Der 21. Oktober 1961 ist einer der buchstäblich schwärzesten in der Geschichte der Stadt Landshut. In den Morgenstunden steht die Burg Trausnitz in Flammen. Das Wahrzeichen der Stadt brennt lichterloh.
- BR Retro: Der Brand der Burg Trausnitz 1961
Kachelofen aus der Barockzeit wiederhergestellt
Wertvolle Archivalien und unersetzliche bundesweit bedeutsame Kunstschätze wurden bei der Brandkatastrophe zerstört. Darunter auch 15 wertvolle Kachelöfen aus der Barockzeit. Und einer konnte jetzt gut 60 Jahre später wie durch ein Wunder durch die Bayerische Schlösserverwaltung rekonstruiert werden. Der vielleicht bayerischste aller Kachelöfen, rund 400 Jahre alt. Mit dem bayerischen Wappen, getragen von vier starken bayerischen Löwen aus Keramik. Er galt - wie so vieles - als für immer zerstört.
Erste Teile vor dreißig Jahren gefunden
Zerborsten in unzählige Teile landeten die Ofenreste auf dem Brandschutt, der zum Glück auf der Burg konserviert wurde. Und genau darin fand Barbara Nahstoll von der Bayerischen Schlösserverwaltung vor fast 30 Jahren die ersten Ofenteile. Nahstoll ist Expertin für historische Öfen: "Ich habe anhand der Scherben gesehen, da ist schon was machbar."
Nahstoll ließ all die Jahre nicht locker. Ab 2015 wurden in einem wissenschaftlichen Projekt mit der Universität Turin die vielen Scherben wieder zusammengesetzt: "Und dann haben wir einfach alles ausgebreitet und anhand von Archivfotos nach Kacheln sortiert und wie bei einem riesigen Puzzle die verschiedenen Kacheln dann zusammengesetzt", berichtet die Kennerin historischer Öfen.
Unterstützung von italienischen Fachleuten
Nach Jahren wissenschaftlicher Puzzlearbeit mit Studentinnen und Experten aus Turin wird der Ofen jetzt dort wieder zusammengebaut, wo er vor 60 Jahren in der Flammenhölle zerstört wurde. Im ebenfalls wiederaufgebauten Fürstenbau der Burg.
Auch die italienischen Experten um den aus Südtirol stammenden Konservator Marco Demmelbauer sind begeistert: "Das waren großartige Handwerker und Künstler, die diesen Ofen gebaut haben", erzählt der aus Südtirol stammende Dozent auf Italienisch. In Italien gibt es eine ähnliche alte Keramiktradition, die Majolika. "Und das hier kann man auch in der Tradition dieser italienischen Kunst sehen."
Kacheln glänzen wie neu
Das Faszinierende: Die über 200 wieder zusammengesetzten großen Keramikkacheln des Ofens glänzen wie neu, die Flammenhölle konnte ihnen nichts antun, sagt die Expertin: "Das ist ja das Tolle an der Keramik. Glasuren, die eingebrannt sind, altern nicht. Im Gegensatz zu Gemälden bleibt bei der Keramikglasur diese leuchtende Farbe."
Nur angeheizt werden darf der barocke Kachelofen nicht mehr. Das ginge auch gar nicht, erklärt die Expertin. "Selbst für einen intakten Kachelofen ist jedes Anheizen ein unglaublicher Stress, deswegen werden museale Kachelöfen generell nicht mehr angeheizt."
Über drei Meter hoch und 600 Kilogramm schwer
Die Vorderseite des Ofens zeigt das bayerische Kurfürstenwappen. Vier ockerfarbene Löwen als Wappenhalter dienen als Füße, sie tragen den 600 Kilogramm schweren und 3,50 Meter hohen Kachelofen. Beheizt wurde er von hinten, also von der Wandseite aus, an der er stand. Damit die Hoheiten beim Anblick des Ofens nicht gestört wurden. Selbst die Standfläche des Ofens aus weißblauen Kacheln in Form der bayerischen Wappenrauten ist in großen Teilen erhalten geblieben.
Historischer Ofen in Dauerausstellung zu sehen
Auch Walter Rappelt, seit vielen Jahren Verwalter auf der Burg Trausnitz, kann kaum fassen, was in diesen Tagen geschehen ist. "Wirklich gerechnet habe ich damit nicht mehr. Denn als ich angefangen habe auf der Burg, da habe ich gesehen, das sind alles nur noch Fragmente von den Öfen." Auch er ist froh, dass dieser historische Kachelofen jetzt wieder in der Dauerausstellung auf der Burg zu besichtigen ist.
Die Burg Trausnitz ist im Winterhalbjahr täglich von 10-16 Uhr zu besichtigen, an Werktagen mit Führung, an Sonn- und Feiertagen in freiem Rundgang. Am 31.12.2022 sowie am 01.01.2023 und am Faschingsdienstag (21.02.2023) ist die Burg für die Besichtigung geschlossen. Weitere Informationen zur Burg sind unter www.burg-trausnitz.de zu finden.
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