Eine vergoldete Basstrompete aus der Hand des Blechblasinstrumentenbau-Meisters Peter Baumann
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Eine vergoldete Basstrompete aus der Werkstatt von Peter Baumann in Aschau im Chiemgau

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Der Siegeszug der Basstrompete

Wagner hat sie wegen ihrer Klangfülle geschätzt, dann war sie eher Rhythmus-Instrument - und zeitweise ausgestorben. Jetzt übernimmt die Basstrompete immer öfter die erste Stimme, ein ganz eigenartiges Instrument erobert die Volksmusik-Szene.

Sie schaut aus wie eine etwas kompaktere Trompete, hat ein längeres Schallrohr und klingt deswegen tiefer: Die Basstrompete erzeugt ganz eigenartige Töne, nicht Posaune, nicht Tenorhorn, von beiden etwas und noch mehr. Sie habe einen geerdeten Klang, sagt einer, der es wissen muss: Hans Obermeyer hatte vor 40 Jahren die damals revolutionäre Idee, die Basstrompete in der Volksmusik als Melodie-Instrument einzusetzen.

Die 1. Stimme für die Basstrompete

Das Experiment setzte sich durch, mit seinen 4 Hinterberger Musikanten hat der Musikant aus Urstall bei Nußdorf eine neue Klangwolke geschaffen, mit einer sehr fein gespielten Basstrompete, die sogar meist die 1. Stimme übernimmt. Das geht nur, wenn auch das Flügelhorn einfühlsam intoniert wird. Es geht um zwei sensible Instrumente, die Rücksicht aufeinander nehmen müssen, sagen die Blechbläser.

Der Senior hat mit vielen CDs und zahllosen Auftritten im In- und Ausland der Basstrompete den Weg geebnet. Der Sohn geht diesen Weg nun weiter mit den 4 Jungen Hinterbergern, teils mit dem Repertoire des Vaters, teils mit neuen Werken. Und Alt und Jung haben sich zu einer neuen Kombination zusammengefunden.

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Vater und Sohn als Basstrompeten-Duo: Hans und Johannes Obermeyer

Zu Besuch bei den Obermeyers „hinter dem Berg“ im Inntal: Vater und Sohn proben mal wieder gemeinsam. Sie bilden ein außergewöhnliches Basstrompeten-Duo und spielen Weisen und Lieder. Jetzt stehen sie im Garten und schicken ihre Melodien zum Heuberg hinauf. Warme Töne sind es, satt und weich und rund. Sie passen zu dieser Landschaft, zu breiten Höfen, zum blauen Himmel.

"Für mich ist die Basstrompete der Klang meiner Heimat." Musiker Hans Obermeyer

Was würde Wagner dazu sagen? Er schätzte die Basstrompete wegen ihrer Klangfülle. Wahrscheinlich hätte er erstmal die Zahl verdoppelt. Genau das hat vor einiger Zeit schon die Tegernseer Tanzlmusi gemacht und mit zwei strahlenden Basstrompeten ein unglaublich reichhaltiges Volumen geschaffen. Das voll einschlägt, wie ein Video der Gruppe auf Youtube zeigt. Mit den „Erinnerungen an Brennberg“ haben die Tegernseer fast 2,3 Millionen Aufrufe geerntet.

Mächtige Klangwolke mit zwei Basstrompeten

Der Spiel Sepp ist einer der beiden Künstler der Tegernseer Tanzlmusi am tieferen Blech. Mit 9 Jahren hat er Tenorhorn gelernt, der Umstieg auf die Basstrompete war gar nicht so einfach. Die ist schon zacher zum spielen, sagt er. Gerade in der Höhe tut sich ein Tenorhorn doch leichter. Aber die Basstrompete hat eindeutig mehr Power. Auf bairisch: Sie macht scho mehra Mettn!

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Die Tegernseer Tanzlmusi tritt gleich mit zwei Basstrompeten an

Immer mehr Musikanten, vor allem junge Danzlmusi-Gruppen wie zum Beispiel die Mitteroim-Musi, setzen auf diesen Klang. Die Hohenaschauer spielen schon länger mit zwei Basstrompeten im Sextett. Aus Österreich kommen scharfe Töne von der Wüdara-Musi, bei der zwei recht dominante Basstrompeten für wilden Schwung sorgen. Und in der Steiermark nennt sich eine Gruppe gleich „Bosstrompetn-Musi“, da weiß man, wer den Ton angibt.

Große Nachfrage bei Instrumentenbauern

Eine Entwicklung, die sich auch in der Nachfrage niederschlägt. Der Instrumentenbauer Sebastian Schwaiger in Brannenburg hat alle Hände voll zu tun, alte Basstrompeten wieder herzurichten. Die Preise auch für Instrumente mit deutlichen Gebrauchsspuren sind deutlich angestiegen.

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Peter Baumann, Blechblasinstrumentenbau-Meister, bei der Arbeit

Er lässt sich von dem Boom nicht aus der Ruhe bringen: Peter Baumann aus Aschau im Chiemgau nimmt sich die Zeit für seine Trompeten, die sie halt brauchen, um perfekt zu sein. Der Blechblasinstrumentenbauer ist einer der gefragtesten Handwerker seiner Art, weil er alles selbst macht, weil er großen Wert legt auf Material und Passgenauigkeit. Alleine den Schallbecher zu formen, braucht viele Arbeitsschritte und viel Zeit. Dem Meister ist das wichtig, auch aus Respekt vor dem Instrument, das ihn schon als Gesellen fasziniert hat.

Mit reicher Tradition auf neuen Wegen

Der historische Hintergrund ist dem Baumann Peter wichtig, da kennt er sich hervorragend aus, kann viel erzählen von der Basstrompete bei Wagner oder Richard Strauss, von ihrem Einsatz in der Militärmusik und als Rhythmus-Geberin. Sie hat etwas horniges, aber auch etwas trompetiges, sagt er, sie sorgt für eine ganz eigene Klangfülle, für eine spritzige und farbige Musik. Es freut ihn sehr, sagt Peter Baumann, dass dieses Instrument so einen Aufschwung erlebt.

So sieht es auch der Pionier der Basstrompete in der Volksmusik, der Obermeyer Hans. Da ist so viel Leben drin, sagt er, in den jungen Gruppen, und viele Möglichkeiten und Ideen. Der Siegeszug der Basstrompete geht offenbar weiter.

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