Papst Franziskus (links) mit Erzbischof Ludwig Schick im April 2022.
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Papst Franziskus (links) mit Erzbischof Ludwig Schick im April 2022.

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Papst nimmt Rücktritt von Erzbischof Schick an

Papst Franziskus hat den Rücktritt des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick (73) angenommen. Das teilten Vatikan und Erzbistum mit. Zur Begründung seines frühzeitigen Rücktritts verweist Schick auf anstehende langfristige Projekte im Bistum.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Vatikan und das Erzbistum Bamberg haben zeitgleich mitgeteilt, dass Papst Franziskus den Rücktritt von Erzbischof Ludwig Schick (73) angenommen hat. "Vernunft und Verantwortung haben mich zur Überzeugung kommen lassen, dass in diesem Herbst die Ernennung eines neuen Bischofs angegangen werden sollte, der mindestens die nächsten zehn Jahre die Erzdiözese leiten kann", heißt es einem Brief Schicks an die Menschen im Erzbistum.

Schick: Entschluss zum Rücktritt im 1. Quartal

Generell bieten Bischöfe nach Vollendung des 75. Lebensjahres dem Oberhaupt der katholischen Kirche ihren Rücktritt an, Schick schreibt, er habe jedoch bereits im April bei Papst Franziskus erstmals um Rücktritt ersucht: "Nach reiflicher Überlegung und Gebet sowie vielen Gesprächen mit meinem geistlichen Begleiter" sei er zuvor "bereits im ersten Quartal dieses Jahres zur Überzeugung gekommen, den Papst zu bitten, mich nach 20-jähriger Amtszeit zum 21. September 2022 zu entpflichten."

  • Zum Artikel: "Ludwig Schick feiert Jubiläum als Erzbischof von Bamberg"

Papst Franziskus habe ihn jedoch zunächst gebeten, dass er weiterhin im Amt bleiben möge, so Schick. "Nach nochmaligem Vortragen meiner Gründe hat er meiner Bitte Ende September dann entsprochen", schreibt er weiter.

Der Apostolische Nuntius habe ihn aber zur Geheimhaltung bis zum Allerheiligen-Fest verpflichtet. "Daran habe ich mich strikt gehalten", schreibt Schick: "Ab dem Fest Allerheiligen bin ich nicht mehr im Amt des Erzbischofs von Bamberg, aber zu Diensten." Seine für die nächsten Monate zugesagten Aufgaben wolle er auch als "Emeritus" erfüllen.

Das Domkapitel wird nun nach Angaben des Bistums baldmöglichst einen Administrator wählen, der bis zur Ernennung eines Nachfolgers durch den Papst das Erzbistum leitet.

"Ich habe meine Aufgaben im Erzbistum erfüllt"

Zur Begründung seines frühzeitigen Rücktritts-Ersuchens verweist Schick in seinem Brief auf bevorstehende Weichenstellungen im Erzbistum. Insbesondere nennt er Personalentscheidungen und die anstehende Umsetzung der Reformbeschlüsse des Synodalen Wegs und des weltweiten synodalen Prozesses.

  • Zum Artikel: "Synodaler Weg: Reformsprung fast verstolpert"

"Ab Herbst 2022 stehen neue Entscheidungen und Projekte an, die die zwei Jahre bis zu meinem 75. Geburtstag weit überschreiten" heißt es in dem Schreiben. Das alles will Schick einem jüngeren Nachfolger überlassen, wie er sagt: "Ich habe meine Aufgaben im Erzbistum erfüllt und abgeschlossen." Er scheide "dankbar und zuversichtlich" aus dem Amt, so Schick, "ich danke allen, die mit mir zusammengearbeitet haben".

Reformvorschläge erregten Aufsehen

Schick wirkte zuletzt nicht amtsmüde. Stattdessen machte er mit Reformvorschlägen von sich reden: Zulassung der Frauenweihe, keine Verpflichtung zur Ehelosigkeit für Priester und besonders eine Amtszeitbeschränkung für Bischöfe. Schick zählte zum Lager der Reformer beim deutschen Synodalen Weg. seine Wortmeldungen machten über Deutschland hinaus Schlagzeilen.

