Seit dem 1. November ist Erzbischof Ludwig Schick nicht mehr im Dienst, mit einem Gottesdienst ist er nun offiziell in Bamberg verabschiedet worden. Der Dom war voll besetzt, auch zahlreiche Bischofskollegen waren gekommen.
Schick: "Dankbar schaue ich auf das Gelungene"
Schick wählte zum Abschied persönliche Worte in der Predigt: "Dankbar schaue ich auf das Gelungene und weiß, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe", sagte er in Anlehnung an das katholische Schuldbekenntnis, das zu jeder Messe gehört. Er habe stets als Seelsorger dazu beitragen wollen, "dass die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben durch Jesus Christus". Er war 20 Jahre in Bamberg tätig.
Schick erinnerte an Projekte, die in seine Amtszeit fielen, etwa die Konsolidierung der Finanzen, die Bildung neuer Seelsorgebereiche und die Umstrukturierung im Ordinariat. Auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die Prävention gegen Missbrauch seien angegangen worden.
Vergleich mit dem "Bamberger Reiter"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte Schick für dessen weltweiten Einsatz im Dienst der katholischen Kirche. Er sei "bei Flüchtlingen in den großen Lagern des Nahen Ostens, in den Slums Lateinamerikas, bei der jungen Kirche in Afrika und in den Megastädten Asiens" gewesen, sagte der Limburger Bischof am Sonntag und verglich Schick mit dem "Bamberger Reiter", ein Wahrzeichen Bambergs im Dom. Überall sei Schick Brückenbauer der Kirche aus Deutschland in großer Solidarität mit der Weltkirche gewesen. Der 73-Jährige sei ein Vorbild, "auch für mich persönlich".
Schick sei ein "echter Schaffer" gewesen. Innerhalb der Bischofskonferenz seien die Bischöfe Schick mit großem Interesse gefolgt, wenn der promovierte Kirchenrechtler juristischen Beistand geleistet habe.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte Schicks ständige Bereitschaft, Arbeit zu übernehmen, fleißig zu sein. Der ehemalige Erzbischof von Bamberg sei immer "sehr kompetent, sehr engagiert, sehr mitbrüderlich". Würzburgs Bischof Franz Jung nannte Schick "besonnen, gerecht und fromm". Der Bamberger Mitbruder sei stets bereit gewesen, unkompliziert Amtshilfe in mancher schwieriger Situation zu leisten. "Ein Anruf hat genügt, und Ludwig hat geholfen."
Marburger in Franken "wirklich erfolgreich integriert"
"Als Integrationsminister kann ich bestätigen, dass der Zuwanderer aus Hessen wirklich erfolgreich im Frankenland integriert wurde", sagte darüber hinaus Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Verabschiedung von Schick. Der gebürtige Marburger war Generalvikar und Weihbischof im hessischen Fulda. 1975 war Schick zum Priester geweiht worden. Herrmann zufolge hat Schick das Erzbistum in für die Kirche schwierigen zwei Jahrzehnten klug und souverän geführt. "Sie waren sprichwörtlich ein guter Hirte ihrer Herde." Mit seinem gesellschaftskritischen Blickwinkel sei der Erzbischof ein wichtiger Ansprechpartner gewesen.
Schick will Aufgaben einem Jüngeren überlassen
Mit 73 Jahren geht Schick zwei Jahre vor der normalen Altersgrenze für Bischöfe. Am 1. November war sein Rücktritt bekannt geworden. Er wolle die künftigen Aufgaben einem Jüngeren überlassen: "Neue Aufgaben stehen an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anpacken soll", sagte Schick in seiner Predigt. Er kündigte an, sich künftig weiterhin der Seelsorge widmen zu wollen.
Neuer Erzbischof für Bamberg gesucht
Das Erzbistum Bamberg wird derzeit von Weihbischof Herwig Gössl als Diözesanadministrator geleitet. Die Nachfolge Schicks auf dem Bischofsstuhl ist noch offen. Wer ihm nachfolgt, wird sich den zahlreichen Krisen der katholischen Kirche nicht entziehen können: Die Austrittszahlen sind hoch, immer wieder kommen Missbrauchsfälle ans Licht, bei Reformfragen stehen sich progressive und konservative Kräfte mittlerweile ziemlich unversöhnlich gegenüber.
Gemäß dem Staatskirchenvertrag zwischen Bayern und dem Vatikan ist der Papst bei der Ernennung eines neuen Erzbischofs frei in der Entscheidung. Es wird zwar vom Domkapitel eine Liste geeigneter Kandidaten angefertigt, daran gebunden ist Franziskus aber nicht. Als zeitgemäß empfinden das einige nicht - sie wollen mitsprechen und mehr Demokratie einziehen lassen in die Institution. Schick selbst hatte hier Reformen angemahnt: Es müsse neue Strukturen geben, "zum Beispiel, dass die Bischöfe von den Gläubigen mit gewählt werden können", hatte er der Nachrichtenagentur dpa im März gesagt.
Mit Informationen von dpa und KNA
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