auswahl der richtigen Geräte ist für die Kommunen eine große Herausforderung, berichtet Sing: Welche Technik? Welcher Standort im Klassenzimmer? Braucht es für bestimmte Klassenräume mehrere Geräte? In solche Fragen müsse sich jede Kommune selbst einarbeiten, sagt Sing: "Man kann nicht von den Kommunen erwarten, dass sie darin Expertise haben."

Christian Schwarzbauer bestätigt das. Bei den Datenblättern von Luftreinigern müsse man sehr genau hinschauen. Die meisten Hersteller seien zwar seriös, manche würden aber auch tricksen, so Schwarzbauer. Dann hieße es im Kleingedruckten etwa "Volumenstrom ohne Filter-Einsatz", das würde bedeuten dass der erforderliche Luftaustausch nur ohne eingesetzten Filter möglich sei. "Das ist natürlich idiotisch. Ohne Filtereinsatz brauche ich so einen Lüfter erst gar nicht betreiben", sagt Schwarzbauer.

Problematische Ausschreibungskriterien

Bestimmte Themen seien auch in den Richtlinien nicht richtig dargestellt, bemängelt Schwarzbauer. Ein Knackpunkt: die Anforderungen an die Lautstärke. In der bayerischen Richtlinie vom 14. Juli 2021 zum Thema Schallemission bei Luftreinigern heißt es etwa: "Die Geräte müssen eine Betriebsstufe aufweisen, in der ein Schalldruckpegel von 40 dB(A) nicht überschritten wird." Laut Schwarzbauer wird dieses Kriterium eigentlich bei jedem ihm bekannten Gerät erfüllt – aber nur wenn es auf der niedrigsten Stufe läuft: "Auf dieser Betriebsstufe wird aber typischerweise nicht der erforderliche Volumenstrom, also Luftaustausch von einem 5- bis 6-fachen des Raumvolumens pro Stunde erzeugt."

Schulen klagen immer wieder, dass die Luftfilter zu laut seien und im Unterricht stören – zum Beispiel in Cham. Auch Christian Schwarzbauer hat im Rahmen seiner Studie solche Fälle beobachtet:

"Schulleiter oder Lehrkräfte sagen dann, Mensch, die Kinder beschweren sich, wir stellen das während der Prüfung einfach aus oder auf eine niedrigere Stufe." Christian Schwarzbauer

Dabei sei eine erträgliche Lautstärke der Luftreiniger möglich, sagt Schwarzbauer. Dafür müsse man ein etwas überdimensioniertes Gerät anschaffen, sodass es ausreiche, dieses auf halber Leistung laufen zu lassen. Das könnte jedoch in der Anschaffung wieder teurer werden.

Einige Gemeinden greifen laut Schwarzbauer wegen der Lautstärke auch zu UV-C-Luftreinigern. Die sollen Viren mit UV-C-Strahlung unschädlich machen. Die Geräte sind laut Schwarzbauer leiser, bei dieser Technik sei aber bislang nicht abschließend geklärt, ob dabei Schadstoffe wie Ozon entstünden. Das Umweltbundesamt schreibt dazu auf seiner Seite: Vor dem Einsatz der UV-C-Technologie sollte “die gerätetechnische Sicherheit gewährleistet werden”. “Aber wie soll das eine Gemeinde oder ein Landratsamt oder eine Stadt beurteilen?”, fragt Schwarzbauer. "Da hätte man sich gewünscht, dass man solche Geräte vielleicht eher mit Vorbehalt empfiehlt." Denn eine Firma für Expertise zu beauftragen, sei für den einzelnen Schulträger teuer.

Unwirksame Geräte – aus Mangel an Expertise

Zu geringer Luftaustausch, zu kleine Förderleistung und schlechte Filterleistung – einige Kommunen haben laut Aerosolforscher Christian Kähler aus Mangel an Expertise sogar falsche Geräte bestellt, die nicht den erhofften Schutz bieten. "Das ist leider der Regelfall", behauptet er.

Auch Christian Schwarzbauer berichtet von solchen Fällen. Vor allem in der ersten Finanzierungswelle ab Oktober 2020 habe es für die Schulträger keine Informationen gegeben. In der Folge seien ungeeignete Geräte angeschafft worden:

"Das haben wir eben im Rahmen unserer Studie gesehen, dass wir öfter in Schulen kamen, wo Geräte standen, die teilweise auch gar nicht mehr in Betrieb waren. Die haben in der Ecke gestanden, ausgesteckt, weil irgendwie inzwischen auch klar war, dass die nichts taugen." Christian Schwarzbauer

In der zweiten Welle habe es deutlich mehr Informationen vom Ministerium gegeben, aber "auch nicht ausreichend, damit Gemeinden oder Sachaufwandsträger gute Entscheidungen treffen können".

Kommunen: Bürokratie verlangsamt Anschaffung

Selbst wenn Kommunen sich für einen bestimmten Luftreiniger entschieden haben, bei der Beschaffung sind sie an Ausschreibungs- und Vergaberegeln gebunden und klagen laut bayerischem Städtetag über den bürokratischen Aufwand. Bei hohen Summen ab dem EU-Schwellenwert von 214.000 Euro netto, muss die Ausschreibung europaweit erfolgen. Auch das nimmt laut bayerischem Städtetag Wochen in Anspruch und die Summe komme bei der Ausstattung mehrerer Schulen schnell zusammen.

