Ein Mann reicht durch ein Loch in einer Plexiglasscheibe ein Brötchen weiter.
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Der Teil-Lockdown hat auch Folgen für die Arbeit der Ehrenamtlichen

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Ehrenamt in der Corona-Pandemie: Neue Wege finden

Der Teil-Lockdown schränkt auch viele Ehrenämter ein: Manche Vereine und Organisationen haben ihr Engagement digitalisiert, doch das geht nicht immer. Wer trotz der Schwierigkeiten helfen möchte, sollte sich bei Freiwilligen-Agenturen informieren.

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

In der Corona-Pandemie wollten sich schon im Frühjahr so viele Menschen ehrenamtlich engagieren wie selten zuvor. Das hat das "ZiviZ im Stifterverband" in einer qualitativen Befragung von Führungskräften in Infrastruktureinrichtungen und Verbänden herausgefunden.

Krisenbedingt sei das spontane und informelle Engagement zu Beginn der Corona-Pandemie explosionsartig angestiegen, heißt es im Abschlussbericht der Studie. Dabei sei es häufig dazu gekommen, dass mehr Menschen helfen wollten als eingesetzt werden konnten.

Digitales Engagement wird gebraucht

Das bestätigt auch Renate Volk von "Tatendrang", einem Vermittler-Dienst für ehrenamtliches Engagement in der Landeshauptstadt. "Viele Münchnerinnen und Münchner bieten gerade jetzt in der Pandemiezeit ihre Hilfe an. Das ist ein großer Schatz in unserer Stadt", sagt Volk. Hilfe werde auch benötigt, aber mittlerweile in anderer Form als noch im Frühjahr.

Durch die gegenwärtigen Einschränkungen könnten viele Einrichtungen nicht so flexibel sein und müssten neue Formate finden, damit sie Ehrenamtliche gut unterstützen können. Die Herausforderung sei, für jeden Interessierten das aktuell passende Ehrenamt zu finden.

Zahlreiche positive Beispiele für digitales Ehrenamt

Manche Initiativen hätten auf digitales Engagement umgestellt und seit dem Frühjahr "eine steile Lernkurve hingelegt, was die Nutzung digitaler Formate anbelangt", erklärt Claudia Leitzmann vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern. Das bestätigt auch die Studie der ZiviZ. Was zuvor als unmöglich wahrgenommen worden sei, funktioniere ganz plötzlich häufig doch. "Erste erfolgreich verlaufene Teamtreffen als Videokonferenzen sind die kleinen Erfolgserlebnisse in der Krise", heißt es im Abschlussbericht der Studie aus dem Frühjahr.

In München gibt es laut Renate Volk von Tatendrang einige Beispiele für erfolgreiches, digitales Ehrenamt. Von digitaler Lernunterstützung für Jugendliche in Wohngruppen in der Jugendhilfe Oberbayern oder der Schlau-Schule in München über Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit bei Jambo Bukoba bis hin zur Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsvideos im Verein "Aktivsenioren", sagt sie.

Ehrenamt mit Begegnung schwierig

Schwierig bis nicht möglich sei derzeit allerdings die ehrenamtliche Unterstützung von Seniorinnen und Senioren in Heimen. Im Sommer konnte man noch im Garten unterwegs sein. Nun seien Besuche in Krankenhäusern und auch die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen wenn überhaupt, dann nur noch unter strengen Hygieneregeln möglich.

Die Einrichtungen seien bereits sehr im Stress, um die Corona-Schutzmaßnahmen umzusetzen, erklärt Volk. "Neue Ehrenamtliche zu suchen und einzubinden ist kaum möglich."

Ehrenamtliche weiter gesucht

Menschen, die sich engagieren, werden nach Angaben von Claudia Leitzmann vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V. jedoch weiterhin gebraucht. Unter anderem fehlen sie dort, wo bislang viele ältere Ehrenamtliche im Einsatz waren, die jetzt zur Risikogruppe gehören und die deswegen nicht mehr gemeinnützig arbeiten können wie in den Bahnhofsmissionen und den Tafeln. Auch im Bildungsbereich gebe es zahlreiche Projekte, die Engagierte suchen, um etwa Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, die durch das Homeschooling abgehängt wurden.

Überhaupt ein Ehrenamt zu finden, das aktuell noch möglich ist, kann dauern, sagt Volk. Das Engagement müsse passgenau und auf die Möglichkeiten in den Organisationen abgestimmt sein.

Das richtige Ehrenamt suchen und finden

Wer sich engagieren möchte, findet online Informationen auf den Webseiten der Kommunen, erklärt Claudia Leitzmann. Auch Beratungsstellen und Vermittler-Agenturen wie der Verein "Tatendrang" können helfen, mögliche Ehrenämter zu finden. In fast jeder größeren Stadt gebe es eine entsprechende Freiwilligenagentur, sagt Volk - zu finden sind sie hier.

Auch auf den Seiten des Ehrenamtsportals Bayern können Interessierte in der Engagementbörse nach gemeinnützigen Einrichtungen in ihrer Region suchen. Einfach auf der Website die eigene Stadt oder Region eingeben und die Organisationen in der Nähe werden angezeigt.

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