Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hält Waffenlieferungen an die Ukraine für gerechtfertigt.
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Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hält Waffenlieferungen an die Ukraine für gerechtfertigt.

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EKD-Präses Heinrich: Lieferung von Waffen gerechtfertigt

Das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine sei unbestritten, Waffenlieferungen gerechtfertigt, sagte die Synodenpräses der evangelischen Kirche, Anna-Nicole Heinrich im DLF. Die christliche Friedensethik stehe vor Diskussionen, so die Regensburgerin.

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hält Waffenlieferungen an die Ukraine für gerechtfertigt. Das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine sei unbestritten, sagte die Oberpfälzerin im Deutschlandfunk. Gerade ihrer Generation falle es schwer, in Worte zu fassen, was derzeit in der Ukraine passiere. Auch die christliche Friedensethik stehe nun vor Diskussionen.

Zur Debatte um eine Neugestaltung der evangelischen Friedensethik als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagte Heinrich: "Wir hatten ja bis jetzt auch keine perfekte Antwort, sondern es ist immer eine Spannungsbeschreibung. Und ich glaube, genau darin liegt ja auch der Wert einer christlichen Reflexion von solchen Situationen, dass wir nicht die perfekte Antwort liefern, sondern eher dabei helfen, in aller Spannung irgendwie handlungsfähig zu bleiben."

Wie wenn jemand während des Spiels das Brett weggezogen hat

Für sich persönlich könne sie sagen, dass sie vermutlich naiv auf die letzten Entwicklungen geschaut habe, so Heinrich. Sie selbst habe nicht damit gerechnet, dass vor wenigen Wochen mitten in Europa ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg ausbrechen könnte.

"Ich habe ein bisschen das Gefühl, die Situation ist gerade so – ich versuche das einfach mal in ein Bild zu fassen –, wie wenn wir zusammen ein Brettspiel spielen. Und das Brett liegt die ganze Zeit auf dem Tisch und vielleicht gibt es auch Menschen, die die Regeln ein Stück weit brechen, aber das Brett liegt die ganze Zeit auf dem Tisch, und auf einmal kommt jemand und schmeißt das Brett einfach vom Tisch. Und das ist irgendwie so eine Form von Aggression, die es, glaube ich, vorher nicht gegeben hat und die uns vielleicht jetzt so ein bisschen in unserer Naivität überrumpelt, die aber so neu ist, dass wir, glaube ich, ganz neu lernen müssen, damit umzugehen. Persönlich, politisch, diplomatisch." Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Deutschlandfunk

Brechen Gespräche zur Russisch Orthodoxen Kirche nicht ab

Zum ökumenischen Dialog zwischen EKD und der Russischen Orthodoxen Kirche sagte Heinrich, die in Regensburg lebt und auch Mitglied der bayerischen Landessynode ist: "Nein, wir brechen Gespräche zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und auch zur Russischen Orthodoxen Kirche nicht ab." Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hatte sich hinter Russlands Präsident Wladimir Putin gestellt und den Krieg als Verteidigung "traditioneller christlicher Werte" befürwortet.

Heinrich: Unsere Gesellschaft braucht Kirche

Zu den sinkenden Mitgliederzahlen der Kirchen erklärte die Synoden-Präses im Deutschlandfunk, sie habe die Hoffnung, dass die Kirchen nicht auf dem Weg in die Nische der Gesellschaft seien. Es sei wichtig, klar zu benennen, dass Kirchenmitgliedschaft einen Mehrwert habe. Die evangelische Kirche müsse sich die Frage stellen, wie Menschen an der Kirche teilhaben könnten, ohne zwingend Mitglied zu sein. Auch in anderen Institutionen seien feste Bindung nicht mehr zeitgemäß.

Kirche sei eine große Institution, die nicht nur Glauben vermittelt, sondern auch Glauben lebt, so Heinrich.

"Diakonie und Kirche sind nicht zu trennen, das sind wichtige Pfeiler unserer Gesellschaft. Und Kirche ist schon auch eine Stimme in unserer Gesellschaft, auch wenn wir jetzt unter die 50 Prozent Mitglieder – evangelisch und katholisch – gefallen sind. Somit: Ja, ich würde eindeutig sagen, unsere Gesellschaft braucht Kirche. Aber man muss auch ganz ehrlich sagen, Kirche braucht Mitglieder – das ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen."

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