Dabei dürfte es auch eine Rolle gespielt haben, dass Schick von 2006 an 15 Jahre lang Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz war, er galt als "Außenminister" der deutschen Bischöfe. In dieser Funktion reiste er viel. Und in Deutschland trat er vernehmbar für die Rechte des globalen Südens, der Entrechteten auf der Welt und der verfolgten Christen ein.

Zuletzt hatten Mitglieder der Gemeinde Wallenfels von Schick tiefgreifende Reformen unter anderem in der Kirchenstruktur gefordert, nachdem in der dortigen Pfarrei im Erzbistum Bamberg Missbrauchsvorwürfe bekannt wurden.

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Der zurückgetretene Erzbischof Ludwig Schick
Bildrechte: pa / dpa / Nicolas Armer
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Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist zurückgetreten

Mit Informationen von KNA, epd und dpa

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1975 in Fulda zum Priester geweiht

Ludwig Schick, 1949 in Marburg geboren, war 1975 in Fulda zum Priester geweiht worden. Ab 1985 war er Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht der dort ansässigen Theologischen Fakultät, bis er 2002 zum Erzbischof von Bamberg ernannt wurde, eine Funktion, in der ihm vielfach große Volksnähe bescheinigt wurde. "Mit Ludwig Schick verliert das Erzbistum Bamberg, aber auch die Deutsche Bischofskonferenz eine Stütze und einen wahrhaft zugewandten Bischof", schrieb der Kirchenrechtler Thomas Schüller zum jetzt bekannt gewordenen Rücktritt.

Der Ruhestand soll nicht "tatenlos" bleiben

Schick will nach Angaben seines Sprechers auch nach seinem Rücktritt in Bamberg bleiben und seinen Ruhestand am Domberg verbringen. Man könne "sicher sein, dass er sich nicht tatenlos zur Ruhe setzen wird" - nicht nur, weil er auch im Ruhestand weiter seine bekannten Jogging-Runden durch die Stadt drehen möchte. Auch seinen Twitter-Account werde Schick weiter bedienen, teilte das Erzbistum mit. Schick war den Angaben zufolge 2012 noch vor Papst Benedikt XVI. der erste katholische deutsche Bischof auf Twitter.

Vorsitzender der Bischofskonferenz würdigt Schick

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, würdigte die Arbeit Schicks. "Fast ein Vierteljahrhundert warst Du Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz und hast Dich engagiert eingebracht, Debatten wesentlich mitgeprägt und warst unsere sichere Instanz in allen Fragen des kirchlichen Rechts", hieß es in einem Schreiben der DBK.

"Du bist dahin gegangen, wo sonst niemand hinreist: in Krisengebiete der Welt, an Orte, wo das Elend zum Greifen nahe ist", so Bätzing: "Kein Weg war Dir zu weit, kein Land zu gefährlich und kein Schlafmangel zu viel." Schick habe den Menschen die Solidarität aus Deutschland vermittelt.

Marx lobt Engagement für "Menschen an den Rändern"

Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, des Zusammenschlusses der katholischen Bischöfe in Bayern, zeigte sich vom Rücktritt seines Kollegen Schick überrascht. Der Erzbischof von München und Freising würdigte seinen Bamberger Kollegen für fast ein Vierteljahrhundert bischöfliches Wirken. Schicks Engagement habe "vor allem den Menschen an den Rändern gegolten, die Mangel, Not und Verzweiflung erleben mussten", sagte Marx: "Das Evangelium dort zu verkünden und Wirklichkeit werden zu lassen, indem diesen Menschen Hilfe und Unterstützung zukam, war sein Anliegen."

Söder : "Wir werden ihn als Bischof sehr vermissen"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter zu Schicks Rücktritt, dieser sei "ein großartiger Theologe", die Bayerische Bischofskonferenz verliere mit ihm "eine wichtige und ausgleichende Stimme aus Franken". Schick sei als Erzbischof "ein verlässlicher und vertrauensvoller Partner der Staatsregierung", gewesen, so Söder: Wir werden ihn als Bischof sehr vermissen."