Eine Woche nach dem verheerenden Unwetter bereiten sich die besonders betroffenen Bewohner von Bad Berneck im Fichtelgebirge auf eine Sondersperrmüllabfuhr am 5. Juli vor. "Komplette Wohnungen mussten ausgeräumt werden", erzählt Bürgermeister Jürgen Zinnert (SPD). Nun stapeln sich Berge von zerstörten, feuchten Möbeln, Kisten und anderer von Schlamm überzogener Unrat vor den Häusern.
Unwetter trifft Bad Berneck schwer
In Bad Berneck hat es zum Beispiel die Roderstraße besonders erwischt, aber auch eine als "Berliner Mauer" bekannte Wohnanlage wurde schwer getroffen. Hier standen alle Kellerabteile und die Wohnungen im Erdgeschoss unter Wasser. Auch Autos gingen "baden". Den Schaden zu beziffern, wagt Bürgermeister Zinnert noch nicht. "Jetzt kommt es erst einmal darauf an, die Folgen zu beseitigen. Das wird noch Tage, Wochen dauern."
Am Tag des Unwetters, das etwa zwei Stunden dauerte, war es die Aufgabe der Stadt, zunächst die Straßen wie die B 303 von Gerölllawinen zu befreien und weitere Sicherungsarbeiten durchzuführen. Die Funktion der Kläranlage musste beispielsweise sichergestellt werden, so der Bürgermeister. Zudem half die Stadt bei der Suche nach Ersatzunterkünften für eine sechsköpfige Familie und eine einzelne Frau. "Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt", sagt Zinnert erleichtert. Ein Feuerwehrauto habe gerade noch einem umstürzenden Baum ausweichen können. Es entstand nur Blechschaden. Die Schäden an städtischen Gebäuden schätzt der Bürgermeister nicht sehr hoch ein: "Es sind sicherlich keine Zehntausende."
Jedes dritte Haus in Wasserknoden beschädigt
Auch in Wasserknoden, das zu Bad Berneck gehört, aber höher gelegen ist, hat das Unwetter in 29 von 80 Häusern Schaden angerichtet. "Der Knodenbach, der durchs Dorf und den Löschteich fließt, hat das Regenwasser nicht aufnehmen können", resümiert der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wasserknoden, Jürgen Hartmann. Hier kam es auch zu einem rührenden Beispiel von Nachbarschaftshilfe.
Die Baugrube einer jungen Familie war mit Wasser und Schlamm vollgelaufen. Der Kommandant trommelte daraufhin 30 Freiwillige aus dem Ort zusammen, die mit vereinten Kräften in stundenlanger Arbeit die Baugrube wieder trockenlegten. "Am Samstag standen wieder 30 Helfer da, als wir die Kanäle gereinigt haben", sagt Hartmann stolz.
Ausmaß des Unwetters nicht vorhersehbar
Die besonders idyllische Lage Bad Bernecks zwischen sieben Bergen und sieben Tälern wurde der Kurstadt zum Verhängnis. Weil sich die Wolken genau über diesem Gebiet entluden, sauste das Wasser die Berge hinab und ließ zum Beispiel den Rimlasgrundbach über die Ufer treten. "Am Heinersreuther Berg war gar nichts", sagt Bürgermeister Zinnert mit einem Schulterzucken. Vorhersehbar sei das Unwetter in diesem Ausmaß nicht gewesen. "Natürlich kannten wir die Unwetterwarnung, aber wo und wie heftig sich das bei uns entwickeln würde, konnte niemand ahnen."
In Wasserknoden kauft die Freiwillige Feuerwehr in den nächsten Wochen Säcke und befüllt sie mit Sand, verspricht Kommandant Jürgen Hartmann. Die Bürger können sie dann bei der Wache erwerben und sind damit für künftige Unwetter besser gerüstet.
Im Video: Unwetter in Bayern
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