Die Seeforelle galt im Königssee als ausgestorben. Kein einziges Exemplar des ursprünglich heimischen Fisches war mehr zu finden. Doch so soll es nicht bleiben: Mithilfe eines über fünf Jahre angelegten Projekts des Nationalparks Berchtesgaden, der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern und des Berufsfischers Thomas Amort wird die "Königin der Alpenseen" wieder angesiedelt.
Verschiedene Gründe könnten zum Aussterben der Seeforelle geführt haben: etwa die Verschlammung der Laichplätze durch wärmeres Seewasser und dass zum Beispiel der Saletbach zur Laichzeit zu wenig Wasser führt.
Ein Fischer schlägt Alarm
Thomas Amort hatte vor etwa zehn Jahren zum letzten Mal eine Seeforelle im Netz. Als ihm das völlige Fehlen der Fischart auffiel, wandte er sich an die Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern und an den Nationalpark Berchtesgaden.
Sein Hilferuf wurde erhört: Alle Beteiligten entwickelten das Seeforellen-Projekt zur Wiederansiedelung des imposanten Fisches. Seit Herbst 2018 werden jedes Jahr zwischen 10.000 und 13.000 winzig kleine und nur wenige Tage alte Fischlein an ausgewählten Stellen ausgesetzt. Man hofft, dass sie sich gut entwickeln und nicht vom Hecht oder sonstigen gefräßigen Tieren, wie Reihern, geschnappt werden.
Kontrolle zeigt erste Erfolge
Jetzt - drei Jahre später - geht bei der Kontrollbefischung einiges ins Netz: kleine und größere Seeforellen aller drei Jahrgänge. Darunter ist auch eine etwa 20 Zentimeter lange Seeforelle, die vermutlich aus dem Erstbesatz im Jahr 2018 stammt.
Das freut die Biologen, Naturparkmitarbeiter und den Berufsfischer gleichermaßen. Denn diese größte, nun protokollierte Seeforelle hat die Farbe gewechselt und eine silberglänzende Haut. Das heißt: Sie muss ihren Besatzplatz im Saletbach verlassen haben, im Königssee gewesen und wieder in den Saletbach zurückgekehrt sein.
Gekommen, um zu bleiben
Bernhard Gum, Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern, hofft, dass der Seeforellen-Bestand langfristig wieder zunimmt. Allerdings wird das zunächst noch mit Unterstützung der Fachberatung geschehen; weiter werden junge Seeforellen ausgesetzt.
Mit der Zeit sollte sich der Bestand nach und nach selbstständig erholen. Denn dieser Fisch, der größer werden kann als ein Hecht, gehöre auf jeden Fall in einen Alpensee, so Gum.
Der Jahrhundertfang liegt 45 Jahre zurück
Deutschlands kapitalste Seeforelle mit einem Gewicht von 55 Pfund und einer Länge von 1,24 Metern hatte 1976 Rudi Amort aus dem Wasser gezogen, der Vater des heutigen Berufsfischers Thomas Amort. Der präparierte Fisch hängt in einem Schaukasten in der historischen Gaststätte St. Bartholomä. Wenn die Wiederansiedelung weiter so gut läuft wie bisher, dann könnte sich dieser Jahrhundert-Fang vielleicht in einigen Jahren wiederholen. Das wünschen sich jedenfalls die Projektbeteiligten.
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