Das bayerische Wirtschaftsministerium hingegen weist in seiner Antwort an den Faktenfuchs darauf hin, dass in Bayern die Vergaberegeln aufgrund der Corona-Pandemie bereits gelockert worden seien. Befristet bis zum 31. Dezember 2021 könnten demnach Liefer- und Dienstleistungen bis zum EU-Schwellenwert vereinfacht und nur mit Einholung einiger Vergleichsangebote vergeben werden. Und für Aufträge ab Erreichen des EU-Schwellenwertes sei wegen Dringlichkeit eine verkürzte Angebotsfrist von 15 Tagen möglich.

Erst wenn das Gerät da ist, könne bezahlt werden, führt Achim Sing, Sprecher des Bayerischen Städtetags, weiter aus. Dann müsse wiederum die Kommune die Rechnungen prüfen, in Vorleistung gehen und an die jeweilige Bezirksregierung weitergeben. Auch deshalb sind aus dem Bundesprogramm wohl noch keine Gelder abgerufen, sagt Sing dem #Faktenfuchs.

Hätte zentrale Beschaffung geholfen?

Schneller gegangen wäre es laut Bayerischem Städtetag, wenn es eine zentrale Beschaffung der Geräte durch den Freistaat oder auf Bundesebene gegeben hätte. So wie etwa in Hamburg: Die dortige Schulbehörde hat mehr als 21.000 Geräte geordert und will bis Ende Oktober alle Klassenräume in allen Hamburger Schulen mit Luftfiltern ausstatten. Mit Bayern könne man dies jedoch nicht vergleichen, entgegnet darauf das bayerische Kultusministerium dem #Faktenfuchs. Denn als Stadtstaat sei Hamburg zugleich für Personalaufwand und Schulausstattung zuständig. In Bayern hingegen trage das Land den Personalaufwand, stelle also Lehrerinnen und Lehrer. Die Kommunen als Schulaufwandsträger seien für die Bereitstellung, Ausstattung und Unterhaltung der Schulanlage verantwortlich.

Generell sieht das bayerische Kultusministerium eine zentrale Beschaffung nicht als Lösung und antwortet dem #Faktenfuchs: Die Beschaffung der Geräte durch die Kommunen sei "am effizientesten, da die Schulaufwandsträger vor Ort die räumlichen Gegebenheiten kennen und den Bedarf daher am besten beurteilen" könnten. Es werde empfohlen, eine Fachfirma hinzuzuziehen, um die Eignung der Geräte für konkrete Klassen und Fachräume besser ermitteln zu können.

Lange Lieferzeiten

Doch selbst wenn sich Kommunen selbst einarbeiten, ein Gerät auswählen und bereit sind, vorzufinanzieren: Derzeit bestehen laut bayerischem Städtetag lange Lieferzeiten. Gerade bei hohen Stückzahlen könne sich die Lieferung momentan über Wochen und Monate hinziehen.

Luftfilter ersetzen nicht Lüften und Masken

Zumindest in einem Punkt sind sich Experten, Ministerien und Umweltbundesamt einig: Luftfilter sind nur ein Baustein, um das Ansteckungsrisiko in Schulen zu reduzieren.

Selbst wenn ein Klassenzimmer mit einem Luftfilter ausgestattet ist: Abstand, Masken und Händewaschen sind weiterhin nötig, um direkte und Schmierinfektionen zu verhindern. Lüften bleibt wichtig, schon allein für ausreichenden Sauerstoffgehalt im Klassenzimmer.

Fazit

Seit Oktober 2020 haben Bund und Länder Millionen Fördergelder für die Ausstattung von Klassenzimmern mit Luftreinigern bereitgestellt. Trotzdem gibt es in Bayern bisher nur etwa in jedem dritten Klassenzimmer ein Gerät. Dafür gibt es viele Gründe.

Zum einen sind sich Experten bis dato nicht einig, ob Luftreiniger wirksam Infektionen verhindern können. Die Debatte um die Wirksamkeit verunsichert die für die Anschaffung verantwortlichen Schulträger wie Kommunen.

Diese klagen außerdem über die hohen Kosten für Luftreiniger, weil sie bei der Beschaffung in Vorleistung gehen müssen. Zum anderen sind die Geräte nur in schlecht zu belüftenden Räumen in Einrichtungen für Kinder unter zwölf Jahren zu 100 Prozent förderfähig. In anderen Räumen müssen Schulträger in Bayern die Geräte zur Hälfte selbst bezahlen.

Für die Auswahl eines wirksamen Gerätes braucht es außerdem Expertise – daran mangelt es den Schulträgern oft. In der Folge haben einige laut Experten bereits unwirksame Geräte angeschafft.

Des Weiteren klagen Schulträger über den hohen bürokratischen Aufwand von Ausschreibungs- und Vergaberegeln bei der Anschaffung von Geräten, die über einer Summe von 214.000 Euro liegen. Außerdem gebe es derzeit lange Lieferzeiten für Luftreiniger.

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