Vanessa Lindner leert den Briefkasten und kümmert sich auch um die Haustiere
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Housesitterin Vanessa Lindner

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Daheim in fremden Wohnungen: Ein Leben als Housesitterin

Herumreisen, neue Menschen kennenlernen, fremde Landschaften sehen – Alltag für die Oberfränkin Vanessa Lindner. Als Housesitterin ist sie ständig unterwegs, hütet fremde Wohnungen, Häuser und Tiere für Menschen, die gerade nicht daheim sind.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Wenn Vanessa Lindner ihre Eltern in Weidenberg im Landkreis Bayreuth besucht, spürt sie: Das ist ihre Heimat. Die Wiesen und Felder kennt die 29-Jährige gut. Hier ist sie groß geworden, im Sommer über's Gras gerannt, im Winter Schlitten gefahren. Wenn sie mal da ist, genießt sie die Zeit in Oberfranken. Aber schnell zieht es sie auch wieder weg.

"Das ist halt einfach so eine Waage zwischen Heimweh und Fernweh. Und bei mir kippt das sehr oft ins Fernweh. Es gibt einfach so viel zu entdecken. Und ich möchte das einfach erleben und sehen. Ich finde das total schön." Vanessa Lindner

Housesitten: Fremde Küche, fremdes Bett

Ein Morgen im Heidekreis nahe Lüneburg. Vanessa Lindner macht Frühstück, deckt den Tisch. Auf den ersten Blick könnte man meinen, das sei ihre Küche. Normalerweise leben hier aber Johanna und Phillipp. Die Beiden verbringen ihre Elternzeit samt Tochter in Portugal. Sie haben Vanessa Lindner als Housesitterin gebucht. Denn die zwei Katzen mussten daheimbleiben und brauchen täglich Futter und Pflege. Richtig kennen tun sie sich nicht. Trotzdem haben Johanna und Phillipp der Housesitterin Verantwortung für Heim und Tiere übertragen. Regelmäßig ist die Familie mit Vanessa Lindner in Kontakt.

"Also ein bisschen Vertrauensvorschuss ist da schon dabei. Aber vor allem, dass Vanessa viel Öffentlichkeitsarbeit macht und im Internet viel unterwegs ist, das hat mir auch viel Vertrauen gegeben." Johanna

Ein Gefühl von Freiheit

Die Housesitterin verlangt kein Geld für ihren Einsatz. Sie arbeitet als Eventmanagerin, kann das meiste vom PC aus erledigen. Sie ist eine digitale Nomadin. Vanessa Lindner braucht keine eigenen vier Wände, um sich wohl zu fühlen. Klamotten hat sie ganz bewusst wenige, eigene Möbel auch nicht. Die Zeit zwischen zwei Housesits verbringt die gelernte Hotelfachfrau entweder bei ihrem Freund Thomas in Bamberg, unterwegs im Urlaub oder bei den Eltern in Oberfranken auf dem Land.

Ursprung in Amerika

Housesitting als Dienstleistung kommt ursprünglich aus Amerika, seit den 80er Jahren gibt es das auch in Deutschland. Zum Haushüten gehören auch oft Arbeiten im Garten und das Versorgen zurück gelassener Tiere aller Art. Dass diese Dienstleistung nicht bezahlt wird, so wie bei Vanessa Lindner, ist eher die Ausnahme. Hauptberufliche Housesitter werden oft per Agentur vermittelt. Das kann dann etwa 80 bis 100 Euro am Tag kosten.

Lindner lernt Heimat in Oberfranken schätzen

Vanessa Lindners Kalender ist gut gefüllt. Ihre Einsätze dauern etwa vier bis zwölf Wochen. Um Land und Leute kennenzulernen, wünscht sie sich schon ein bisschen Zeit. Was ihre Einsatzorte angeht ist, sie offen: Auch Aufträge in Franken sind willkommen, wegen seiner vielen malerischen Ecken. Seit sie so viel unterwegs ist, schätzt die junge Frau die Schönheit ihrer Heimat erst so richtig.

"Ich muss ganz ehrlich sagen, ich konnte es nicht wertschätzen, bis ich weggegangen und wiedergekommen bin. Wenn man den Vergleich hat und bewusst wiederkommt, dann wertschätzt man das ganz anders und sieht es mit ganz anderen Augen, als wenn man nur das hier kennt." Vanessa Lindner

Die Welt hat noch viel zu bieten, da ist sich Vanessa Lindner sicher. Eine Rückkehr in die Heimat, irgendwann – die schließt sie aber trotzdem nicht aus.

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